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Eishockey: Eisbären: Erfolg macht nachlässig

Die Eisbären sind verwundbar geworden: Der DEL-Tabellenführer hat sein drittes Spiel in Folge verloren. Doch von Krise kann keine Rede sein.

Berlin - Es hätte ja eine schöne Geschichte werden können. 0:4 liegen die Eisbären zurück. Nach 28 Spielminuten scheint alles gelaufen, und dann kommt der junge, in dieser Saison meist vom Trainer verschmähte Ersatztorwart und bringt den Gegner aus Hannover mit seinen Glanzparaden zur Verzweiflung, während auf der anderen Seite die Eisbären Tor um Tor schießen. Am Ende der erfolgreichen Aufholjagd ist dann Markus Keller der gefeierte Held. Leider war es am Sonntag nur fast so. Torwart Keller parierte zwar alles, nur endete die Aufholjagd seiner Berliner Mannschaftskameraden nach drei Toren. 3:4 – damit hatte der Tabellenführer der Deutschen Eishockey-Liga sein drittes Spiel in Folge verloren.

Die Eisbären in der Krise? Nein, dieser Interpretationsreflex greift nicht. Nach zehn Siegen in Folge hat der Deutsche Meister drei Mal binnen fünf Tagen unglücklich ausgesehen, führt die Tabelle aber immer noch mit zehn Punkten Vorsprung an. Die Eisbären in einer schwächeren Phase? Es scheint so. Auf jeden Fall offenbarten die Berliner zuletzt Konzentrationsmängel. Offensichtlich ging ihnen vieles zu einfach von der Hand, hat das Team durch die lange Siegesserie die Grenze von Selbstbewusstsein zur Selbstüberschätzung überschritten.

Es ist normal, dass in der 56 Spiele langen Hauptrunde der DEL ein Team seine Schwächephase hat, das war bei den Eisbären in den vergangenen Jahren auch immer so. Erstaunlich an der momentanen Berliner Schwächephase ist allerdings, dass sie sich nicht angedeutet hat und daher unnötig erscheint. So sagte etwa Hannovers bester Verteidiger Sascha Goc nach dem Erfolg seiner Mannschaft: „Seien wir doch mal ehrlich, als die Eisbären Ernst gemacht haben, hat man schon gesehen, dass sie die stärkere Mannschaft sind.“ Aber die Berliner hätten den Hannoveranern eben an diesem Tage erlaubt, Glück zu haben.

Tatsächlich agierten die Berliner gegen Hannover in der Verteidigung ungewohnt lax und wirkten in der Vorwärtsbewegung und im Überzahlspiel uninspirierter als sonst. Erfolg macht eben auch mal nachlässig und vor allem die Konkurrenz neidisch. „Die anderen Teams haben sich doch unsere vielen Siege angeschaut“, sagt Don Jackson. Der Berliner Trainer wittert eine ligaweite Verschwörung. Zwischen Düsseldorf, Mannheim und Hannover würden schon seit Wochen Spielaufzeichnungen ausgetauscht und konzertiert an Plänen gearbeitet, wie die Eisbären am besten zu schlagen sind. 14 Klubs gegen einen – glaubt Jackson.

Auch beim EHC Wolfsburg wird schon an einer Strategie gebastelt, wie denn der Deutsche Meister zu Fall zu bringen ist. Trainer Anton Krinner hat vor dem Spiel am Dienstag in Wolfsburg (Beginn 19.30 Uhr) angekündigt, dass seine Mannschaft die Berliner bezwingen werde. Das aber erscheint nun sehr schwer. Es ist davon auszugehen, dass sich die Eisbären gegen die vierte Niederlage in Folge vehement wehren werden. Denn sonst könnten sie vielleicht wirklich in eine Krise rutschen.

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