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Meister im Zusammenreißen. 2010 gewannen die Eisbären in Salzburg die European Trophy. Nach zwei Niederlagen zum Vorrundenauftakt marschierten die ungeschlagenen Berliner durch bis ins Finale, wo sie 5:3 gegen HV Jönköping aus Schweden gewannen.

© picture-alliance / Digitalfoto M

European Trophy: Die Eisbären auf Europa-Tour

Die Eisbären treten am Donnerstagabend im Viertelfinale der European Trophy bei den Vienna Capitals an – der Europapokal im Eishockey gewinnt immer mehr an Profil.

Ausflüge in Europa waren bei den Eisbären früher schon mal eine hastige Angelegenheit. Rein in den Flieger nach Schweden, Spiel in Karlstad, Heimflug. Alles in acht Stunden. Das war in den Spätneunzigern, als es die Berliner in der damaligen European Hockey-League (EHL) auf einen achtbaren dritten Platz schafften. Europäischer Wettbewerb im Klubeishockey, das war schön und gut, aber oft nicht so wichtig wie ein Ligaspiel gegen Iserlohn. Zumindest ein wenig hat sich da die Wertigkeit verschoben, wenn die Eisbären am Mittwoch im Viertelfinale der European Trophy in Wien gegen die Vienna Capitals antreten. Die Berliner nehmen den Wettbewerb ernst.

Vor der Saison hat Trainer Don Jackson von drei Hürden gesprochen, die er mit seinem Team bewältigen möchte: Die Hauptrunde und die Play-offs in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) und die European Trophy. Das zum dritten Mal ausgetragene einzige Europapokal-Turnier im Eishockey entschieden die Berliner 2010 schon einmal für sich. Seitdem hat der Wettbewerb an Profil gewonnen. Und das war nicht einfach, denn die Geschichte der europäischen Wettbewerbe im Eishockey ist durch Diskontinuität geprägt. Der alte Europapokal scheiterte, Formate wie die EHL und der Continental Cup ebenso. Im Fußball, Handball oder Basketball haben europäische Wettbewerbe einen gewachsenen Stellenwert. Im Eishockey sollte vor vier Jahren endlich etwas wachsen, unterfüttert mit Millionen aus Russland: Die Champions Hockey League (CHL). Zehn Millionen Euro an Siegprämien pro Saison gab es – eine Summe, die es außerhalb des Fußballs in Europaligen nicht zu verdienen gibt. Doch der Urknall CHL war ein Knallbonbon. Die russische Investorengruppe stieg aus, nach einer Saison stürzte die CHL zusammen. Der Weltverband IIHF, der das Projekt unterstützt hatte, spielte dabei eine unrühmliche Rolle, hatte er doch den Klubs zuvor versprochen, dass die Austragung der CHL auf drei Jahre gesichert sei.

Wann immer es um Titel geht, sind die Eisbären stark

Nach dem Absturz der CHL halfen sich die europäischen Spitzenklubs mit der Gründung der European Trophy selbst – ohne Weltverband und ohne russische Klubs. 2010 traten noch 18 Teams an, diese Saison waren es bereits 32. Das Turnier wird vor allem vor Saisonbeginn der jeweiligen Ligen ausgetragen. Das ändert sich aber allmählich, es gab jetzt Spiele bis zum November und jetzt die Endrunde im Dezember. Die Endrundenteilnehmer kämpfen nun nicht mehr um Millionen, sondern um ein Eishockey-Taschengeld. 360 000 Euro werden insgesamt beim Finalturnier verteilt, 50 000 für den Sieger des Endspiels.

Für Eisbären-Trainer Don Jackson ist es unstrittig, dass seine Mannschaft für den Turniersieg infrage kommt. „Wir haben in der Vorrunde gezeigt, wo wir stehen“, sagt er. Da haben die Berliner von acht Spielen nur zwei gegen den nationalen Konkurrenten Hamburg Freezers verloren. Wann immer es gegen internationale Gegner ging, haben die Eisbären gewonnen. „Diese Spiele gegen europäische Gegner sind meist auf einem sehr hohen Niveau“, sagt Stürmer André Rankel. „Das macht sehr viel Spaß.“ Und Wien sei eben so eine Herausforderung, die seine Mannschaft brauche, sagt Jackson. So sieht es wohl aus, denn der Deutsche Meister ist auch Meister im Zusammenreißen. Wann immer es ernst wird, besonders in Play-offs, sind die Eisbären stark. Wann immer sie der Ligaalltag langweilt, sind sie weniger stark. Zuletzt leisteten sich die Berliner in der DEL vier Auswärtsniederlagen am Stück – die jüngste in Iserlohn. Am Donnerstag im Viertelfinalspiel bei den Vienna Capitals (Beginn 20.30 Uhr, live auf Servus TV) werden die Berliner aber nicht mit Konzentrationsmängeln zu kämpfen haben, glaubt ihr Manager Peter John Lee: „Die Spieler sprechen viel über Wien, die sind fokussiert. Und das ist gut, wenn nicht nur der Manager, sondern auch die Mannschaft konzentriert ist. Der Wille ist da.“

Gewinnen die Berliner, dann spielen sie am Sonnabend in Wien das Halbfinale und dann am Sonntag womöglich im Finale von Bratislava. Aber davor stehen erstmal die Wiener, Tabellenführer ihrer Liga. Capitals-Trainer Tommy Samuelsson sagt, natürlich seien die Berliner Favorit. „Aber in einem Spiel ist alles möglich.“ Für die Berliner spricht allerdings, dass sie sich bis Spielbeginn in Wien akklimatisiert haben dürften. Sie huschen nicht mal schnell vorbei wie früher in der EHL. Die Eisbären sind bereits am Dienstag in Wien gelandet.

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