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Teambuilding. Die Eisbären freuen sich über ihre geschlossene Leistung.

© dapd

Wir sind wir: Das Selbstverständnis der Eisbären

Die Eisbären treten zum Play-off-Start mit einer Souveränität auf, die selbst dem Gegner imponiert. Die Kölner Haie müssen sich schon arg steigern, um den Berlinern gefährlich zu werden.

Von Katrin Schulze

Selbstbewusstsein hat seinen eigenen Sound. Im Berliner Eishockey hört man ihn meistens zu dieser Jahreszeit. So früh wie in diesem Jahr wummerte er aber wohl noch nie durch die Eishalle. 33 Minuten war die Endrunde um die Meisterschaft alt, da sangen die Anhänger in der Kurve zum ersten Mal ihr Lied vom Titel. Im Fortissimo teilte der Fanchor mit, dass die anderen Mannschaften der Liga, ihm – freundlich formuliert – herzlich egal sind. Und dass es sowieso nur einen geben kann, der Deutscher Meister wird: die Eisbären Berlin.

Nun fallen Entscheidungen im Eishockey gewöhnlich nicht derartig schnell. Nach insgesamt 60 Minuten im Viertelfinale lässt sich aber immerhin feststellen, dass die Eisbären kaum besser in die Play-offs hätten starten können und damit tatsächlich große Chancen besitzen, am Ende zum sechsten Mal Meister zu werden. „Fast perfektes Eishockey“ hatte der Berliner Angreifer André Rankel beim 5:1-Sieg gegen die Kölner Haie von seiner Mannschaft gesehen, und war daran mit seinen zwei Treffern selbst nicht ganz unbeteiligt. Es war schon erstaunlich, wie die Eisbären sich am Dienstagabend anstellten. Von Beginn an traten sie dermaßen dynamisch auf, dass den Haien gar nichts anderes übrig blieb, als sich konsequent in die Verteidigung zu flüchten.

Niemanden hätte es verwundert, wenn der Sieg noch höher ausgefallen wäre – 52 Mal schossen die Berliner aufs Tor. Die Kölner brachten es auf 13 Torschüsse und ihren Trainer zu leichter Verzweiflung. „Ich weiß nicht, ob ich jetzt Lobeshymnen auf die Eisbären singen soll“, sagte Uwe Krupp nach dem Spiel – und machte es trotzdem. Die Lernkurve seiner Haie müsse bis zum nächsten Aufeinandertreffen am Donnerstag in Köln (19.30 Uhr) schon „sehr steil ansteigen“, damit sie in der Best-of-seven-Serie gegen diese Eisbären noch etwas ausrichten können.

Denn, und das ist der andere Teil der Wahrheit, Köln wirkte in Auflage eins des Duells schon arg rat- und machtlos, was durchaus überrascht. Eigentlich ist der Trainer Krupp mit der Fähigkeit berühmt geworden, aus nominell schwächeren Mannschaften durch viel Coachen und noch mehr Reden Gewinner zu formen. So führte er das deutsche Nationalteam vor zwei Jahren bis auf den vierten Platz bei der WM. Jetzt sagt derselbe Mann: „Wir haben von den Eisbären Sachen gesehen, die wir bisher noch nicht gesehen haben. Wir haben viel gelernt.“

In der Tat machten die Berliner, kaum dass die Play-offs begonnen hatten, auch die Sachen richtig, über die sie in der Hauptrunde noch so manches Mal stolperten. Sie spielten nicht vogelwild nach vorne, sondern mit viel Sinn für die Defensive, und außerdem verhielten sie sich äußerst diszipliniert – nur einmal mussten sie in Unterzahl ran. Kapitän Richie Regehr lobte sein Team für das „kluge und energische Auftreten“. Es hätte alles umgesetzt, was der Trainer vorgab. „Aber das ist in den Play-offs ja normal.“

Noch überraschender als die Dominanz der Berliner ist nur, mit welcher Selbstverständlichkeit sie inzwischen vorgetragen wird. In der jüngeren Vergangenheit hatten die Eisbären gerade mit Spiel eins in der Endrunde so ihre Probleme; sie brauchten Zeit, um in den Rhythmus zu kommen. In der Saison 2011/2012 haben sie so viel Erfahrung gesammelt, um es besser zu machen. Die Eisbären wissen, dass es nur ein Spiel aus maximal sieben war und dass die nächste Partie komplett anders laufen kann – das betonen sie auch immer wieder. Inzwischen aber sind sie sich ihrer Stärke so bewusst, dass sie mit einer Attitüde auftreten, die man sonst nur aus München vom Fußball kennt. „Wir sind wir. Und wir haben ein Zeichen gesetzt“, sagte André Rankel kurz nachdem seine Schicht am Dienstag beendet war. Auch so kann Selbstbewusstsein klingen.

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