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Prof. Dr. Thomas Richter

© Oliver Elsner

Prof. Dr. Thomas Richter: Vernetzter Verkehr

In Zukunft sollen Autos und Navigationssysteme selber Verkehrsdaten liefern. So könnten Staus vermieden werden.

Der Verkehr heute ist geprägt durch viele sektorale Einzelsysteme. In den Städten wird er häufig über Lichtsignalanlagen gesteuert, die auf eigene Detektordaten zurückgreifen. Verkehrsadaptive Steuerungssysteme werden noch selten eingesetzt. Die Navigationssysteme erhalten über TMC nur eingeschränkt aktuelle Staudaten und kooperative Systeme stecken noch in den Kinderschuhen. Die Folge sind viele Staus und Unfälle. Im öffentlichen Bereich ist man noch weit von einer Integration entfernt, wenn man sich die unterschiedlichen Sharing Systeme oder den ÖPNV in den über 100 Verkehrsverbünden mit teilweise sehr individuellen Tarifstrukturen anschaut. Auch die neuen Mobilität Apps operieren weitgehend sektoral und optimieren häufig einseitig.

In der nahen Zukunft besteht die begründete Hoffnung, dass sich die kooperativen Systeme durchsetzen und die Fahrzeuge oder die Nutzer selber zuverlässige Verkehrsdaten liefern. Durch optimierte Prognoseverfahren können Navigationssysteme in die Zukunft blicken und drohende Staus vorhersagen. Der Verkehrsteilnehmer wird zum multimodalen Spontantraveller, der mit seiner App immer die beste Transportmöglichkeit findet und diese bequem über sein Smartphone abrechnet. Teilen statt besitzen heißt die Devise.

In der fernen Zukunft sehen uns viele in autonomen Fahrzeugen fahren. Die Verlagerung der Verantwortlichkeit auf das Fahrzeug bietet viele Chancen wie eine deutlich höhere Leistungsfähigkeit der bestehenden Infrastrukturen, mehr Mobilitätsmöglichkeiten für Alle, insbesondere Personen, die noch nicht oder nicht mehr Auto fahren können und vor allem deutlich weniger Staus und Unfälle. Auf dem Weg dahin müssen aber noch viele Herausforderungen gemeistert werden. Wie organisiert man die Übergangsphase mit dem ungleichen Mix aus Mensch und Maschine. Wie geht man mit den Verantwortlichkeiten um z.B. beim Systemausfall und vor allem, wie vermeidet man den Rückschritt in eine autogerechte Stadt? Es bleibt eine spannende Frage und das Institut für Land- und Seeverkehr der TU Berlin wird diesen Weg konstruktiv aber auch kritisch begleiten.

Zur Person

Technische Universität Berlin, Institut für Land- und Seeverkehr (ILS) Straßenplanung und Straßenbetrieb

Der 51-Jährige hat an der Universität Hannover Bauingenieurwesen studiert und promoviert. Seit 1993 ist er als Projektleiter und ab 2000 als Partner bei der Ingenieurgemeinschaft SHP Ingenieure in Hannover tätig. Im November 2003 erhielt er den Ruf an die TU Berlin im Fachgebiet Straßenplanung und Straßenbetrieb.

Links

www.strassenplanung.tu-berlin.de 

Schlagworte

Mobilitätsentwicklung Mobilitätsmanagement

Verkehrssteuerung Kooperative Systeme Autonomes Fahren

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