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Volksabstimmung: Was Schüler übers Pro-Reli-Ergebnis denken

Der Entscheid ist über die Bühne. Was halten Schüler vom Pro-Ethik-Ergebnis? Mit Wählern – und Nicht-Wählern – der Bröndby-Oberschule im Gespräch

Berlin hat abgestimmt, es bleibt alles beim Alten: Die Schüler haben weiterhin Ethik und können freiwillig Religion belegen. Der Grundkurs Politikwissenschaft aus der zwölften Jahrgangsstufe der Bröndby-Oberschule aus Lankwitz war gestern zu einem Redaktionsbesuch beim Tagesspiegel – dabei ging es auch um den Volksentscheid. Was halten eigentlich Schüler vom Ergebnis? Und schon gehen die Gespräche untereinander los. Drei der 15 Schüler haben gewählt, die Mehrheit der Klasse ist 18 Jahre alt.

Stefan Burczyk ist einer von denen, der die Schritte zum Wahllokal am Sonntag gegangen ist. „Ich finde, dass das ein wichtiges Thema ist. Außerdem: Wenn ich schon mal etwas mitbestimmen kann, sollte ich das auch tun“, sagt der 18-Jährige. Er könne nicht verstehen, warum so wenige aus seinem Kursus gewählt haben. „Das Interesse müsste doch eigentlich da sein.“ Anders sieht das René Patz, der sich nicht wirklich für den Volksentscheid erwärmen konnte. „Wir haben kein Ethik mehr, es betrifft mich also gar nicht. Insofern war die Wahl für mich eher uninteressant“, sagt er. Eine Meinung zu dem Thema hatte er zwar, wollte aber kein Kreuz auf einem Wahlzettel machen. Seine Mitschülerin Madeleine Drews konnte seine Argumentation nicht nachvollziehen. „Das ist doch sehr kurzfristig gedacht. Irgendwann hast auch du mal Kinder, die in die Schule gehen“, sagt sie. Stefan Burczyk stimmt ihr zu. Er findet Religionen spannend, er hat das Fach immer freiwillig gewählt.

Haben denn eigentlich alle Schüler das Anliegen von Pro Reli verstanden? „Religion kann doch kein Pflichtfach sein“, sagt Patz aufgeregt. „Davon war doch nie die Rede“, entgegnet Burczyk – es sei doch um die Wahlpflicht zwischen Ethik und Religion gegangen.

Im Unterricht haben sie eher wenig über den Volksentscheid geredet, sagen die Schüler. Zeitungen und Eltern waren eher die Informationsquelle. „Aber im Leistungskurs Politik, da hatten wir ausgiebige Diskussionen“, schiebt Lehrer Thomas Günther nach. Nicht aber im Grundkurs, der dafür jetzt umso leidenschaftlicher diskutiere. Unter den Lehrern selbst sei die Debatte auch eher wenig geführt worden, sagt Referendarin Johanna Baumann. „Erst später, kurz vor der Wahl, kam das Thema häufiger auf. Auch, ob man abstimmen gehen soll“, sagt die 26-Jährige. Worin sich alle Schüler einig waren: „Man hätte erst uns Schüler fragen sollen, dann die Eltern“, sagt Madeleine Drews.

Auch Schüler Simon Kretschmer findet es schade, dass so wenige seiner Mitschüler wählen gegangen sind. Er habe sein Kreuz gemacht, weil es ihm wichtig war, mitzuentscheiden. „Dafür ist die Demokratie doch da“, sagt der 18-Jährige. Das Ergebnis des Volksentscheids hat den Kurs nicht sehr bewegt. „Natürlich finde ich es gut, dass im Ethikunterricht gemeinsam Werte und Weltanschauungen gelehrt werden“, sagt Madeleine Drews. Sie war trotzdem nicht wählen. „Ich hätte mich mit beidem arrangiert, es machte für mich wenig Unterschied“, sagt sie.

Aber es hätten ja nicht alle gemeinsam Religionsunterricht gehabt, wenn Pro Reli gewonnen hätte, gibt Luisa Bredlow zu bedenken. Für sie war das ein wichtiger Punkt. „Dann sitzen die Katholiken zusammen und die Muslime und so weiter. Austausch wäre nicht mehr möglich gewesen.“ Ihr Mitschüler Sebastian Ludwig sieht das ähnlich. „Man will doch auch die anderen Glaubensrichtungen verstehen lernen.“ Und gerade in Berlin sei das wichtig: „Wir sind hier doch in einer Multikulti-Stadt mit verschiedenen Vorstellungen von Gott und der Welt“, sagt er. Die anderen nicken. Es herrscht ein großer Konsens bei den Schülern darüber, dass sie andere Religionen kennen und verstehen lernen wollen. Gemeinsam. Saskia Weneit

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