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Packende Duelle: Nico Rosberg (v.) hatte gegen Lewis Hamilton die Nase vorn.

© dpa

Update

Formel 1 - Großer Preis von Brasilien: Nico Rosberg siegt und wahrt seine WM-Chance

Nico Rosberg siegt im Nervenkrimi von São Paulo und sorgt noch einmal für etwas mehr Spannung beim Formel-1-Titelfinale gesorgt. Dabei war besonders die Schlussphase des Rennens packend.

Der Ratschlag des noch amtierenden Formel-1-Weltmeisters hat geholfen. „Er darf nicht verkopfen und alles verkomplizieren, sondern er muss versuchen, sein Ding zu machen“, hatte Sebastian Vettel seinem Kollegen Nico Rosberg vor dem Großen Preis von Brasilien empfohlen. Der Mercedes-Pilot nahm sich den Rat seines Landsmanns zu Herzen. Schnörkel- und fehlerlos fuhr Rosberg zum Sieg, unterbrach die seit fünf Formel-1Rennen andauernde Siegesserie seines Teamkollegen Lewis Hamilton und verkürzte seinen Rückstand in der WM vor dem letzten Lauf auf 17 Punkte.

Das Rennen in Sao Paulo war genau das, was die zuletzt geschundene Rennfahrerseele Rosbergs benötigte. In jedem Training war er schneller als Hamilton gewesen, hatte sich die Poleposition gesichert, kam am Start als Erster weg und konnte das Rennen von der Spitze kontrollieren. „Ich kann mit diesem Wochenende wirklich zufrieden sein“, sagte der strahlende Rosberg auf dem Siegerpodest. Neben ihm standen Hamilton und Lokalmatador Felipe Massa, der als Dritter von den Fans fast noch mehr gefeiert wurde als die beiden Mercedes-Piloten. „Ich habe mich die ganze Zeit über im Auto sehr wohl gefühlt, konnte auch immer attackieren, dann den Abstand zu Lewis immer so unter Kontrolle halten“, erzählte er dem dreimaligen Weltmeister Nelson Piquet, den das allerdings deutlich weniger zu interessieren schien als die Frage an Lewis Hamilton, wo denn dessen Freundin sei. „Zu Hause“, konterte Hamilton.

Der Brite gab sich trotz der knappen Niederlage locker und gelassen – schließlich weiß er, dass ihm jetzt auch ein zweiter Platz hinter Rosberg beim Finale in Abu Dhabi zum Titelgewinn reicht. Restlos glücklich war er aber nicht, denn ohne seinen dicken Fehler in der 28. Runde hätte er gewinnen können. Bei dem Versuch, Rosberg nach dessen Boxenstopp zu überholen, leistete er sich einen halben Dreher und verlor über acht Sekunden. „Als das passiert ist, hatte ich schon eine Sekunde Vorsprung auf Nico herausgeholt, es hätte also wohl gereicht“, sagte Hamilton. „Aber es ist eben passiert, und danach hat sich Nico auch sehr stark verteidigt und ist super gefahren.“ Der so Gelobte meinte: „Ich habe sicherlich aus dem letzten Rennen in Austin etwas gelernt – da ist es mir ja nicht gelungen, diese Kontrolle zu behalten, hier ist es mir geglückt.“

Nico Rosberg hielt dem Druck von Lewis Hamilton stand

Allerdings verlor Rosberg diese acht Sekunden auf den furios heranstürmenden Hamilton wieder. In den letzten 15 Runden hing der Brite ganz dicht am Getriebe seines Teamkollegen. Auch weil der WM-Führende einen Gewaltakt offensichtlich nicht riskieren wollte, hielt Rosberg diesmal dem Druck stand und konnte den Sieg ins Ziel bringen. Niki Lauda, bekanntermaßen eher ein Hamilton-Fan, zog deshalb seine Kappe auch vor Rosberg. „Er war dieses Wochenende unglaublich stark, so stark, dass er ja einen zuletzt auch immer sensationell starken Lewis in einen Fehler getrieben hat“, sagte der Aufsichtsratschef des Mercedes-Teams. „Dieses Rennen war für ihn psychologisch sicher ganz, ganz wichtig, denn er hat es geschafft, den Lauf von Lewis zu stoppen. Das wird ihm noch einmal extra Auftrieb geben.“ Rosberg kann nun nach diesem kleinen mentalen Aufbaukurs etwas zuversichtlicher in das große Finale gehen. Seine Ausgangslage aber bleibt ungünstig: Trotz der doppelt vergebenen Punkte in Abu Dhabi reicht ihm ein Sieg nur zum Titel, wenn Hamilton bestenfalls Dritter wird. Sollte der Brite ausfallen, muss der Deutsche mindestens Fünfter werden.

Dem Showdown in zwei Wochen fiebert nun der ganze Mercedes-Rennstall entgegen. Die größte Angst im Team ist die, dass die WM durch einen technischen Defekt an einem der Autos entschieden wird. „Wir werden alles tun, damit das nicht passiert, alle Teile noch einmal auswechseln, nur noch Material mit sehr geringen Laufzeiten verwenden“, so Teamchef Toto Wolff. Wobei er sich mit Niki Lauda einig ist: „Eine Garantie gibt es nie.“

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