zum Hauptinhalt
Brasilianer im Regen. Bruno Senna feierte mit Platz sieben im Qualifying ein gelungenes Debüt im Renault.

© reuters

Formel 1: Letzte Runde vor Gericht

Heidfeld wehrt sich gegen seine Ausbootung, doch Renault hat andere Pläne.

Es gab Zeiten in der Formel 1, da waren schon Mitte des Jahres die Transfers für die nächste Saison das große Thema. In diesem Jahr hingegen ist es anders, vielleicht weil die meisten Rennställe ihre Planungen längerfristig vorangetrieben haben. Und nachdem jetzt auch noch das Red-Bull-Team den Vertrag von Mark Webber für ein weiteres Jahr bestätigt hat, gibt es bei den größeren Teams nur noch eine einzige Baustelle – bei Renault.

Viel hängt dort davon ab, ob der im Februar bei einen Rallye-Unfall schwer verletzte Robert Kubica überhaupt wieder fit genug wird, um ins Formel-1-Cockpit zurückzukehren. Auch wenn der Pole betont, dass sein Ziel sei, 2012 wieder zu fahren, mehren sich doch die Zweifel, ob das realistisch ist. Denn er muss sich jetzt noch einmal einer Operation am Ellbogen unterziehen, wie es danach mit der Beweglichkeit und Feinfühligkeit in den Fingern aussieht, ist offen. Hinzu kommt das Problem, dass sein Vertrag bei Renault am Ende der Saison offiziell ausläuft. Man müsste ihm also einen neuen geben, wohl ohne zu wissen, wie es um seine Leistungsfähigkeit bestellt ist.

Dass Renault Alternativen für den zweiten Platz neben Witali Petrow suchen muss, ist klar – und man tut es auch. Der jetzige Wechsel von Nick Heidfeld zu Bruno Senna ist ein klares Zeichen dafür. Wenn der Neffe des 1994 in Imola tödlich verunglückten dreimaligen Weltmeisters Ayrton Senna in den kommenden Rennen Leistung beweisen kann, hat er sicher keine schlechten Chancen. Zumal er im Qualifying sofort auf Platz sieben fuhr und seinen Teamkollegen Witali Petrow hinter sich ließ. Auch ist Brasilien für den Lotus-Renault-Besitzer Gerard Lopez mit seiner Investmentfirma Genii eine sehr interessante Business-Chance, und Senna hat durchaus Möglichkeiten, für 2012 noch weitere Sponsorgelder aufzutreiben. Womit der zweite Kandidat, der von Renault-Teamchef Eric Boullier gemanagte Franzose Romain Grosjean, der neue GP-2-Meister, nicht dienen kann.

Wenn Boullier erzählt, der Fahrertausch hätte mit kommerziellen Aspekten nichts zu tun, ist das genauso wenig die ganze Wahrheit wie das Argument der Heidfeld-Seite, die behauptet, es sei nur um finanzielle Dinge gegangen. „Ich war nicht sehr zufrieden mit dem Speed und der allgemeinen Leistung von Nick Heidfeld als erfahrenem Piloten, das ist es“, erklärt Boullier. Heidfeld sei ein netter Kerl, doch etwas habe nicht funktioniert: seine Art, das Team zu führen. „Wenn du eigentlich meistens langsamer bist als Witali Petrow, dann ist es schwierig, das Team anzutreiben und sich als Teamleader zu etablieren.“ Das habe eine negative Spirale in Gang gebracht und die sei schwer zu stoppen gewesen. „Deshalb musste ich etwas ändern, um alle im Team wachzurütteln.“

Nick Heidfeld will sich mit seinem Rauswurf noch nicht endgültig abfinden. Der Rechtsstreit zwischen ihm und seinem Noch-Team geht in drei Wochen vor dem englischen High Court in London in die nächste Runde. Zunächst hatte das Gericht entschieden, dass Senna fahren könne. „Die Zwischenentscheidung des Gerichts verletzt nicht die Tatsache, dass Nick einen gültigen Vertrag als einer der beiden Einsatzfahrer des Teams besitzt“, argumentiert Heidfelds Anwalt Stefan Seitz. „Wir werden nicht ruhen, bevor Nicks rechtliche Position nicht voll wiederhergestellt ist.“ Heidfelds Manager Andre Theuerzeit geht sogar soweit, zu sagen: „Wir alle hoffen, dass Nick in Singapur wieder im Cockpit sitzen wird.“

Die Chancen dafür sind gering. Noch nie konnte sich ein Formel-1-Fahrer durch eine Klage einen Platz erstreiten. „Jetzt gehen sie vor Gericht, weil sie nicht glücklich sind und verklagen mich vielleicht wegen etwas anderem, ich weiß nicht“, sagt Renault-Teamchef Boullier. Wahrscheinlich für eine höhere Abfindung.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false