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Norbert Haug konnte zuletzt kaum noch Erfolge vorzeigen.

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Kommentar: Haugs Abschied: Am Ende steht die Null

Manchen Triumph hat Norbert Haug verantwortet, doch zuletzt fuhren seine Autos nur noch hinterher. Wie es nach ihm weiter gehen soll, scheint aber auch im Hause Mercedes derzeit unklar.

Von Christian Hönicke

Statistiken sind die Leidenschaft von Norbert Haug. Die Zahlen sind seine Freunde, wenn er die Welt so darstellt, dass sie für ihn vorteilhaft ist. Selbst in der Mitteilung, die sein Ende als Mercedes-Motorsportchef nach 22 Jahren konstatiert, wimmelt es noch von Haug’schen Zahlenkolonnen, die seine Erfolge belegen sollen. Am Ende ist er zumindest in den Spalten Erfolg und Fürsprecher beim traurigsten statistischen Element angelangt: bei der Null.

Manchen Triumph in der DTM und der Formel 1 hat der frühere Journalist verantwortet, doch zuletzt fuhren seine Autos nur hinterher. Daran änderte auch sein autoritärer Führungsstil wenig. Ehrgeizig war er zwar, aber Mitarbeiter beschreiben ihn auch als cholerisch und übergriffig.

Dennoch war Haug dank seiner Verbindungen in den Vorstand lange sakrosankt. Doch als sich der Erfolg im neuen Formel-1-Firmenteam auch mit gewieften Zahlendrehern nicht herbeireden ließ, als er sich im Zuge der Bestechungsaffäre auch noch mit dem mächtigen Formel-1- Boss Bernie Ecclestone anlegte, da wurde es einsam um ihn. Die Installation von Niki Lauda als Formel-1-Unterhändler für Mercedes läutete seinen Abschied ein.

Wie es weiter gehen soll, scheint auch im Hause Mercedes unklar. Lauda mag als Berater ein Gewinn sein, als Firmenrepräsentant und Leiter eines Rennstalls ist der wankelmütige Österreicher kaum die richtige Wahl. Intern hat Haug wie alle Autokraten wenig getan, um einen Nachfolger aufzubauen. Weil Mercedes ihn gewähren ließ, ist der Motorsportsektor der Firma nun gemeinsam mit ihm bei der Zahl angekommen, die das Ende und den Anfang zugleich symbolisiert. Es ist die Stunde Null.

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