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Neues Fahrzeug? Schumacher bewegte sich in Singapur auf zwei Rädern.

© dapd

Schumachers Zukunft: Gerüchte auf Rädern

Noch immer ist Michael Schumachers Zukunft bei Mercedes ungeklärt – kommt Lewis Hamilton?

Vor ein paar Wochen waren es nur ein paar verrückte Gedankenspiele. Weil in der Formel 1 Michael Schumacher bei Mercedes seinen Vertrag noch nicht verlängert hat, spekulierten einige im Fahrerlager, dass Lewis Hamilton sein Nachfolger werden könnte. Der Brite zögert bei McLaren ebenfalls noch mit seiner Vertragsverlängerung. Inzwischen scheint aus diesem Gerücht langsam etwas Handfestes zu werden. Es mehren sich die Indizien, dass man bei Mercedes tatsächlich lieber Lewis Hamilton von McLaren abwerben will, als ein weiteres Jahr mit Michael Schumacher zu fahren. Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug verkündete am Rande des Großen Preises von Singapur, man beschäftige sich natürlich mit Alternativen. Hamilton ist jünger, schneller und würde weltweit besser zur Popstar-Ikone für die Jugend taugen, der neuen Zielgruppe von Mercedes. Der 43 Jahre alte Schumacher wird seit neuestem mit einer Management- und Markenbotschafter-Position bei Mercedes in Verbindung gebracht, wenn Hamilton tatsächlich kommen sollte.

In jedem Fall führt die weiterhin ungeklärte Situation zu immer wüsteren Spekulationen. Da allgemein bekannt ist, dass Schumacher eigentlich lieber weiterfahren als aufhören würde, wird jetzt schon davon geredet, dass der siebenmalige Weltmeister dann nächstes Jahr im Schweizer Sauber-Team fahren könnte. Dort lieferte Peter Sauber, für ein bisschen Aufmerksamkeit auch dankbar, gleich das passende Zitat: „Ich würde ihn jederzeit sofort nehmen!“ Und Schumachers Managerin Sabine Kehm setzte sich beinahe provokativ öffentlich im Fahrerlager zu einem Gespräch mit Sauber und Monisha Kaltenborn, der Sauber-Geschäftsführerin, zusammen.

Dass so ein Wechsel tatsächlich realistisch werden könnte, darf freilich schon bezweifelt werden. Dass Mercedes Schumacher, der schon einen langfristigen Vertrag als Markenrepräsentant haben dürfte, so einfach zu Sauber gehen lässt, ist mehr als unwahrscheinlich. Immerhin fährt Sauber mit Ferrari-Motor und ist seit der unfriedlichen Trennung von Mercedes als Motorenlieferant 1994 mit den Stuttgartern verfeindet. Und das Schumacher es sich antut, bei einem – wenn auch derzeit guten – Privatteam anzuheuern, kann man sich auch kaum vorstellen. Das wäre dann der endgültige Abstieg für den Rekordweltmeister.

Dass Lewis Hamilton McLaren gegen Mercedes eintauscht, ist allerdings durchaus vorstellbar. Nicht nur, weil ihn sein eigener Manager Simon Fuller dazu drängt. Der würde dann endlich mal gut mitverdienen. In England heißt es, Fuller habe mit Hamilton nicht den üblichen Vertrag über 15 oder 20 Prozent vom Gesamteinkommen abgeschlossen – sondern einen über 50 Prozent von allen privaten Sponsordeals. Und bei McLaren sind den Fahrern schon Privatsponsoren fast komplett verboten – bei Mercedes wird das wesentlich lockerer gehandhabt. Außerdem will Fuller Hamilton als großen Star vermarkten, wie er es auch mit David Beckham getan hat. Das geht mit einem Weltkonzern wie Mercedes besser als mit McLaren.

Und so pokert Hamilton mit dem Team, das ihn in die Formel 1 lotste. Zwar verkündet Teamchef Martin Whitmarsh offiziell immer noch, dass man Hamilton halten wolle. Doch unübersehbar ist auch, dass sich der Weltmeister von 2008 und sein Rennstall auseinandergelebt haben. Es gibt immer wieder auch größere Differenzen – wie zuletzt, als der verärgerte Hamilton in Spa interne technische McLaren-Daten über Twitter verbreitete.

Bei Mercedes muss in der kommenden Woche noch der Aufsichtsrat alle endgültigen Grundsatzentscheidungen in Sachen Formel 1 absegnen, nachdem vorstandsintern bereits letzte Woche alle Signale auf „Grün“ gestellt wurden. Erst danach können wohl auch endgültige Verträge gemacht werden – mit wem auch immer.

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