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Gefahr im Rückspiegel. Vettel steuert auf den dritten Titel in Folge zu, doch Alonso (l.) lauert auf einen Fehler.

© nordphoto

Vor dem Formel-1-Finale: Alonso hat nichts zu verlieren, Vettel schon

Sebastian Vettel geht als Favorit ins WM-Finale am kommenden Wochenende in Brasilien, doch sein Auto bereitet Sorgen. Dazu ist auch noch Regen vorhergesagt - Rivale Fernando Alonso gibt sich kämpferisch.

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Für Bernie Ecclestone ist vor dem Saisonfinale in Brasilien am Wochenende völlig klar, wer den Titel gewinnen wird. „Ich denke, man sollte auf Sebastian wetten“, erklärte der Formel-1-Boss und meinte Sebastian Vettel. „Er verdient den Titel vielleicht etwas mehr. Er hat eben bis jetzt mehr Punkte geholt.“ Dem konnte man nach dem Großen Preis der USA kaum widersprechen. Vettel hatte als Zweiter des Rennens den Konstrukteurs- Titel für Red Bull gewonnen und seinen Vorsprung auf Verfolger Fernando Alonso um drei Punkte auf 13 ausgebaut. Das einzige Problem für den großen Favoriten: Der Red-Bull-Pilot kann eigentlich gar nicht mehr viel gewinnen, nur verlieren.

Vettel selbst weiß am besten, wie schnell ein Vorsprung aufgebraucht sein kann. 2010 lag er vor dem letzten Rennen sogar 15 Punkte hinter Alonso, fing ihn aber in Abu Dhabi doch noch ab. Erschwerend hinzu kommt diesmal, dass Vettels Gegner offenbar wild entschlossen ist, selbst zwielichtige Manöver im WM-Endkampf auszuführen. In Austin dehnte Ferrari das Reglement mal wieder bis an die Schmerzgrenze. Das Team brach ein Siegel am Getriebe von Alonsos Teamkollegen Felipe Massa mutwillig auf und provozierte so eine Strafe von fünf Startplätzen für den Brasilianer. So rutschte Alonso vor auf Startplatz sieben und auf die saubere Seite der Startaufstellung, wurde am Ende Dritter und rettete seine WM-Chancen ins letzte Rennen.

Das Manöver wurde nachher im Fahrerlager kontrovers diskutiert. Alonso erklärte, er sei „stolz auf diese Entscheidung“. Doch McLarens Teamchef Martin Whitmarsh fand die Aktion alles andere als sportlich, „vor allem, weil dabei auch noch Unbeteiligte benachteiligt wurden. Die Fahrer, die dadurch von der guten auf die schlechte Seite rutschten, also Hülkenberg, Grosjean und Senna. Wenn ich einer von denen gewesen wäre, hätte ich mich wahnsinnig geärgert. Wir bei McLaren hätten so etwas nicht gemacht.“ Vettel versuchte, die streitbare Taktik zu ignorieren. „Was die anderen machen, liegt nicht in unseren Händen“, sagte er. „Wir müssen uns auf jeden Schritt konzentrieren.“

Das ist schwer genug, wie sich in den USA zeigte. Dort verlor er den Sieg etwas unglücklich, weil er auf den überrundeten Inder Nahrain Karthikeyan im HRT auflief. So konnte Hamilton aufschließen und zwei Kurven später überholen. Bei Red Bull regte man sich über den Hinterbänkler auf, doch Karthikeyan rechtfertigte sich: „Ich habe nichts falsch gemacht, Rennleiter Charlie Whiting hat bei der Fahrerbesprechung extra gesagt, dass man dort in dem Kurvengeschlängel nicht Platz machen muss, weil es da nicht risikolos geht. Hat Vettel da nicht zugehört?“

So startet Vettel statt mit möglichen 20 Punkten Vorsprung nur mit 13 ins Saisonfinale. Trotzdem erklärte er, er habe ein gutes Gefühl. „Wir haben in Austin das Bestmögliche herausgeholt und das Auto ist fantastisch gelaufen.“ Ein vierter Platz würde ihm am Sonntag zum dritten Titelgewinn in Folge reichen, selbst wenn Alonso gewinnen würde. Bei einem Ausfall des Heppenheimers müsste Alonso wiederum mindestens Dritter werden, um ihm den Titel doch noch vor der Nase wegzuschnappen. So ein Ausfall ist in der Formel 1 allerdings nie ausgeschlossen – vor allem nicht bei Red Bull. Vettels Auto hat sich in diesem Jahr nicht gerade als das allerzuverlässigste im Feld präsentiert. Schon zweimal streikte bei ihm in dieser Saison die Lichtmaschine im Heck, in Valencia und in Monza. Der Motorenlieferant Renault hatte das Problem schon gelöst gewähnt, doch das leidige Thema steht seit dem erneuten Defekt bei Mark Webber in Austin wieder ganz oben auf der Liste der Stirnfaltenmacher. Red Bulls Teamchef Christian Horner gab zu: „Das macht uns schon Sorgen.“ Der Technische Direktor Adrian Newey sprach gar von einer „tickenden Zeitbombe. Man weißt nicht, wann das Ding explodiert.“

Solche Unwägbarkeiten sind die größten Trümpfe in Alonsos Hand. Weil sein Ferrari unter regulären Bedingungen kaum mit Vettel mithalten kann, beschwor der Asturier auch das in Sao Paulo immer wieder unberechenbare Wetter: „Vielleicht regnet es ja.“ In der Tat ist für das Wochenende Regen angekündigt, und dann ist auf der buckeligen Strecke ganz schnell ein Abflug drin. „Auf dem Papier liegt unsere Chance vielleicht nur bei 25 Prozent“, sagte Alonso. „Aber tief in mir spüre ich, dass es viel mehr ist. Diese Saison hat gezeigt, dass alles passieren kann. Und wir haben nichts zu verlieren.“ Das sieht bei Sebastian Vettel etwas anders aus.

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