Die Autorin Maria Holma beschreibt 1905 ein Gespräch von Frau zu Frau im Privatsalon. Die eine ist glücklich verheiratet, aber nicht ohne Geheimnisse. Die andere, emanzipiert, gebildet und frei. Sie hätte auch gerne Geheimnisse. Ein Text von bestechender Aktualität.
Fraktur! Berlin-Bilder aus der Kaiserzeit
Majestäten im Tiergarten, Frauen hinterm Steuer, Nacktturner auf dem Vormarsch – vor hundert Jahren war Berlin auch schon ziemlich sexy. Mit Berlin-Bildern aus der Kaiserzeit geht der Tagesspiegel auf Zeitreise. Auf dieser Themenseite können Sie alle Beiträge der Serie aus unserer Sonnabend-Beilage MEHR BERLIN nachlesen.
Aktuelle Artikel
Otto Brahm macht sich am Deutschen Theater mit Ibsen und Hauptmann unsterblich. Aber bei Richard Alexander, dem Boulevard-Star des Residenz-Theaters lacht Berlin - in Serie. Der Alexanderplatz wurde trotzdem nicht nach ihm benannt. Erinnerung an eine längst vergessene Rampensau.
Eine Postkarte ist eines der wenigen verbliebenen Zeugnisse des Berliner Straßenpoeten Mathias Weber. In der Kaiserzeit wurde er als "Reformdichter" gefeiert und stand Malern als Heiland Modell. Erinnerung an einen Großstadt-Heiligen.
Er reitet für Deutschland: Kronprinz Wilhelm, der Sohn des letzten deutschen Kaisers, ist ein begeisterter Sportler und Soldat. Allzeit bereit für die Thronfolge. Doch es hat nicht sollen sein. Ein Auszug aus seinen Erinnerungen.
Raus aus den Klamotten: Die frühe Nudistenszene im Kaiserreich will mit Sonnenbädern und Nackttänzen die Gesundheit fördern und den Volkskörper veredeln.
Berliner Kaufleute feiern 1909 die Vereinigung von Kunst und Reklame - beim ersten Schaufenster-Wettbewerb gestalten Werkbund-Künstler die Auslagen von Geschäften.
Nach 120 Jahren schließt im März 1903 die älteste Berliner Weißbierkneipe in der Berliner Charlottenstraße. Bei den Wirtsleuten Schoof wird die Weiße nach alter Manier aus großen Schalen getrunken.
Betuchte Damen gründen 1905 in der Potsdamer Straße den Lyceum-Klub. Die Frauenvereinigung soll die Karrieren von Künstlerinnen und Wissenschaftlerinnen fördern.
Der Bildhauer Eugen Boermel hat Sinn fürs Kolossale. Für ein Reiterstandbild zu Ehren Kaiser Wilhelms I. arbeitet er 1903 an einer Borussia-Statue. Das Denkmal wird im Herbst 1903 in Danzig enthüllt, 1945 von der Roten Armee abgerissen.
Rheinischer Karneval in der kaiserlichen Reichshauptstadt, das fordert den ganzen Jeck. Denn die bierernsten Behörden machen es den Narren nicht leicht.
Die Polen-Partei vertritt die Interessen von drei Millionen Polen im Kaiserrreich. Doch die Germanisierungspolitik in den preußischen Ostprovinzen erschwert das Zusammenleben.
Nach einer Schlittenfahrt wird im Jagdschloss Grunewald im Januar 1891 ausgelassen gefeiert - Angehörige der Hofgesellschaft kommen sich näher als die Etikette vorsieht. Die Orgie löst einen Sexskandal aus, der tödlich endet.
Unter dem "Industriekaiser" Wilhelm II. kommen die Kinder oft zu kurz: Die Säuglingssterblichkeit ist hoch. Die Kaiserin wirbt fürs Stillen und verbesserte Kinderpflege.
Der Hotelier Carl Kohlis wirbt in der bierseligen Reichshauptstadt für den Wein als Nationalgetränk der Deutschen - mit Gedichten rund um die Rebe.
Der Komödiant Henry Bender zählt zu den beliebtesten Revuestars der Kaiserzeit. Berühmt wurde er 1908 mit seinem "Schutzmannlied", das der Nachwelt als früher Tonfilm erhalten blieb.
Berlin ist eine Reise wert: In der Kaiserzeit entwickelt sich die Stadt zum Anziehungspunkt für Touristen aus aller Welt. Bis Deutschland sich im Ersten Weltkrieg international isoliert.
Der Drill ist hart und das Leben der einfachen Soldaten karg in der Kaiserzeit. Zu Weihnachten kehrt ein wenig feierlicher Glanz ein in die Kaserne.
Die Ballsaion ist der Höhepunkt des Festjahres im kaiserlichen Berlin - immer mit von der Partie: Die Berichterstatter von der Presse und jede Menge Uniformträger.
Von November bis März fließt mit dem Champagner Leichtigkeit ins Leben der kaiserlichen Reichshauptstadt. Unzählige Tanzfeste verwandeln Berlin in eine "Ballhölle".
Mehr als 60 große und kleine Ausstellungen im Jahr muss der Berliner Kunstfreund um 1900 gesehen haben. In den Galerien und Salons der Stadt trifft er auf merkwürdige Typen.
Die Familie kommt auf den Trichter: Mit dem Grammophon zieht die Unterhaltungsmusik ins Wohnzimmer. Und der erste "Schallplattenkönig" kommt aus Berlin.
Zehntausende Berliner leben um 1900 von Heimarbeit - auch Kinder müssen zu Hause mithelfen. Ein Gewerkschaftskongress macht 1904 auf das Elend der Beschäftigten aufmerksam.
Unter der Armut in den Arbeitervierteln leiden besonders die Kinder. Der jüdische Kaufmann Herrmann Abraham gründet Volksküchen, um die Not zu lindern - und wird für seine Wohltätigkeit angefeindet.
Von prächtig gelockten Koteletten bis zum jung-dynamischen Schnäuzer: Der Kaiser-Wilhelm-Bart wird zum modischen Leitbild für den patriotischen Herren.
Anfang des 20. Jahrhunderts wächst Berlin über seine Grenzen hinaus. Für wohlhabende Bürger entstehen neue Wohnquartiere in den benachbarten Städten. Die machen sich Konkurrenz im Werben um neue Bürger.
Der Publizist Maximilian Harden hält Kaiser Wilhelm II. für einen politischen Schwächling und behauptet: Homosexuelle Beziehungen im Beraterkreis des Monarchen begünstigten dessen Verweichlichung.
Zum Tier pflegt der Berliner seit je ein inniges Verhältnis. Auch vor hundert Jahren war die Reichshauptstadt schon ziemlich auf den Hund gekommen.
Der Dramatiker Frank Wedekind und seine junge Frau Tilly gehorchen den Gesetzen des Skandals. So erwartet es das Publikum. Und sie wissen ihr Liebesleid effektvoll zu inszenieren.
Am Hochbahn-Knotenpunkt Gleisdreieck kollidieren im September 1908 zwei Züge. 20 Menschen sterben. Es ist das schwerste Unglück auf der wenige Jahre zuvor eröffneten Stammbahn.
Nach der Niederschlagung des Boxer-Aufstands in China fordert Wilhelm II. Satisfaktion: Eine Sühne-Gesandtschaft aus dem Reich der Mitte reist im September 1901 nach Berlin, um Abbitte zu leisten.
Der "kluge Hans", ein Pferd, das angeblich lesen und rechnen kann, versetzt 1904 Berlin in Staunen. Sogar der preußische Kultusminister zeigt sich schwer beeindruckt.
Zeppelin-Sonntag, Rekorde mit dem Doppeldecker und der erste Überlandflug in Deutschland: Im Herbst 1909 beginnt die Geschichte der Luftfahrt auf dem Tempelhofer Feld.
Tanzschule ist Lebensschule in der Kaiserzeit: Denn auf dem Parkett der Ballsäle sollen bleibende Verbindungen geknüpft werden. Fehltritte sind nicht erwünscht. Doch dann kommt der Tango.
Die Opernsängerin Ema Destinóva richtet sich 1906 in ihrer Wohnung ein japanisches Zimmer ein - und ist damit ganz en vogue. Auch Jugendstil-Künstler haben ein Faible für Fernöstliches.
Der Charlottenburger Autohersteller Kühlstein präsentiert 1899 einen Elektrobus mit Akkubetrieb. Wenig später verkehrt der erste E-Bus im Linienbetrieb - vorerst nur ein kurzes Experiment.
Der Chirurg Ernst von Bergmann gehört in der Kaiserzeit zu den Medizinern von Weltrang. Sein Handwerk lernt er als Militärarzt an den Kriegsschauplätzen Europas.
So war das 1904: Die Frauen sind auf Usedom, die Männer müssen arbeiten. Und werfen sich sonnabends um 18 Uhr in die Bahn - für einen Kurzbesuch am Strand.
In Westend entsteht 1904 die erste "Waldschule für kränkliche Kinder". Eine Reaktion auf die erbärmlichen hygienischen Zustände in den Mietskasernen.
Ein schwerer Unfall überschattet am 18. Juli 1909 die Eröffnung der neuen Radrennbahn an der Potsdamer Straße. Ein Motorrad rast in die Zuschauertribüne und explodiert. Sechs Menschen sterben.
Junge Adelsmänner mit den Namen siegreicher Ahnen, dafür schwärmt das Kaiserreich. Wir folgen dem Lebensweg von Oberleutnant Hans Wolfgang Herwarth von Bittenfeld - ins Propagandaministerium von Joseph Goebbels.