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Lernen am Video: Zwei Lehramtsstudentinnen diskutieren eine Klassensituation, die zuvor in einer Schule aufgenommen wurde.

© Mathis Römer

Dahlem School of Education (DSE): Fit für den Lehrberuf

Mit dem Projekt „K2teach“ bereitet die Freie Universität Berlin ihre Lehramtsstudierenden praxisnah auf die Schule vor.

Wie erkenne ich Konflikte in meiner Klasse, und wie kann ich gegensteuern? Wie kann ich jeden Schüler nach seinen Bedürfnissen und Fähigkeiten fördern? Wie gestalte ich meinen Unterricht unter dem Aspekt der Inklusion? Bei solchen Fragen setzt „K2teach – Grundlegende Handlungskompetenzen für eine adaptive Unterrichtspraxis im Studium erwerben“ an. Ziel des Projekts an der Freien Universität Berlin ist es, künftige Lehrerinnen und Lehrer gezielt und praxisnah auf zunehmend heterogene Schulklassen vorzubereiten, beispielsweise auf Klassen, in denen Kinder mit einem besonderen Förderbedarf oder geflüchtete Kinder sitzen. Außerdem sollen die Studierenden lernen, schnell auf neue Anforderungen zu reagieren.

Entstanden ist das Projekt im Rahmen der „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ von Bund und Ländern, mit deren Hilfe Reformen in der Lehrerbildung unterstützt werden, um angehende Lehrkräfte besser für den Schulalltag auszubilden. „K2teach“ wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung bis Ende 2018 gefördert und wissenschaftlich auch von Doktoranden und Postdoktoranden der Freien Universität begleitet. Das Vorhaben gleicht mit rund 3,6 Millionen Euro im Finanzvolumen einem Sonderforschungsbereich, ist aber breiter aufgestellt. „Mit diesem Projekt ist es uns gelungen, die Natur-, Sprach-, Sozial- und Erziehungswissenschaften zusammenzubringen“, sagt Volkhard Nordmeier, Leiter des Projekts und Professor für Didaktik der Physik an der Freien Universität.

Die Trennung von Theorie und Praxis wird zunehmend aufgehoben

„K2teach“ besteht aus fünf Teilprojekten, die aufeinander aufbauen und sich an vielen Stellen ergänzen. Neu an der Idee sei, dass die frühere starke Trennung von theoretischer Universitätsausbildung und anschließender Praxis in der Schule zunehmend aufgehoben werde, erläutert die Gesamtkoordinatorin des Projekts, Eva Terzer: „Die Studierenden erhalten bereits im Studium die Möglichkeit, das erworbene Wissen praktisch umzusetzen.“

Die Theorie des Unterrichtens und der Unterrichtsplanung bleiben grundlegend: Studierende lernen im ersten Teilprojekt, mit wissenschaftlichen Studien und empirischen Daten zu arbeiten und wie sie diese auf ihren Unterricht übertragen, um begründet und nicht „aus dem Bauch heraus“ zu handeln. Dieses theoretische Wissen können sie in zwei weiteren Teilprojekten auf Unterrichtssituationen anwenden. „Momentan sind wir dabei, auch Unterrichtsvideos zu erstellen“, sagt Nordmeier. Dazu wird im zweiten Teilprojekt der Unterricht an Schulen gefilmt. Mithilfe der Videos sollen später Studierende trainiert werden, typische – oder auch kritische – Lehr-Lern-Situationen wahrzunehmen und entsprechend darauf zu reagieren.

Innerhalb eines weiteren Teilprojekts können Studierende in sogenannten Lehr-Lern-Laboren kleine Schülergruppen selbst unterrichten und so in der gewohnten Universitätsumgebung erste Lehrerfahrung sammeln. In den Naturwissenschaften werden die Schülerlabore, in denen Kinder selbstständig experimentieren und forschen sowie Fragen rund ums Studium stellen können, seit mehreren Jahren bereits erfolgreich als Lehr-Lern-Labore genutzt. Von diesem Sommersemester an werden solche Labore auch in Englisch, Geschichte und im Sachunterricht eingerichtet.

Quereinsteiger werden für Mangelfächer fit gemacht

Auf ein ganz aktuelles Problem reagiert „K2teach“ in Teilprojekt vier: In Berlin werden Lehrkräfte gesucht, vor allem für sogenannte Mangelfächer. Mithilfe eines neuen Studienprogramms werden Absolventen eines nicht lehramtsbezogenen Bachelors innerhalb von vier Semestern zu Lehrkräften an weiterführenden Schulen für Mangelfächer wie Informatik, Physik oder romanische Sprachen ausgebildet. In dem Studienprogramm erwerben die Quereinsteiger intensiv die fehlenden Kenntnisse, vor allem in einem zweiten Unterrichtsfach und den Berufswissenschaften, das heißt Pädagogik und Didaktik. Der neue Abschluss als Master of Education wird auch von der Kultusministerkonferenz und somit in jedem Bundesland gleichermaßen anerkannt.

Für die Promovierenden des Projekts sowie weitere Doktoranden der Freien Universität, die zu ähnlichen Themen wie „K2teach“ arbeiten, bietet Teilprojekt fünf ein Qualifizierungsprogramm an. Es bietet den Doktorandinnen und Doktoranden ein breites Angebot von der Diskussion wichtiger theoretischer Grundlagen über Schlüsselqualifikationen wie Zeit- und Projektmanagement bis hin zu Forschungsmethoden.

„Gleichzeitig arbeiten wir daran, dass die neuen Formate aus den Teilprojekten später auch in die reguläre Lehre integriert werden, um die Lehrerbildung insgesamt weiter zu verbessern“, sagt Eva Terzer.

Marina Kosmalla

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