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Die Freie Universität Berlin erhält bald einen Neubau.

© dpa/ Rainer Jensen

Neubau in der FU Berlin: Ein Großprojekt für den Blick in kleinste Dimensionen

Die Freie Universität erhält einen 37-Millionen-Neubau für die Naturwissenschaften.

Nach der Eröffnung des Neubaus für die Kleinen Fächer der Geschichts- und Kulturwissenschaften plant die Freie Universität ein neues Mammutprojekt: In den kommenden vier Jahren soll auf dem Campus ein großer Forschungsbau errichtet werden, der die Naturwissenschaften an der Universität deutlich näher zusammenbringt und so die fächerübergreifende Forschung erleichtert. In dem Gebäude, das mit 37,6 Millionen Euro aus Bundes- und Landesmitteln gefördert wird, untersuchen Wissenschaftler künftig sogenannte supramolekulare funktionale Architekturen an Biogrenzflächen.

Es geht dabei um kleinste Strukturen in den menschlichen Zellen – und ein besseres molekulares Verständnis davon, was sich an den Zellwänden abspielt, wenn diese mit Wirkstoffen oder Krankheitserregern in Kontakt kommen. Dafür wollen die Forscher ein Modell für biologische Grenzflächen entwickeln, in das Membranproteine integriert sind, also Eiweiße, wie sie sich auch in der Hülle um jede menschliche Zelle finden. „Wir wollen verschiedene Verfahren entwickeln, um herauszufinden, was an diesen Grenzflächen auf molekularer Ebene passiert und wie beispielsweise Krankheitserreger an der Zellinteraktion beziehungsweise -infektion gehindert werden können“, sagt Chemieprofessor Rainer Haag, der gemeinsam mit Physikprofessorin Stephanie Reich Sprecher des Projekts ist. Die Forschungsergebnisse sollen auch helfen, neue diagnostische und therapeutische Konzepte für die Medizin zu entwickeln.

Das Vorhaben war vom Wissenschaftsrat als eines von bundesweit insgesamt elf baulichen Großprojekten für eine Förderung empfohlen worden. „Da mehr als 60 Prozent aller Medikamente auf membranassoziierten Prozessen beruhen und über die Funktionalität dieser komplexen supramolekularen Architekturen nur selten ein detailliertes mechanisches Verständnis vorliegt, ist die Zielstellung von höchster wissenschaftlicher Relevanz“, heißt es in der Begründung des Rates. Dies berge gleichermaßen ein hohes Anwendungspotenzial in der Biomedizin und Pharmazie.

Der Forschungsbau soll zwischen 2016 und 2020 an der Dahlemer Takustraße – im Zentrum des naturwissenschaftlichen Campus der Freien Universität – errichtet und über eine Brücke mit dem Institut für Chemie und Biochemie verbunden werden. Er wird hochspezialisierte Labore, Reinraumflächen sowie schwingungsarme und exakt klimatisierte Messräume enthalten. Darüber hinaus wurden auch Großgeräte bewilligt, die die Anwendung höchstauflösender mikroskopischer Methoden ermöglichen sowie neuartige Kombinationen von bildgebenden und spektroskopischen Verfahren.

Beteiligt an dem Vorhaben sind rund 110 Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus den Fachbereichen Biologie, Chemie, Pharmazie und Physik. Schon heute gibt es eine enge Vernetzung zwischen den verschiedenen naturwissenschaftlichen Disziplinen, unter anderem durch den Exzellenzcluster „NeuroCure“, in dem neurologische und psychiatrische Erkrankungen erforscht werden, und der Focus Area „NanoScale“, in der Wissenschaftler Systeme in Nano-Dimensionen untersuchen. „Durch die räumliche Nähe, die mit dem Neubau geschaffen wird, können die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler künftig noch besser fächerübergreifend zusammenarbeiten“, sagt Haag. „Denn nur so lassen sich komplexe Fragestellungen erfolgreich beantworten.“

Verena Blindow

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