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Seht her, so geht's! Füchse-Trainer Sigurdsson feierte den Punktgewinn gegen Kiel

© dpa

Füchse beenden Kiels Siegesserie: Vernehmt die Botschaft

Die Füchse Berlin zeigen der Handball-Bundesliga, dass auch die Übermannschaft Kiel verwundbar ist. Denn das 26:26 in Berlin ist für die Kieler der erste Punktverlust seit Anfang Mai 2011.

Zu den Ritualen des Alfred Gislason gehört es, nach einem Spiel möglichst schnell die Statistik zu studieren. Meist ergibt sich die erste Gelegenheit dazu bei der Pressekonferenz, das war auch am Sonntag so. Der Trainer des THW Kiel betrat nach dem 26:26 seiner Mannschaft im Spitzenspiel der Handball-Bundesliga bei den Füchsen Berlin also den Raum, setzte sich, sagte ein paar wenige Worte zum Geschehenen, stürzte sich auf das Protokoll – und schüttelte geschätzte 30 Sekunden den Kopf, während neben ihm der Berliner Trainer Dagur Sigurdsson seine Statements abgab. Gislason wollte nicht so recht wahrhaben, was ihm dieses Blatt Papier, das er da in den Händen hielt, noch einmal schwarz auf weiß vor Augen führte. Weil es über weite Strecken nicht so ausgesehen hatte, als ließe der Rekordmeister einen Punkt in der Max-Schmeling-Halle liegen. Vor allem aber, weil eine beeindruckende Serie zu Ende gegangen war. 40 Bundesliga-Spiele in Folge hatten die Kieler zuvor gewonnen, der letzte Punktverlust datierte vom 4. Mai 2011. 501 Tage.

Dagur Sigurdsson ordnete die Punkteteilung sogleich ein. „Vielleicht ist dieses Unentschieden etwas viel Größeres, als wir im Moment denken“, sagte der Berliner Coach und Manager Bob Hanning zu seiner linken nickte zustimmend. „Die Situation war für die Mannschaft nicht leicht. Aber sie ist mit Leidenschaft zurückgekommen“, sagte der Manager. Das Remis der Berliner war auch eine Botschaft an die gelangweilte Liga: Seht her, die Kieler sind verwundbar.

„Wir haben gezeigt, wie es gehen kann“, sagte Bartlomiej Jaszka, der Torschütze zum 26:26-Endstand. „Man muss unabhängig vom Spielstand 60 Minuten kämpfen und auf ein bisschen Glück hoffen.“ Was das Ende der Serie für die Bundesliga bedeutet? „Ich weiß nicht“, sagte Jaszka, „vielleicht, dass in der Meisterschaft nach fünf Spieltagen noch keine Vorentscheidung gefallen ist, so wie das im letzten Jahr war.“ Alfred Gislason erhob die Berliner sogleich zu einem Mitkonkurrenten um die Deutsche Meisterschaft.

Ein bisschen Spannung an der Spitze tut der Liga tatsächlich gut, das mussten selbst die Kieler einräumen – auch wenn ihre famose Serie angeblich kein Kabinenthema mehr ist, wie Filip Jicha berichtete. „Was gestern, also in der vergangenen Saison passiert ist, ist vergessen“, sagte der Welthandballer von 2010. „Überhaupt ist der Bundesliga-Rekord eher ein Thema für die Medien als für unsere Mannschaft.“ Mit dem gewohnten Kieler Selbstverständnis entsendete er aber noch ein paar Worte in den Handball-Kosmos, die wie eine Drohung an die Konkurrenz klangen: „Wir werden das Spiel analysieren. Dass wir so einen Vorsprung wie gegen die Füchse in der Schlussphase noch verspielen, darf uns einfach nicht passieren.“

Alfred Gislason klang da schon milder, auch wenn ihn der Ausgang der Partie sichtlich wurmte. „Wahrscheinlich war es für den Handball das beste Ergebnis“, sagte er – und wandte sich der Statistik zu.

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