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Nach dem Schmerz ist vor dem Schmerz. Die Füchse um Iker Romero stöhnen über ihr hartes Programm – allerdings profitieren sie auch davon.

© dpa

Füchse vor Gummersbach: Alltag am Limit

Nach dem Sieg in der Champions League gegen den HSV müssen die Füchse-Handballer zwei Tage später schon wieder in der Bundesliga gegen Gummersbach antreten.

Heute ist schon wieder Alltag, der Wahnwitz des Spielplans will es so. „Es ist ein bisschen schade, dass wir keine Zeit haben, den Erfolg zu genießen“, sagt Dagur Sigurdsson. Am Tag nach dem rauschhaften 32:30-Sieg der Füchse Berlin im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League gegen den HSV Hamburg will der isländische Trainer der Berliner allerdings nicht zur Generalkritik am Terminkalender ausholen. Auch wenn er allen Grund dazu hätte. In gewohnt ruhiger Art sagt er: „Die Belastung ist seit Monaten hoch. Wir müssen damit leben.“ Allerdings räumt Sigurdsson ein, „dass uns der Spielplan langsam ans Limit bringt“.

Auf den Europapokal-Sieg gegen den amtierenden Deutschen Meister folgt am heutigen Dienstag die nächste Aufgabe. Gegen den VfL Gummersbach (20.15 Uhr Max-Schmeling-Halle, live bei Sport1) geht es für die Füchse darum, die gute Ausgangslage für eine erneute Teilnahme an jenem Wettbewerb zu wahren, in dem sie sich gerade einen Namen machen.„Wir haben im Europapokal Lunte gerochen“, sagt Rechtsaußen Markus Richwien. „Wir wollen auch nächstes Jahr wieder in der Champions League dabei sein, das merkt man jedem in der Mannschaft an.“ So groß die Belastung auch ist, so förderlich ist die Teilnahme am renommiertesten Wettbewerb des Vereinshandballs nämlich für die sportliche Entwicklung der Mannschaft. „Grundsätzlich agieren wir seit drei Jahren sehr stabil und lassen uns nicht verrückt machen“, sagt Sigurdsson. Das war auch gegen den in der Breite wesentlich besser besetzten HSV Hamburg zu erkennen. Über 60 Minuten wechselte die Führung zehn Mal, am Ende einer hochklassigen wie hart umkämpften Partie jubelten die Füchse.

Deshalb spricht auch Markus Richwien von einer neuen Qualität. „Durch die Erfahrungen aus den umkämpften Spielen in der Champions League haben wir als Mannschaft noch mal einen Sprung gemacht. Große Spiele setzen eben zusätzliche Kräfte frei.“ Das ist nicht nur so dahergesagt, sondern lässt sich auch statistisch belegen. Nach Europapokal-Auftritten haben die Füchse in dieser Saison noch keine Begegnung verloren, selbst wenn die Regenerationsphase im Regelfall bei lediglich zwei bis drei Tagen lag. Einzig nach Hin- und Rückspiel gegen Bjerringbro-Silkeborg ließen die Berliner Punkte liegen – Anfang März im Heimspiel gegen Göppingen und Mitte Oktober 2011 gegen den heutigen Gegner aus Gummersbach.

Beim zwölffachen Deutschen Meister ist nach einem verkorksten Saisonstart mit einem Sieg aus acht Spielen wieder Normalität eingekehrt, zuletzt gab es vier Siege in Folge. „Gummersbach hat einen richtig guten Lauf. Wir müssen dieses Spiel genauso konzentriert angehen wie das gegen Hamburg“, sagt Sigurdsson. Diese Bescheidenheit vermittelt der Isländer auch seinen Spielern.

So bemühten nach dem Spiel gegen den HSV fast alle Berliner Spieler die ausgelutschte Plattitüde, wonach das nächste Spiel das wichtigste sei. Die vermeintlich spektakulärste Aussage kam dabei noch von Sven-Sören Christophersen. „Wir haben uns eine gute Ausgangslage erarbeitet. Ich sehe es als großen Vorteil an, dass wir in Hamburg keinem Rückstand hinterherlaufen müssen“, sagte der Rückraumspieler, der mit acht Treffern bester Werfer seiner Mannschaft war. Bei einem Blick auf die Bundesliga-Ergebnisse gegen den HSV (Hinspiel in Berlin: 26:25, Rückspiel in Hamburg: 23:24) erscheint diese Aussage realistisch, für Dagur Sigurdsson ist sie dagegen schon fast ein wenig zu euphorisch. „Unsere Vorgabe ist keine neue Erfindung im Sport, aber wir schauen weiter von Spiel zu Spiel“, sagt er, „auch wenn das leichter gesagt als getan ist.“ Vor allem, wenn nach einem großen Spiel so schnell wieder der Alltag Einzug hält.

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