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Nachfuchs-Trainer: Bob Hanning.

© dpa

Handball-Nachwuchs: Füchse Berlin vor viertem A-Jugend-Meistertitel

Wie einst Ajax Amsterdam: Die Füchse Berlin bilden so viele Bundesliga-Spieler aus wie kein anderer Handball-Klub – am Freitag kann die A-Jugend zum vierten Mal in Folge Deutscher Meister werden

Unter dem Gequietsche dutzender Sportschuhe genügt ein kurzes Signal, um für Ruhe zu sorgen. Bob Hanning klatscht zwei Mal in die Hände, schon ist er umringt von seinen Schützlingen. Abschlussbesprechung. Kurze Auswertung, ein paar finale Anweisungen, Routinesache. Wobei: Wann war noch gleich Treffpunkt am nächsten Tag? "Wir sehen uns um zehn", sagt Hanning freundlich, aber bestimmt. Wenige Augenblicke später hat sich die Spielertraube in der Lilli-Hennoch-Sporthalle aufgelöst. Abklatschen und unter die Dusche.

Beim Training mit dem ältesten Nachwuchsjahrgang der Füchse Berlin ist Hanning voll in seinem Element – oder wie sie beim Handball-Bundesligisten in Anlehnung an ihren Vereinsnamen gern sagen: in seinem Revier. "Ich habe schon immer leidenschaftlich gern mit Jugendlichen gearbeitet, das ist meine Welt", sagt Hanning. Dieses fiese Geräusch der Schuhsohlen auf dem Hallenboden, "das brauche ich irgendwie." Weil der Nachwuchstrainer neben seiner Kerntätigkeit als Geschäftsführer der Füchse Berlin seit September vergangenen Jahres auch noch den Bereich "Leistungssport" beim Deutschen Handball-Bund (DHB) verantwortet, muss er sich allerdings sehr bald verabschieden von seiner A-Jugend, nach sieben Jahren. "Und ganz ehrlich", sagt Hanning, "in meinen Gedanken spielt das im Moment auch noch gar keine Rolle."

Am Freitagabend steht nämlich noch ein nicht so unbedeutsames Spiel für ihn und sein Team an. In der ausverkauften Lilli-Hennoch-Halle treffen die Füchse auf den SC Magdeburg (20 Uhr), das erste Finale um die Deutsche Meisterschaft haben sie vor einer Woche knapp gewonnen (32:30). "Jetzt wollen wir natürlich auch den Titel", sagt Hanning. Nach 2011, 2012 und 2013 wäre es die vierte nationale Meisterschaft in Folge für die Berliner A-Jugend. "Für uns ist es existenziell wichtig, eigene Leute frühzeitig zu entwickeln, weil wir wirtschaftlich nicht mithalten können mit den ganz großen Klubs", sagt Hanning.

Dagur Sigurdsson: "Was Ajax Amsterdam für den Fußball ist, sind wir für den deutschen Handball"

In der Tat ist bei den Füchsen vieles auf den Nachwuchs ausgerichtet. Ins Trainingslager der Männer fahren die Jugendteams seit Jahren wie selbstverständlich mit, sein neues Trainingszentrum hat der Klub trotz massiver Widerstände aus der Mannschaft bewusst nach Hohenschönhausen verlegt, 100 Meter entfernt vom Sport-Internat, wo viele Talente leben und lernen. "Alle sind gleichberechtigt, ob B-Junior oder Profi", sagt Hanning. Jüngstes Beispiel: Vor dem Spiel gegen Magdeburg trainierten Markus Richwien, Sven-Sören Christophersen und Jonas Thümmler aus dem Profikader bei der A-Jugend mit, um verschärfte Wettkampfsituationen zu simulieren. Dabei haben die drei eigentlich seit knapp einer Woche Urlaub. Dagur Sigurdsson, Trainer der ersten Mannschaft und großer Fußball-Fan, hat neulich sogar den ganz großen Vergleich bemüht, als er auf die Nachwuchsarbeit des Vereins angesprochen wurde. "Was Ajax Amsterdam für den Fußball ist, sind wir für den deutschen Handball", sagte der Isländer.

De facto haben die Berliner in den vergangenen Jahren eine Reihe talentierter Spieler ausgebildet, die in der Bundesliga spielen: von Martin Murawski (HC Erlangen), Torhüter Jens Vortmann (GWD Minden), Nationalspieler Johannes Sellin (MT Melsungen) über Ramon Tauabo, Gabor Langhans (beide Tus N-Lübbecke) bis hin zum langfristig an die Füchse gebundenen Trio Paul Drux, Fabian Wiede und Jonas Thümmler. "Die Füchse haben in den letzten Jahren wirklich außerordentlich gute Nachwuchsarbeit gemacht", sagt Bundestrainer Martin Heuberger.

Bob Hanning lächelt dieses Lob gern weg. "Ich kann den Spielern nur das Rüstzeug für später mitgeben. Was sie dann im Männerbereich daraus machen, liegt nicht mehr in meiner Macht." Bislang ist dieser Plan in schöner Regelmäßigkeit aufgegangen.

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