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a la minute: Tischgespräch

Berlin entwickelt sich zur kulinarischen Drehscheibe - wichtige Akteure fallen runter und orientieren sich neu in der Provinz. Dafür zieht die große italienische Welt ins Soho House.

BERLIN TENDIERT bekanntlich immer ein wenig zum Größenwahn, und seit dem Sterneregen im November ist das sicher nicht weniger geworden. Da mag es ganz hilfreich sein, wenn ab und zu die Prioritäten geklärt werden: Boris Häbel, der hochgeschätzte, aber vielleicht nicht angemessen gewürdigte Restaurantleiter im „Lorenz Adlon Esszimmer“ hat auf die hypothetische Frage, was denn danach kommen könnte, eine klare Antwort gefunden: das Münchener „Tantris“. Prognose: Er wird sich dort wohl fühlen. Der Nachfolger ist noch nicht benannt.

OHNEHIN LÄUFT ES in Berlins Hotel-Restaurants ja gegenwärtig nicht so superduper. Die Schließung des „First Floor“ im Hotel Palace mit anschließendem halbjährigen Umbau ist Symp­tom und Lösung in einem - dass es Küchenchef Matthias Diether dabei gleich komplett aus der Kurve tragen würde, das hatte die Szene nicht auf dem Zettel, er selbst wohl auch nicht. Auch hier ist noch nicht bekannt, was kommt, aber schon, wer nicht kommt: Nils Henkel, der beste deutsche Küchenchef ohne Küche, wird es nicht.

Matthias Diether
Matthias Diether

© Ailine Liefeld

DIE FLIEHKRAFT trägt qualifizierte und bekannte Köche gegenwärtig eher aus Berlin weg. Denn ebenjener Matthias Diether ist nun im Pädaste Manor tätig - und das liegt auf der estnischen Ostseeinsel Muhu. Dort hat er die große Chance, aus dem Stand der beste Küchenchef des ganzen Landes zu werden. Ein anderer vom Zeitgeist gebeutelter Ex-Berliner, Philipp Liebisch, musste nicht ganz so weit wegfahren, um anzukommen: Er grüßt als neuer Küchenchef aus dem Wellness-Hotel „Bei Schumann“ im sächsischen Kirschau - ein Arbeitgeber, der ihn sicher nicht so brachial auf Grund laufen lässt wie die Catering-Firma, die ihn in Berlin im Auftrag von Volkswagen beschäftigte.

Soho House
Soho House

© Promo

WO BLEIBEN EIGENTLICH die Stars der internationalen Küche, die keinen Moment zögern, wenn in Dubai oder Las Vegas ein Ladenlokal frei wird? Sie lassen von Berlin die Finger weg - und werden wissen, warum. Aber die globale C-Liga immerhin ist interessiert, und so hat das Cecconi's, ein italienisches Brasserie-Konzept aus London, Istanbul, Hollywood sowie Miami, nun auch auf Berlin übergegriffen und einen Ableger im hermetisch szenelnden „Soho House“ eröffnet, in dem auch Nichtmitglieder geduldet sind.

ABER BERLIN Berlin kann auch allein: Wer schon immer im „Grill Royal“ auftreten wollte, ohne Ostberlin zu betreten, der kann das demnächst im Westberliner Kernland am ­Savignyplatz tun. Der Name, ganz ohne Größenwahn: Petit Royal.

Mehr zum Thema gut Essen, Trinken & Kochen in Berlin finden Sie im Magazin "Tagesspiegel Genuss".

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