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1:1 im Absteigerduell: Hertha verpasst Sieg gegen Köln

Hertha BSC bestimmt gegen den 1. FC Köln das Spiel über weite Strecken, kommt am Ende aber nicht über ein 1:1 hinaus. Damit ist Aufstiegskonkurrent Braunschweig Hinrundenmeister.

Nach gut zehn Minuten fasste sich Ronny ans Knie. Das war schon deshalb kein gutes Zeichen, weil der Brasilianer für den Zweitligisten Hertha BSC so etwas wie ein Dosenöffner ist. Im fußballerischen Sinne versteht sich: Wenn gar nichts geht, kommt Ronny. An diesem Donnerstagabend hatte er sich irgendwo im Niemandsland das Knie verdreht, Herthas Trainer Jos Luhukay beorderte bereits einen Einwechselspieler zu sich, doch nach ein paar Minuten hatte bei Ronny die Lust am Kicken über den Schmerz gesiegt. 

Wie gut das wiederum war, sollte sich kurz vor der Halbzeitpause zeigen, als er einen sehenswerten Treffer zum 1:1-Ausgleich gegen den 1. FC Köln erzielte. Damit schenkte er seiner Mannschaft zwar keinen Sieg, wohl aber rettete er ihr die Serie. Durch das 1:1 bleibt Hertha auch im 14. Spiel in Folge unbezwungen. Doch die Berliner verpassten es, näher an Tabellenführer Braunschweig heranzurücken. Die Eintracht steht sogar vorzeitig als Hinrundenmeister fest. 

"Wir hatten nicht die letzte Genauigkeit, es fehlte der letzte entscheidende Pass", sagte Luhukay nach dem Spiel. Sein Kölner Kollege Holger Stanislawski meinte: "Wir hätten nicht mehr verdient gehabt. Wir haben uns sehr viel Glück erarbeitet, Hertha hatte mehr Torsituationen. Insofern nehmen wir diesen Punkt mit und freuen uns."

Es war nasskalt an diesem düsteren Novemberabend, ein unangenehmer Wind pfiff durchs von 34.307 Zuschauern besuchte Olympiastadion, der Rasen war rutschig und dann waren auch noch die Gäste aus Köln, Mitabsteiger der vergangenen Spielzeit, nach einer guten halben Stunde in Führung gegangen. Im Grunde war es ihr erster Schuss aufs Tor der Berliner. Die Mannschaft von Trainer Holger Stanislawski hatte sich aufs Kontern verlegt, sie hatte aber bis dahin keinen vernünftigen Abschluss zu Stande gebracht.

Bis nach einer vergleichsweise harmlosen Hereingabe Herthas defensiver Zentrumspieler Peter Niemeyer und Aushilfsrechtsverteidiger Marcel Ndjeng nur im Raum, aber eben nicht eng genug am aufgerückten Kölner Verteidiger Kevin McKenna standen. Dessen harmlosen Kopfball fälschte Ndjeng auch noch leicht ab, Herthas Torwart Thomas Kraft hätte den Ball sonst wohl locker aufnehmen können. 

Hertha baute nach der Pause ab - und hatte sogar noch Glück

Der Rückstand entsprach bis dahin nicht dem Spielverlauf, Hertha hatte 60 Prozent Ballbesitz und die Kölner spielten ihre Konter zu schlampig aus. Doch die Berliner ließen sich nicht abbringen von ihrem druckvollen Spiel. Erst scheiterte der auf der rechten Offensivbahn aufgebotene Sami Allagui noch an Timo Horn, doch kurz darauf war der Kölner Torwart  machtlos. Ronny nahm den Ball im rechten Halbfeld an, zog nach innen und an sechs Kölner Spieler vorbei, bis er zentral vor dem Tor stand und mit seinem starken linken Fuß ins rechte untere Eck abzog. Das Tor zum 1:1 war bereits sein siebenter Saisontreffer. 

Der einsatzfreudige Ben Sahar, der Herthas linke offensive Bahn bearbeitete und Mitte der ersten Halbzeit nach einer schönen Kombination nur den Pfosten traf, hätte die Berliner kurz nach der Pause in Führung bringen können. Doch statt auf den lauernden Allagui quer zu passen, entschied er sich für den aus seiner Position eigensinnigen Torabschluss. Das Spiel war inzwischen sehr unruhig geworden. Kraft wirkte in ein, zwei Situationen nicht sicher, und auch seinen Vorderleuten fehlte die Genauigkeit in ihren Aktionen. Doch die Berliner blieben das dominante und auch schwungvollere Team.

Immer wieder setzte Ronny durch kluge Steilpässe seine offensiven Mitspieler ein, allein es fehlte ihren Bemühungen die letzte Konsequenz. 

In der Schlussphase brachte Jos Luhukay in Sandro Wagner für Sahar noch einen weiteren frischen Stürmer. Kurz darauf musste auch Mittelfeldspieler Peer Kluge vom Feld, der gerade erst einen Magen-Darm-Infekt auskuriert hatte. Für ihn kam Romas Hubnik ins Spiel, der Mühe hatte, sich als gelernter Verteidiger auf Kluges Position im Mittelfeld einzuordnen. Kaum dass er auf dem Platz stand, hatte der Kölner Kapitän Miso Brecko die große Chance zum 2:1. Thomas Kraft rettete in höchster Not. Nun riskierte Luhukay noch mehr. Für Adrian Ramos, der unglücklich agierte, kam der erst 17 Jahre alte Hany Mukhtar. Der Spielfluss der ersten Stunde war bei den Berlinern da aber längst dahin.

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