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Hertha - Bremen: Hertha ist auf Attacke eingestellt

Das Trainerteam von Hertha BSC um Otto Rehhagel hat die Mannschaft auf das Spiel gegen Werder Bremen vorbereitet. Vorstopper und Ausputzer sind nicht zu befürchten - ansonsten scheint aber vieles ungewiss.

Berlin - Man könnte es als Drohung verstehen. „Ich wäre auch bereit, mit drei Stoppern zu spielen, wenn es der Mannschaft hilft“, sagt Otto Rehhagel vor dem Spiel heute gegen Werder Bremen. Es steht jedoch nicht zu befürchten, dass der Trainer von Hertha BSC um 15.30 Uhr im Olympiastadion eine Zeitreise in die Epoche der Vorstopper und Ausputzer unternimmt. Die Berliner werden wie gehabt mit einer Viererkette auflaufen.

Rehhagel will mit seiner Äußerung nur ausdrücken, dass er Taktikdiskussionen für unsinnig hält. Zumindest in der Öffentlichkeit, die ja ohnehin keine Ahnung hat. Doch nicht nur die. Gerne belustigt sich der 73-Jährige über die Formulierung der „pendelnden Viererkette“, die DFB-Ausbilder Frank Wormuth einmal verwendet hat. Auch wenn Rehhagel dabei Manager Michael Preetz fragen muss, wie der Typ nochmal heißt, der beim DFB die Trainerlizenzen verteilt. „Kompakt stehen, früh attackieren, aber dabei klug sein“, das sind die Formeln, auf die Rehhagel setzt.

Dennoch wird Hertha gegen Bremen so etwas wie einen taktischen Plan haben. Wer danach sucht, ist beim Assistenztrainer an der richtigen Adresse. „Bremen erwarten wir wie immer mit Raute im Mittelfeld, zwei Stürmern und immer nach vorne orientiert“, analysiert René Tretschok. „Dafür erhalten die Spieler von uns eine taktische Ausrichtung.“

Wie könnte die aussehen? Die Bremer operieren also mit vier zentral orientierten Mittelfeldspielern, Stürmer Claudio Pizarro lässt sich dazu oft fallen. Dadurch haben sie in der Theorie eine hohe Spielkontrolle in der Mitte und sind angreifbar auf den Außen, wenn es schnell geht. Um dagegenzuhalten, müsste Herthas Defensive hoch stehen und die Räume verengen. „Ständig zur Ballseite verschieben, gegnerische Mittelfeldspieler doppeln, so muss man arbeiten“, sagt Tretschok. Dafür ist vor allem viel Laufarbeit notwendig. „Leidenschaft“, fordert Tretschok daher, „die Augsburger haben zuletzt um ihr Leben gekämpft, das war für unsere Mannschaft ein Beispiel, wie es auch geht.“

Doch scheint es bei Hertha generell an Balleroberern zu fehlen. „Einige Spieler sind versierter im Zweikampf, andere haben andere stärken“, sagt Rehhagel, „aber ein bisschen mehr kann man immer geben.“

Nun haben die Berliner im defensiven Mittelfeld derzeit nicht viel zu geben, weil Peter Niemeyer und Andreas Ottl gesperrt sind und Fabian Lustenberger angeschlagen fehlt. Aber mal angenommen, Hertha überließe Bremen die größeren Spielanteile und damit vermutlich ein Plus an Chancen. Dann könnte man mit Balleroberungen schnell über die Flügel nach vorne kommen und sich weniger, aber bessere Torgelegenheiten erarbeiteten. Das hat unter Markus Babbel zu Saisonbeginn geklappt, Michael Skibbe scheiterte schon daran, dass es mittlerweile nicht mehr funktioniert.

Das liegt auch an Adrian Ramos auf links. Selbst in Bestform, von der er weit entfernt ist, ist der Kolumbianer keiner, der zur Grundlinie zöge, um flanken zu schlagen. Auf Alternativen wie Änis Ben-Hatira oder Tunay Torun steht Rehhagel weniger. „Die verpassen oft den Moment für das richtige Abspiel“, sagt der Trainer, der davon spricht, „alle Spieler situationsgerecht einzusetzen“, also in dem Fall wohl auf der Bank. Ohnehin hoffen die Berliner eher, dass Ramos, auf welcher Position auch immer, wieder zu sich findet. „Er braucht ein Erfolgserlebnis, wir würden uns wünschen, dass er den Ball mal aus einem Meter über die Linie drückt“, sagt Tretschok.

Realistischer ist eher, dass Claudio Pizarro wie im Hinspiel zwei Tore schießt. „Für jeden Verteidiger wäre es etwas Besonderes, ihn auszuschalten“, sagt Tretschok, „aber wir wollen es zu möglichst wenig Eins-gegen-eins-Situationen kommen lassen.“

Aber alle diese Überlegungen sind hinfällig, wenn sie nicht umgesetzt werden. „Ich will sehen, dass angekommen ist, was die Trainer erzählen“, sagt Otto Rehhagel. „Im letzten Spiel wurden zwei Eckbälle geschlagen, die gar nicht abgesprochen waren.“ Doch dann fügt er großväterlich hinzu, dass seien ja „alles noch junge Leute“. Ohnehin ist die spannendere Frage, was bei Rehhagel ankommt. Die Co-Trainer Tretschok und Ante Covic seien „sympathische Jungs, sie haben mal in der Bundesliga gespielt, aber nicht gearbeitet, bis dahin ist es noch ein weiter Weg“, sagt er. „Aber wenn einer eine Idee hat, höre ich mir die gerne an.“ Denn, betont Rehhagel jetzt häufiger, er habe ja nichts mehr zu verlieren.

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