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Philip Sprint mit Jos Luhukay

© dapd

Hertha BSC: Philip Sprint soll die Berliner Torwartehre retten

Im Pokal gegen Wormatia Worms darf ein 19-Jähriger zum ersten Mal ins Tor. Dabei muss Philip Sprint zeigen, wie gut die Torhüterausbildung bei Hertha wirklich ist.

Berlin - Sascha Burchert muss weichen. Am Rande des Trainingsplatzes bildet sich eine Traube aus Reportern um den Torhüterkonkurrenten Philip Sprint, Burchert geht zur Seite, um seine Enttäuschung loszuwerden. „Bitter“ ist ein Wort, das der 22-Jährige immer wieder verwendet, wenn über den vergangenen Sonntag spricht. Hertha führt in Frankfurt, als John Anthony Brooks eine Rückgabe verunglückt und der herauseilende Burchert einen Gegner von den Beinen holt. Elfmeter, Rot, Ausgleich, Niederlage.

„Ich wollte den Fehler noch gutmachen“, sagt er. „Bitter, dass durch so einen Fehler, der mir nicht mal passiert, meine vier Spiele schon vorbei sind.“ Seine vier Spiele, das sollten drei in der Liga und eins im Pokal sein. Dann kehrt der gesperrte Thomas Kraft zurück, die Nummer eins, nicht nur, seit Neuestem, auf dem Trikot. Bis dahin wollte Burchert zeigen, dass er das Zeug zum Profitorwart hat. Das wäre wichtig gewesen, nach zehn Jahren im Verein läuft sein Vertrag aus. „Nach der Roten Karte wusste ich: Es ist vorbei“, sagt er. Er könne verstehen, dass Trainer Jos Luhukay nun Sprint am Sonntag im Pokal bei Wormatia Worms einspielen will. Denn 19-Jährige vertritt auch danach gegen Regensburg die Gesperrten. Burchert will kämpfen, aber die Szene, die über die Karriere entschieden haben könnte, bleibt im Kopf. „Ich wollte ihn nicht vorbeilassen.“

Es klingt, als würde er nicht einen Frankfurter Stürmer, sondern Philip Sprint meinen. Dessen 1,96 Meter ragen aus den Reportern heraus, aber er blickt zu Boden und sagt träge Sätze wie: „Ich freue mich einfach nur, zu spielen.“ Und: „Mein erstes Jahr ist für mich ein Lehrjahr.“ In Frankfurt lernte Sprint, wie schnell man zum Debüt kommen kann. Was ihm der Trainer vor der Einwechslung gesagt hatte, weiß Sprint nicht mehr, „ich war so konzentriert“. Oder so nervös? Torwarttrainer Christian Fiedler habe ihm jedenfalls mit auf den Weg gegeben, sein erstes Spiel von Beginn an „ganz normal anzugehen, wie in der B-Jugend oder U 23“. Da spielte der Schüler aus Reinickendorf vor kurzem noch.

Dass in einem Hertha-Blog die Torwartausbildung angezweifelt wurde, kann Fiedler eigentlich nicht recht sein. „Torhüter muss man nicht von außen holen, die kann man sozusagen selbst schnitzen“, sagt der 37-Jährige, „das ist mein Ziel.“ Es gebe immerhin 3,5 Millionen Berliner. Als einer der wenigen setzte sich Fiedler einst im Hertha-Tor durch. In allen Nachwuchsteams stehen heute Jungs aus der eigenen Stadt. Um sie kümmern sich dreieinhalb Trainer, in Stuttgart oder Dortmund sind es bis zu acht. Aber Fiedler schwärmt von einer „Torhüterfamilie“, die Jahrgänge trainieren wöchentlich zusammen, es gibt Patenschaften. „Die Jungen drücken immer mehr hoch“, lobt Fiedler. So wie der 17-jährige Marius Gersbeck, der in der Liga auf der Profi-Bank sitzen kann. Doch um alle Diskussionen über Torwarte aus Berlin verstummen zu lassen, müsste auch einer mal halten, was er verspricht. Wie Burchert. Oder nun Sprint. Dominik Bardow

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