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Selbst beim 6:1 kam die ganze Mannschaft noch zusammen, um den Torschützen Ben Sahar (verdeckt) zu seinem ersten Ligator zu gratulieren.

© dpa

Hertha Nach dem 6:1 in Sandhausen: Nur nicht nachlassen

Beim 6:1-Sieg über den SV Sandhausen hat Hertha BSC gezeigt, wie man über Ernsthaftigkeit zum Spaß kommt. Trainer Jos Luhukay war stolz auf die Leistung und den gezeigten Zusammenhalt - und sprach noch eine Warnung aus.

In der 90. Minute eines Fußballspiels tut jeder Sprint weh. Umso bemerkenswerter, dass die Spieler von Hertha BSC auch nach dem sechsten Tor in Sandhausen noch zum Schützen eilten, um mit ihm zu feiern. Es war ja auch kein gewöhnlicher Treffer, sondern Ben Sahars erster für Hertha. Das bejubelten die Kollegen ebenso ausgelassen wie zuvor das erste Tor von Sami Allagui nach über zwei Monaten Erfolglosigkeit.

Jos Luhukay lobte später das Gespür seiner Mannschaft für die Spieler, denen als Reservisten kein einfaches Los beschieden ist. Dass sich auch seine beiden prominenten Wieder-mal-nur-Einwechselspieler am Schießstand Sandhausen treffsicher zeigten, „macht mich stolz“, sagte der Trainer, „ich weiß ja, dass es für sie nicht einfach ist. Ich sage ja immer wieder, dass wir nicht aus elf Leuten bestehen, wir sind eine Mannschaft, ein Kollektiv“.

Selbst anderntags, inzwischen in Berlin eingetroffen, schwärmte der 49-Jährige noch. „Man macht nicht jede Woche sechs Tore“, sagte er, dabei sei ihm herzlich egal, ob der Gegner vielleicht einen schwachen Tag erwischt hatte. „Jeder Sieg hat seine Bedeutung, seinen Wert.“ Beim 6:1 gegen Sandhausen hatte seine Mannschaft „viele Facetten im Spiel“, die der Niederländer sehen will. „Ich will nicht nur erfolgreichen, sondern auch schönen Fußball sehen“, sagte Luhukay. Der wurde geboten, zumindest als die schmeichelweichen Sandhäuser, die eher zarten als harten Widerstand leisteten, in der zweiten Hälfte endgültig aufgaben. Da konnte Hertha dann ungestört kombinieren. „Das war körperloses Zweikampfverhalten, wir müssen die Hasenfüße aussortieren“, erregte sich Sandhausens Präsident Jürgen Machmeier über den Auftritt seiner Mannschaft.

Zu keiner Phase des Spiels ließen die Berliner nach. Das war nicht so selbstverständlich. Denn gegen auch eher anders begabte Teams wie Dresden oder Duisburg glich Hertha nach Führungstoren einem Verwaltungsapparat. Diesmal jagten die Berliner stets dem nächsten Treffer nach. Und hat als Lohn nun die zweitmeisten Tore der Liga erzielt, nach den Kaiserslauterern. Denen nahm man Platz zwei wieder ab, der Rückstand auf die Spitzenreiter aus Braunschweig wurde auf fünf Punkte verkürzt. „Wir müssen dran bleiben, irgendwann werden die auch mal schwächeln“, sagte Luhukay. Dessen Quasi-Ankündigung, im Herbst unschlagbar zu sein, hält seit elf Spielen. „Mehr als die Serie interessiert mich, das wir täglich an uns arbeiten und Fortschritte erzielen“, sagte der Coach.

Das sah er zuletzt nicht immer, daher stauchte er seine Spieler unter der Woche wegen lascher Ausführung von Abspielübungen zusammen. Denn: Ohne gute Abspiele kein guter Fußball.

Der gelang Hertha in dieser Saison bisher selten über 90 Minuten, auch weil die meisten Gegner gegen die Berliner ganz andere Vorsätze hatten und stur verteidigten. Aber auch, weil sich die Spieler oft schneller zufrieden gaben als Luhukay, ihnen reichte erfolgreicher Fußball, schön musste es nicht immer sein. Um die gegnerische Mauer einzureißen, half Hertha, neben Sandhausens schwachem Ersatz-Torwart, erneut die Stärke bei Standards. Marcel Ndjengs Ecken und Ronnys Freistöße waren dabei nicht zum ersten Mal der Vorschlaghammer. „Die sind eine echte Waffe“, sagte Kapitän Peter Niemeyer, der mit seiner Kopfballstärke – in Sandhausen eher Rückenstärke – genau wie die kopfballstarken Adrian Ramos oder Sandro Wagner oft der dankbare Abnehmer ist. Anders als zuletzt gegen Ingolstadt „konnten wir das Spiel mit zwei Standards eröffnen, dann kam auch die Leichtigkeit“, analysierte Jos Luhukay, aber nicht ohne eine Warnung für die Zukunft anzufügen: „Wir dürfen nicht zufrieden werden.“

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