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Heimspiel, Meier? Trainer Otto Rehhagel (links) ließ Norbert Meier bei Werder Bremen oft nur im eigenen Stadion länger mitspielen.

© IMAGO

Herthas Relegation: Rehhagel gegen Meier: Auf Du und Du

Otto Rehhagel trifft mit Hertha in der Relegation auf seinen Ex-Spieler, Düsseldorfs Trainer Norbert Meier. Obwohl die beiden neun Jahre in Bremen zusammenarbeiteten, war das Verhältnis nicht immer spannungsfrei.

Irgendwann war es nur konsequent. „Wir sind zusammen aufgestiegen und Meister geworden. Ich war auf seiner Hochzeit“, sagt Otto Rehhagel über Norbert Meier – also habe er ihm das Du angeboten. 18 Jahre, nachdem sie sich als Trainer und Spieler in Bremen kennen gelernt hatten, rief Rehhagel also Meier im Urlaub an und bot ihm das „Otto“ an. Mit 41 Jahren durfte Meier ihn endlich duzen. Beim Konsequent-Siezer Rehhagel die höchste Form der Anerkennung.

Die gegenseitige Wertschätzung wird wohl die Entscheidungsschlachten zwischen Hertha BSC und Fortuna Düsseldorf überdauern. Aber einer der beiden Trainer wird dem anderen den Erfolg nehmen: Meier Rehhagel den letzten. Oder Rehhagel Meier den ersten wirklich großen. Am Ende kann nur einer seinem Arbeitgeber die Bundesliga bescheren: Der alte Hexenmeister, Gedichterezitierer Rehhagel, oder Zauberlehrling Meier.

„Wir sind beide Trainer, also werden wir beide nicht mitspielen“, sagt Düsseldorfs Coach. „Er war mein Trainer, ich sein Spieler. Das ist über 20 Jahre her.“

Aber nur weil eine Geschichte alt ist, das weiß Rehhagel, muss das nicht heißen, dass sie es nicht wert wäre, erzählt zu werden. Denn mehr noch als Trainer und Spieler waren die beiden Rivalen, die sich schon damals aneinander rieben.

Alle Spiele, nicht so viele Tore: Herthas Saison in unserem Fotorückblick.

Alles beginnt mit einem Unfall auf der B 214 zwischen Celle und Braunschweig. Auf vereister Straße zieht sich Kuno Klötzer im März 1981 einen Rippenbruch und eine Gehirnerschütterung zu, die Kopfschmerzen hindern ihn daran, weiter als Trainer bei Werder Bremen zu arbeiten. Beim Tabellenführer der Zweiten Bundesliga Nord übernimmt der 42-jährige Rehhagel, der kurz zuvor entlassen wurde – bei Fortuna Düsseldorf. Im ersten Spiel unter Rehhagel in Solingen schießt der 22 Jahre alte Linksaußen Norbert Meier zwei Tore.

Immer wieder geraten die beiden aneinander

Es ist der Beginn von 14 erfolgreichen Jahren in Bremen, denen Rehhagel vom Kurzzeit- zum Erfolgstrainer wird. Neun Jahre arbeitet er dabei mit Meier zusammen, der es auf 16 Länderspiele und eine EM-Teilnahme 1984 bringt.

Doch immer wieder geraten die beiden aneinander. Der trickreiche, aber körperlich wenig robuste Meier ist nicht Rehhagels bevorzugter Spielertyp, Manager Rudi Assauer hat ihn bei einem Hamburger Amateurverein entdeckt. Im Probetraining beim HSV durchgefallen, hat er längst bei Werder unterschrieben, als Rehhagel kommt. Immer wieder geraten die beiden unterschiedlichen Charaktere aneinander. Zeitzeugen beschreiben Meier als Witzbold, der bei Rehhagel mit seinen Späßen aneckte. Doch der Erfolg schweißt beide lange zusammen.

Bilderstrecke Fortuna Düsseldorf - Herthas Gegner in der Relegation:

Bis 1986 Werder am letzten Spieltag die Meisterschaft verpasst und Meier Rehhagels Taktik kritisiert. Rehhagel hingegen ist nicht immer mit Meiers Deckungsarbeit einverstanden. Die letzten Jahre in Bremen darf Meier dann selten 90 Minuten spielen, insgesamt wird er 111 Mal ausgewechselt, vor allem auswärts. Der Spitzname „Heimspielmeier“ ist geboren.

1990 trennen sich die Wege, Meier geht nach Mönchengladbach, wo er später Trainer wird. Doch für Aufsehen sorgt er erst 2005 beim MSV Duisburg: An der Seitenlinie verpasst er dem Kölner Albert Streit eine Kopfnuss und lässt sich dann selbst fallen. Für die Schwalbe bekommt Meier drei Monate Berufsverbot, muss in der Regionalliga bei Dynamo Dresden neu anfangen.

Otto Rehhagel: Sprüche und Karriere.

Nun hat sich der mittlerweile 53-Jährige wieder an die Schwelle zur Bundesliga hochgearbeitet. Er spricht nur von einer Bonus-Veranstaltung, aber klar: Er will den Aufstieg. Meier ist zwar schon einmal aufgestiegen, mit Duisburg. Düsseldorf aber hätte er von der Dritten Liga nach oben geführt. Endlich könnte er wieder sportlich für Aufsehen sorgen.

Ein etwaiger Groll gegen Rehhagel ist aber keine Motivation. „Wir haben mehr Zeit miteinander verbracht als mit unseren Familien“, betont Meier. Längst prägt freundschaftlicher Respekt die Beziehung. Über Rehhagels EM-Titel 2004 mit Griechenland habe er sich gefreut.

Als Trainer hat Meier nicht viel von Rehhagel übernommen, anders als etwa Oliver Reck in Duisburg oder Thomas Schaaf in Bremen. Meier schottet seine Mannschaft nicht ab, seine Offensive ist keine kontrollierte. Nur mit Launigkeit, vor allem bei der Aufstellung, weiß auch Meier zu überraschen. „Ich kenne ja meinen Norbert“, sagt Rehhagel. „Er zaubert wahrscheinlich noch was Spezielles aus dem Hut.“ Wie der alte Meister?

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