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Nachdenklich. Jos Luhukay war mit der Leistung seiner Mannschaft gegen Ingolstadt nicht zufrieden.

© dpa

Wutanfall beim Training: Herthas Trainer Luhukay wird wieder laut

Wehret den Anfängen! Nach dem 0:0 gegen Ingolstadt am vergangenen Freitag nimmt sich Herthas Trainer Jos Luhukay seine Mannschaft zur Brust – weil er ihr helfen will.

Berlin - Der Job des Torhüters bringt im Fußball einige Annehmlichkeiten mit sich. Man muss, ganz allgemein, nicht ganz so viel laufen wie die Feldspieler. Den Torhütern von Hertha BSC im Speziellen blieb gestern Vormittag ein neuerlicher Wutausbruch von Trainer Jos Luhukay erspart. Sie trainierten in einer anderen Ecke des Olympiageländes, als der Holländer in seine Pfeife blies und die Lektion unterbrach, um seiner Mannschaft zum wiederholten Male eine Grundsatzrede zu widmen. „Genauigkeit, Konzentration“, forderte Luhukay bei der Übung ein, bei der die Profis den Ball flach passen oder klatschen lassen sollten. Stattdessen flipperte der Ball oft unkontrolliert über den Rasen. „Wie viele Bälle verspringen?“, brüllte Herthas Trainer. „Die kannst du gar nicht zählen! Und wir haben nicht mal Gegnerdruck!“

Hertha ist in der Zweiten Liga seit zehn Spielen ungeschlagen, die Aufstiegsplätze sind in Reichweite – dass Luhukay sich am Dienstag trotzdem genötigt sah, erneut die Stimme gegen sein Team zu erheben, nährt die Vermutung, dass die Berliner zur Selbstgefälligkeit neigen. Kapitän Peter Niemeyer hatte schon nach dem 0:0 gegen Ingolstadt am Freitag geklagt: „Wir sind nicht an unsere Leistungsgrenze gegangen.“ Luhukay versuchte es zunächst im Guten, erklärte den Spielern, warum er mehr Präzision von ihnen erwartete – und musste am Ende doch zu rabiateren Mitteln greifen. Im abschließenden Trainingsspiel sanktionierte er unnötige Ballverluste mit drei Liegestützen für die jeweilige Mannschaft. Es wirkte.

Von grundsätzlichen charakterlichen Defiziten im Team wollte der 49-Jährige hinterher nicht sprechen. Die hohe Lautstärke diente nur dazu, die besondere Bedeutung des Trainingsinhalts hervorzuheben. Luhukay arbeitet an fußballerischen Lösungen, um auch ultradefensive Mannschaften zu bezwingen. Gegen Ingolstadt gelang das nicht. „Es kann nicht sein, dass wir in einem Heimspiel nur zwei oder drei Chancen haben“, sagte er. „Bis ins Mittelfeld sieht alles gut aus, aber 30 Meter vor dem Tor musst du auch das Tempo erhöhen können und mit einem schnellen Zuspiel, einem schnellen Doppelpass Überzahl schaffen. Da liegt für mich das größte Problem.“

Durch den Ausfall von Änis Ben-Hatira fehlt Hertha ein Spieler, der die Defensive des Gegners auch mal mit einer Einzelaktion aushebeln kann. „Änis ist der einzige Spieler bei uns, der Kreativität hat, Schnelligkeit, der was forcieren kann“, sagt Luhukay. Der Tunesier wird allerdings auch am Freitag in Sandhausen fehlen. Fraglich ist auch der Einsatz von Linksverteidiger Fabian Holland, der gestern wegen seiner Oberschenkelverhärtung nicht trainieren konnte. Sollte er in Sandhausen ausfallen, würde Felix Bastians den Platz in der Viererkette einnehmen.

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