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Berlins Eisbär: Pro & Contra: Einsetzen für Knut

Soll der Berliner Zoo sich mehr für den Eisbär Knut einsetzen? Pro und Contra.

Pro

Ein Berlin-Werber hätte sich keine bessere Image-Kampagne für die Stadt ausdenken können: Im Zoo wird ein Eisbärenbaby von seiner Mutter verstoßen, von einem Tierpfleger liebevoll großgezogen – und überlebt. Aus aller Welt kommen anschließend die Menschen nach Berlin, um den kleinen Bären zu sehen, das Tier wird das neue Wahrzeichen der Stadt. Knut, der Eisbär, ist ein Glücksfall, den sich wohl jede Metropole dieser Welt gewünscht hätte. Seit nunmehr zwei Jahren fiebern Millionen Menschen mit diesem Schicksal mit. Jetzt geht es um die Zukunft des Tieres. Und was macht der Berliner Zoo? Zögert, zaudert, ist unentschlossen – ist sich allen Ernstes nicht sicher, ob er sich um den Bären der Herzen bemühen soll. Das ist nichts anderes als ein Skandal! Denn Knut bringt nicht nur Millionen in die Kassen des Zoos. Er ist vor allem ein Sympathieträger für ganz Berlin. Es ist schlicht verantwortungslos, sich jetzt nicht für ihn einzusetzen und stattdessen um die Bedingungen für seinen Verbleib zu feilschen. Wer Knut haben will, darf nicht pokern, sondern muss sich klar und nachdrücklich für diese Sehenswürdigkeit einsetzen – ansonsten sind die Chancen verspielt. Denn Knuts Eigentümer, der Zoo Neumünster, will im Interesse des Tieres entscheiden. Darum scheint sich der Berliner Zoo mit seiner sturen Haltung nicht sonderlich zu kümmern – zum Schaden der Stadt. Roland Koch

Contra

Mal ganz plump gesagt: Knut hat kein Interesse an Berlin. Er ist ein Bär. Er weiß nicht, dass er Geburtstag hat, und er kennt nicht seine Vorgeschichte. Die vielen Zoobesucher in ihrer – sorry! – Hysterie aber möchten ihm unbedingt menschliche Züge verleihen. Sie liebten das süße tapsige Bärenbaby, das Knut war, sie sahen ihn um seinen Pfleger trauern, und jetzt bestanden sie zum Geburtstag auch noch darauf, ihn mit einer schönen Torte zu erfreuen. Und: Sie regen sich auf, wenn der Zoo-Chef diesen Rummel nicht mitmachen will. Der Zoodirektor aber ist schließlich kein Zirkusdirektor, er sieht das Tier, und zwar ohne die menschlichen Züge. Das ist doch richtig so.

Knut hat im Berliner Zoo eigentlich keinen Platz; ihm extra ein neues Gehege zu bauen, wäre ziemlich überzogen, und wenn ein anderer Zoo dem mittlerweile ausgewachsenen Raubtier Knut ein schönes neues Zuhause bieten kann, womöglich mit einer netten Eisbärin darin, was ist so falsch daran? Knut selbst wird in seinem neuen Zoo nicht denken: „Hey, was ist das hier für eine müde Show, die Berliner Schaulustigen waren irgendwie unterhaltsamer!“ Nicht vergessen: Er ist ein Eisbär. Wer wirklich für Knut ist und nicht nur sein eigenes Amüsement im Blick hat, der lässt ihn Bär sein, wünscht ihn dorthin, wo er es am besten hat und versucht nicht, ihn zum Menschen zu machen. Fatina Keilani

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