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Knut

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Eisbär Knut: Streit um Knut: Tierschützer gegen Zoo

"Die Sozialisation ist gescheitert, Knut wurde zu sehr vermenschlicht", sagte Wolfgang Apel, der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. Er kritisierte damit die Art der Aufzucht von Eisbär Knut im Berliner Zoo.

Der Deutsche Tierschutzbund hat scharfe Kritik an der Aufzucht von Eisbär Knut im Berliner Zoo geäußert. Präsident Wolfgang Apel sagte: "Die Sozialisation ist gescheitert, Knut wurde zu sehr vermenschlicht." Eisbären müssten "generell weg aus Zoos". Es müsse "Schluss sein mit noch mehr Knuts". Zoo-Direktor Bernhard Blaszkiewitz wies die Kritik zurück. "Das entspricht nicht der Realität und dem, was einen Zoo ausmacht", sagte er. Der Zoo werde weiter Eisbären züchten, auch bei Knut gehe es "schlicht und ergreifend um die wichtige Zucht dieser weltweit bedrohten Tierart". Apel hatte erklärt, es sei "katastrophal, wenn der Zoo suggeriert, noch mehr Eisbären zu züchten".

Am Rande der Eröffnung eines neuen Tierschutzzentrums in Berlin- Friedrichshain sagte Apel, Knut hätte viel früher von seinem Tierpfleger Thomas Dörflein getrennt werden müssen. Die täglich zweimalige "Knut-Show", die von insgesamt mehr als einer Million Menschen besucht wurde, war am 8. Juli nach 108 Tagen eingestellt worden.

Knut schon fünfmal umgezogen

In der vergangenen Woche hatte Knut wieder einmal umziehen müssen. Nach dem Ende der Show auf dem Braunbärenfelsen war das Jungtier in ein relativ kleines Revier im rückwärtigen Teil der Eisbär-Anlage verlegt worden. Nach einer Protestwelle durch Briefe, E-Mails und Anrufe vieler Zoo-Besucher entschied der Zoo anders. Knut lebt nun auf dem früheren Areal der Brillenbären, die in den Tierpark Friedrichsfelde umziehen mussten. Es ist seine fünfte Station im Zoo.

Zoo-Chef Blaszkiewitz, der beide Anlagen leitet, betonte: "Für einen kleinen Bären hat er jetzt mehr als ausreichend Raum." Knut habe auch noch genügend Kontakt zu Pfleger Dörflein, "allerdings nicht mehr für die Öffentlichkeit". Vorher sei für den Eisbären auf der Brillenbärenanlage kein Platz gewesen. Von Vorteil sei die aktuelle Lösung auch deshalb, weil die Braunbären für die Knut-Show nun "nicht mehr hin und her weggesperrt werden müssen".

Knut bleibt erstmal in Berlin

Die Grünen-Abgeordnete im Berliner Abgeordnetenhaus, Claudia Hämmerling, schlug inzwischen vor, für Knut außerhalb Berlins in einem deutschen oder europäischen Zoo schon jetzt ein Zuhause zu suchen, "wo er später hoffentlich mit Partnerinnen leben kann". Laut Blaszkiewitz kann Knut den Zoo in Berlin aber noch nicht verlassen. "In diesem Sinn kann er noch nicht sozialisiert werden. Es gibt keinen verfügbaren Platz." Gerade weil es aus Sicht des Zoologischen Gartens "allein um das Wohl des Tieres und der Tiere gehen kann", werde Knut voraussichtlich bis weit in das Jahr 2008 hinein in Berlin bleiben.

Der neue Tierschutz-Beauftragte des Berliner Senats, Klaus Lüdcke, forderte den Zoo auf, das dank der Anziehungskraft von Knut eingenommene Geld "vernünftig für die anderen Tiere und den Tierschutz im Zoo zu verwenden". Der Zoo rechnet wegen der Besucherzahlen von erstmals deutlich mehr als drei Millionen und dank der Einnahmen aus dem umfänglichen Souvenirhandel mit zusätzlich rund fünf Millionen Euro in diesem Jahr. Zoo-Chef Blaszkiewitz betonte, das Geld komme "keinen anderen Zwecken als denen für die Tiere zu Gute."

Hans-Rüdiger Bein[dpa]

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