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Kommentar: Bärige Mätzchen

Schonfrist bis Ostern? Oder noch länger? Christian van Lessen will nicht an den Abschied von Knut glauben.

Heiligabend verbringt Knut in Berlin, versichert der Zoochef aus dem Norden gönnerhaft – als wäre das nicht selbstverständlich! Alles Mätzchen: Wer brächte es gerade jetzt vor dem Fest der Liebe übers Herz, Berlins liebsten, ja herzensnächsten Bären aus seinem Bau zu zerren und zu verfrachten? Die dramatischen, tränenreichen Szenen, die sich zum Abschied vor dem Gehege abspielen dürften, gingen als Bilder seelischer Grausamkeit um die weihnachtsbewegte Welt. Kaltherzig und undankbar genug, dass ihm der hiesige Zoo die Geburtstagstorte verweigert. Der Mann aus dem Norden will nur eisig vorwarnen, dass Knut hier ohnehin nicht mehr viel zu feiern hat: Weil er zwar Berliner ist, aber nicht hergehört und deshalb das Weite suchen muss. Aber ist es nicht undenkbar, dass sich Knut woanders suhlt, winkt und auf die Hinterbeine stellt? Weil es so unvorstellbar ist, weil in Berlin oft alles anders kommt als geplant, weil ein Abschied vom Zoo ein Schreckensereignis auch fürs Stadt-Marketing sein könnte – dürfte Knut so schnell nicht abgeschoben werden. Schonfrist bis Ostern? Kaum zu glauben. Vermutlich macht er auch Heiligabend 2009 seine Mätzchen. In Berlin.

Christian van Lessen

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