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Andreas Stadler ist der geschäftsführende Gesellschafter bei System 180

© Georg Moritz

Designklassiker: Mit dem Baukastenprinzip zum Erfolg

Von Kreuzberg nach Adlershof: Das Möbelunternehmen System 180 beliefert inzwischen große Dax-Konzerne und das Silicon Valley.

Regale, Bürotafeln, Treppen, Dachkonstruktionen, Kuppeln – die unterschiedlichen Produkte der Berliner Firma System 180 basieren letztlich alle auf dem gleichen Prinzip. Es funktioniert ähnlich wie Lego, nur dass sie in Adlershof Stahl statt Plastik verwenden: Rohre in verschiedenen Längen werden mit dem immer gleichen Mechanismus zusammengefügt, und am Ende entstehen formschöne Möbel und ganze Bauwerke daraus. Ausgedacht hat sich dieses System der Schweizer Architekt, Ausstellungsmacher sowie Bühnen- und Beleuchtungsmeister Jürg Steiner – Anfang der 1980er Jahre in Kreuzberg. Es ist vielleicht kein Zufall, dass die ersten Regale von System 180 optisch stark an die Designklassiker von USM Haller erinnern, die wie Steiner aus der Schweiz kommen und von Stahlrohren geprägt sind. Der Unterschied liegt vor allem in den Verbindungen: Steiner hat Rohre mit flachen Endstücken entwickelt, die perfekt ineinandergreifen. Bei der großen Konkurrenz werden dagegen separate Kugeln genutzt.

System 180 ist kein reiner Möbelbauer, sondern setzt darüber hinaus auch Architektur-Projekte um. Geschäftsführer Andreas Stadler hat an der Technischen Universität Berlin Architektur studiert. Der gebürtige Hamburger kam zur Jahrtausendwende in die Firma, zunächst als von der Investitionsbank Berlin geförderter Innovationsassistent. Inzwischen ist er Gesellschafter und alleiniger Geschäftsführer. Der 43-Jährige sieht Parallelen zwischen seiner eigenen Karriere und der Entwicklung der Firma. Als Stadler bei System 180 anfing, ging man davon aus, ein Selbstbausystem für junge Leute anzubieten. Man sei zudem immer noch viel in der Berliner Kreativ-Avantgarde unterwegs gewesen, die man als Kunden aus der Westberliner Zeit mitgenommen habe. Kreuzberger Hinterhof-Mentalität ist das richtige Stichwort. Von da aus ging es zunächst nach Schöneberg auf einen Gewerbehof. Erst mit der Zeit öffnete sich System 180 für Branchen jenseits der Avantgarde. Vor anderthalb Jahren zog das Unternehmen nach Adlershof, wo es selbst produziert.

Die Produktlinie soll kreatives Denken fördern

Die Liste der Kunden liest sich beeindruckend: Im Ausstellungs- und Architekturbereich stehen darauf etwa der Martin-Gropius-Bau, die Modemesse Bread & Butter (die frühere Ausgabe in Tempelhof) sowie die Zeche Zollverein. Bei den Möbeln hat vor allem die Kooperation mit der School of Design Thinking am Hasso-Plattner-Institut das System 180 vorangebracht. Gemeinsam entwickelten die Partner eine Linie von Büromöbeln, die "DT-Line" (Foto, unten). Sie zeichnet sich durch eine hohe Flexibilität und Mobilität aus und soll kreatives Denken in allen Branchen fördern. Damit ist das Berliner Unternehmen in vielen Dax-Konzernen vertreten – von der Allianz über Daimler bis hin zu Siemens und der Telekom.

Mit flexiblen Möbelsystemen wie der "DT-Line" macht das Unternehmen aus Adlershof rund sechs Millionen Euro Umsatz im Jahr.
Mit flexiblen Möbelsystemen wie der "DT-Line" macht das Unternehmen aus Adlershof rund sechs Millionen Euro Umsatz im Jahr.

© Promo/ System 180

Stadler mag die Klarheit der eigenen Produkte, dass sie "kein aufgesetztes Chichi" haben. "Das, wofür ich selbst und die Firma und das Produkt stehen, ist das Ehrliche: Gestaltung erwächst aus der Funktion, aus dem Rohmaterial, aus der Technologie, aus der Ergonomie – und das Produkt zeigt ehrlich, was es ist." Seit Jahren beliefert System 180 auch das Unternehmen Inditex, das hinter großen Modeketten wie Zara oder Pull & Bear steht. Dort wird viel Regalplatz für Stoffe und Muster benötigt. Dazwischen fügen sich dank des modularen Systems auch Umkleidekabinen perfekt ein. Komplett durchgängig sei die Arbeitsumgebung, sagt Stadler. "Das bringt wahnsinnig viel Ruhe rein." Man erkenne erst auf den zwanzigsten Blick, wie viele verschiedene Objekte tatsächlich verbaut seien.

Weil der harte Stahlrohr-Look aber nicht überall passt, hat System 180 in diesem Jahr die "Black Line" herausgebracht. Dabei werden die Rohre mit schwarzem Pulver beschichtet, was sie farblich wärmer erscheinen lässt. Der erste Kunde, mit dem das Unternehmen das neue Produkt einige Jahre getestet und weiterentwickelt hat, war der US-Fahrdienstleister Uber. Denn auch das gehört zur Unternehmensphilosophie: Zusammen mit den Kunden analysiert System 180 im Idealfall zunächst die Arbeitsprozesse. Dann wird ausprobiert, mit welchen Möbeln diese Prozesse am besten unterstützt werden können – und erst danach geht es ans Bestellen.

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