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Geschäftsführer Frank Mattat in einem Blockheizkraftwerk der Gasag

© Georg Moritz

Energiedienstleister: Mister Effizienz

Der Contracting-Chef Frank Mattat macht schon jetzt gute Geschäfte für die Gasag. Künftig werden alle Energiedienstleistungen des Konzerns gebündelt.

Frank Mattat ist begeistert. Er steht in einem von der Gasag errichteten Heizhaus im Berliner Ortsteil Hakenfelde und zeigt auf einer Karte der Umgebung, welche Gebäude das Unternehmen versorgt. "Wir versorgen das ganze Quartier mit Wärme, produziert hier am Standort und zu einem großen Teil CO2-neutral, weil auf Bio-Erdgas basierend – und zu Konditionen, die tatsächlich unter denen der Fernwärme liegen", erzählt Mattat. Zu dem Quartier gehören mehrere Wohnblöcke und auch Gewerbe. In den kommenden Jahren soll ein weiteres Neubaugebiet an der Spandauer Havel hinzukommen, dort, wo man seit Langem darauf hofft, dass der Flughafen Tegel eines Tages vom Netz geht.

Mattat, Jahrgang 1968, ist Geschäftsführer der Gasag-Contracting-Tochter, die Anfang April in der neuen Gesellschaft Gasag Solution Plus (GSP) aufgehen wird. Contracting? Solution Plus? Die neue Tochtergesellschaft soll unabhängig vom Energieträger und der genutzten Technik alle Energiedienstleistungen des Berliner Mutterkonzerns bündeln. Neben dem Geschäft mit dem smarten Messen von Energie, ganzheitlichen Energiekonzepten und Energiemanagement fällt auch das sogenannte Contracting darunter. Dabei liefert die Gasag zum Beispiel Wärme und Strom für ein Wohnhaus, ein Unternehmen oder ein ganzes Quartier und betreibt zugleich für einen fest vereinbarten Vertragszeitraum die zugehörigen dezentralen Anlagen wie Blockheizkraftwerke. Allein dieser Zweig wird etwa drei Viertel des künftigen Jahresumsatzes der GSP umfassen. Mattat bleibt Geschäftsführer und wird neben zwei weiteren Gasag-Managern an der Spitze der neuen Tochter stehen. "Wir werden als Gasag Solution Plus einer der Top-10-Energiedienstleister Deutschlands und wollen diese Position noch deutlich verbessern", gibt der Energie-Spezialist als Ziel aus.

Angefangen hat der in Kleinmachnow geborene Manager ("Ich bin quasi mit anderthalb Jahren von meinen Eltern nach Berlin verpflanzt worden.") nach seinem BWL-Studium an der Humboldt-Universität zunächst bei der Deutschen Kreditbank. "Mein erster Arbeitgeber in der Energiebranche hat mich abgeworben", erzählt Mattat. Relativ schnell wurde der Betriebswirt dann Geschäftsführer mehrerer kleiner Gesellschaften. "Mit meinen damals 32 Jahren wurde mir ein großes Vertrauen geschenkt – offensichtlich ist es gutgegangen." Über RWE, wo er zeitweise das deutsche Biomasse-Geschäft verantwortete, kam Mattat schließlich zur Gasag. Es mache ihm Spaß und sei eine Herausforderung, in seiner Heimatstadt die Energiewende mitzugestalten, sagt er.

Schon als einzelne Tochter kann die Gasag Contracting zahlreiche namhafte Referenz-Projekte vorweisen, die zum Teil in die Zukunft weisen. So versorgt das Unternehmen etwa den Euref-Campus in Schöneberg mit Wärme – und Kälte. "Wir haben 2013 gemeinsam mit der Euref AG ein Konzept entwickelt, das die Klimaziele des Bundes für 2050 schon vorweggenommen hat", sagt Mattat. Mit Bio-Erdgas betriebene Blockheizkraftwerke gehören bereits dazu. In diesem Jahr soll noch eine moderne Power-to-heat- und Power-to-cool-Anlage hinzukommen, mit deren Hilfe zum Beispiel überschüssiger Strom aus erneuerbaren Quellen in Wärme und Kälte umgewandelt werden kann. "Wir wollen am Euref-Campus die Energiewende sichtbar und erlebbar machen", sagt Mattat. Das Projekt werde als "Energieversorgung 2.0" bundesweit Vorbildcharakter haben. Wichtig ist ihm dabei, dass die Konditionen im Wettbewerb mit konventioneller Fernwärme bestehen können. "Die Energiewende gelingt nur, wenn die Kosten stimmen", ist der Manager überzeugt.

Ein anderes Lieblingsprojekt des Managers ist das Ullsteinhaus. Dort habe man vor zwei Jahren die Energieanlage auf Bio-Erdgas und Kraft-Wärme-Kopplung umgestellt. Nur dies und ein hydraulischer Abgleich bei der Verteilung der Wärme im Haus habe 36 Prozent Kostenersparnis gebracht. Bei älteren Anlagen könne man immer mindestens zehn und bis zu 40 Prozent Effizienzpotenzial haben, meint Mattat.

Vom Hauptsitz in Berlin und einem weiteren Standort in Essen aus will die GSP mit ihren dann rund 100 Mitarbeitern künftig bundesweit tätig werden. Ein gutes Drittel des Geschäfts wird auf den Wohnbereich entfallen, ein Viertel auf Gewerbe und jeweils ein Fünftel auf Krankenhäuser und Messdienstleistungen.

Ein Teil davon wird auch die Spandauer Wasserstadt bleiben. Die Kapazität des in Hakenfelde bereits vorhandenen Blockheizkraftwerks zur Produktion von Wärme und Strom soll mit einer weiteren Anlage mehr als verdoppelt werden – und Hunderte neue Wohnungen versorgen. Davon würden laut Mattat Investoren wie Bewohner profitieren. Eine hohe Energieeffizienz helfe, Baukosten zu sparen. Das schlage sich auch in der Miete nieder. Zudem könne dezentral erzeugter Strom zur Versorgung vor Ort genutzt werden. Dieser sei außerdem preisgünstig und ökologisch.          

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