zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Im großen Schwarzen

Frank Steuer und Jens Wohltorf wollen mit ihrem Chauffeurdienst Blacklane globales Reisen möglichst einfach und angenehm machen.

Rund 1550 Kilometer umfasste die längste Fahrt mit Chauffeur und Limousine, die  das noch immer junge Berliner Unternehmen Blacklane bisher vermittelt hat. Vom indischen Delhi ging es in 20 Stunden nach Digha am Golf von Bengalen. Mit umgerechnet 967 Meilen war die Reise deutlich länger als die berühmte letzte Meile, die die Gründer Frank Steuer und Jens Wohltorf nach eigenem Bekunden abdecken möchten. "Wir wollen, dass Blacklane der Reiseindustrie hilft, tatsächlich eine Tür-zu-Tür-Erfahrung umzusetzen", sagt Wohltorf.

Im Blick hat das Duo bislang vor allem internationale Geschäftsreisende, die etwa vom Flughafen zum Hotel oder Kunden müssen. Ihnen verspricht Blacklane einen gehobenen Limousinenservice von weltweit gleichbleibender Qualität, zu einem vor der jeweiligen Fahrt festgelegten Preis – und das Ganze unkompliziert via App buchbar. Überraschung: Das einzige Fahrzeug, das dem Unternehmen selbst gehört, ist ein Smart. Steuer, 45 Jahre alt, und Wohltorf, 39 Jahre alt, arbeiten mit Tausenden kleinen lokalen Chauffeurdiensten rund um den Globus zusammen. Diese haben in der Regel zwei bis drei eigene Autos, große Limousinen von Premium-Marken. Der firmeneigene Smart dagegen zeugt noch von einem Modellversuch mit kleineren Wagen und steht jetzt im Hinterhof eines alten Schöneberger Fabrikgebäudes. Dort finden rund 220 Mitarbeiter auf mehreren Etagen Platz im typischen Berliner Digital-Ambiente – mit großen Fenstern, hohen Decken, abgezogenen Dielen und unverputzten Backsteinwänden. Von hier aus vermittelt Blacklane jeden Monat Zehntausende Fahrten in mehr als 250 Städten und 53 Ländern. Mit dieser Verbreitung decke man 80 Prozent des globalen Geschäftsreiseverkehrs ab, sagt CEO Wohltorf.

Das Wachstum, das Blacklane seit der Gründung im Jahr 2011 hingelegt hat, ist rasant. 2015 gewann man den Tech5-Award als das am schnellsten wachsende Start-up Deutschlands, noch vor dem Berliner Essenslieferdienst Delivery Hero; im Gründerszene-Wachstumsranking landete man in dem Jahr auf Platz neun. Mit dazu beigetragen hat sicherlich das ehrgeizige 100-Tage-Programm des Gründer-Duos. In 100 neuen Städten machten sie ihr Angebot innerhalb dieses Zeitraumes verfügbar – von Hongkong über Paris bis nach Palma de Mallorca.

Dabei setzten Steuer und Wohltorf ganz am Anfang wie so viele ihre ersten Hoffnungen in den Start des geplanten Hauptstadtflughafens BER. Im Juni 2012 wollten sie Blacklane in Berlin auf den Markt bringen. Die im Vergleich zu Tegel längere Strecke nach Schönefeld war einkalkuliert: "Blacklane lohnt sich eigentlich erst, wenn ich lange genug im Auto sitze, um den Komfort und die Qualität wertschätzen und genießen zu können", sagt Wohltorf. In den meisten Fällen kommt die Fahrt mit dem Chauffeur nämlich etwas teurer als mit dem Taxi. Der BER ging bekanntlich noch immer nicht an den Start – ganz anders das Start-up. Das Berliner Debakel sorgt weiter dafür, dass München, New York oder London ein besseres Pflaster für Blacklane sind. Wobei das Angebot für Kunden auch auf noch längeren Strecken interessant sei, meint Steuer. "Von München nach Zürich oder von Philadelphia nach New York können wir preislich teilweise sogar mit einer Zugfahrt mithalten."

Die Idee zu Blacklane kam Frank Steuer und Jens Wohltorf bereits im Jahr 2009. Der Berliner Wohltorf war damals für die Boston Consulting Group in Chicago tätig, Steuer besuchte ihn. Der Unternehmensberater erzählte seinem Kumpel – beide kennen sich von der Technischen Universität Berlin – von seinen Problemen mit globalen Reisen. Eine Limousine mit Chauffeur vor Ort zu finden, war damals aufwendig oder teuer oder im schlimmsten Fall beides. Zudem sahen die beiden die Schwierigkeiten der kleinen lokalen Chauffeurdienste: ein limitierter Zugang zu Kunden, kein Rund-um-die-Uhr-Service, kaum Marketing. "Da haben wir uns gesagt: Wenn man das richtig angeht, kann man für alle Beteiligten etwas rausholen", erzählt der aus dem Badischen stammende Steuer. Die Idee ist so schlicht wie erfolgreich: Im Prinzip handelt es sich um eine globale Vermittlungsplattform für lokale professionelle Fahrerdienste. Kunden bekämen einen besseren Preis und eine höhere Verfügbarkeit, die Anbieter erzielten eine höhere Auslastung, weil sie Leerfahrten vermeiden könnten, und Blacklane verdiene an der Organisation, zählt der für die Technik zuständige Frank Steuer die Vorteile auf.

Weiter geht es im Heft, das Sie hier bekommen können:Tagesspiegel Köpfe bestellen

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false