zum Hauptinhalt
Im Härtetest. Obwohl die deutschen Importe zuletzt leicht gesunken sind, bleiben die Ausfuhren - auch des Autobauers Hyundai - eine wichtige Treibkraft für die Wirtschaft in Korea.

© Lee Jae Won/Reuters

Koreageschäfte: Auf Expansionskurs

Korea will einen neuen Plan für Innovation umsetzen und mehr deutsche Investoren ins Land locken.

39 Prozent, 35 Prozent und 32 Prozent: Das sind die Exportzuwächse von VW, Porsche und Audi nach Südkorea im vergangenen Jahr. Auch für viele andere Exporteure war 2013 überaus erfolgreich. Korea ist daneben ein wichtiger Investitionsstandort für deutsche Unternehmen, selbst wenn die Dynamik zuletzt abgenommen hat. Als geschätztem Partner wird sich der deutschen Wirtschaft im Koreageschäft weiterhin ein erhebliches Potenzial bieten.

Mit einem Volumen von 14,5 Milliarden Euro ist die Republik Korea inzwischen der viertwichtigste Exportmarkt außerhalb Europas. Neben Autos und Kfz- Teilen realisierten auch Maschinen, elektronische Bauelemente, Arzneimittel oder optische Instrumente teils zweistellige Zuwächse. Jenseits der Attraktivität des deutschen Angebots für die fortgeschrittene Wirtschaft Südkoreas ist das seit Mitte 2011 angewendete Freihandelsabkommen mit der EU eine wichtige Erfolgsgrundlage. Über eine Reihe von Jahren werden die Zölle abgebaut; daneben ist etwa ein Prozess zur Erleichterung von Investitionsbedingungen und Vereinheitlichung von technischen Standards in Gang gesetzt. Frank Robaschik von Germany Trade & Invest blickt deshalb optimistisch in die Zukunft.

Der koreanische Export nach Deutschland konnte zuletzt nicht entsprechend mithalten. Die deutschen Einfuhren sanken 2013 um 5,6 Prozent auf 7,9 Milliarden Euro. Inzwischen werden aber viele koreanische Produkte von Drittstandorten geliefert, Elektronik etwa aus Südostasien und Autos aus Tschechien oder der Türkei. Dem koreanischen Strukturwandel ist es zudem zuzuschreiben, dass die früher bedeutsamen Exporte von Schiffen markant zurückgehen. Die Beurteilung des Abkommens fällt jedenfalls in Korea zurückhaltender aus als in der EU. Das liegt auch daran, dass sich Korea einen dämpfenden Effekt auf die Preisentwicklung versprochen hat. Die koreanische Wettbewerbsaufsicht verfolgt die Preisgestaltung etwa von Autoproduzenten oder Teilezulieferern deshalb sehr kritisch.

Umgekehrt sind auch deutsche Firmen mit der Umsetzung des Freihandelsabkommens noch nicht vollauf zufrieden. Nach einer Umfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Stuttgart von Ende 2013 gibt es Nachteile besonders für kleinere und mittlere Unternehmen, etwa bei der aufwändigen Registrierung als „ermächtigter Ausführer“. Problematisch sei in Einzelfällen auch das Agieren der koreanischen Zollverwaltung, hieß es in der Studie.

Ausländische Firmen bemängeln die politische Instabilität

Neben dem Außenhandel bieten Direktinvestitionen, Joint Ventures oder Firmenzukäufe vielfältige Optionen. Chancen und Klippen liegen oft eng beisammen. Im Hinblick auf die global leistungsfähigen koreanischen Batteriehersteller wurde 2012 etwa ein Joint Venture zwischen Bosch und Samsung SDI beendet, wenig später jedoch ein neues zwischen Continental und SK Innovation gestartet.

Führende deutsche Firmen wie BASF oder Siemens, aber auch Allianz oder DHL, sind in Korea sehr präsent. Dennoch wurden 2013 nur noch 248 Millionen USD in neue Projekte investiert, 120 Millionen USD weniger als im Jahr zuvor. Nach einer Umfrage der Koreanischen Industrie- und Handelskammer (KCCI) von Ende 2013 kritisieren viele ausländische Firmen die Unstetigkeiten der staatlichen Politik und ihrer Umsetzung, eine überzogene Reglementierung und die schwierige Zusammenarbeit mit Gewerkschaften. Diese kritische Einschätzung wird von einer Umfrage unter deutschen Firmen, die die deutsche Auslandshandelskammer in Seoul durchführte, bestätigt, wie deren Geschäftsführerin Barbara Zollmann betont.

Der in diesem März verkündete Dreijahresplan Koreas zur wirtschaftlichen Innovation sieht eine markante Steigerung der ausländischen Investitionen im Lande vor. Der Regierung muss klar sein, dass dazu das Investitionsklima durch entschiedene Reformen verbessert werden muss. Auch umgekehrt sollen koreanische Firmen bei ihrer Überseeexpansion unterstützt werden. Das eröffnet vielfältige Möglichkeiten der Kooperation, gerade auch im deutschen Mittelstand, dessen Kreativität und Innovationskraft sich gerade jetzt besonderen Interesses in Korea erfreut. Der Staatsbesuch von Präsidentin Park erfolgt zum richtigen Zeitpunkt. Werner Pascha

Der Autor ist ordentlicher Professor für Ostasienwirtschaft/Japan und Korea an der Universität Duisburg-Essen

Werner Pascha

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false