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Das Eis gebrochen: Ein Foto mit dem Vopo

Kurz nach dem 9. November wurde der Übergang Glienicker Brücke geöffnet. Tagesspiegel-Leserin Inge Dünnebeil radelte mit ihrem Sohn direkt dorthin. Dort wurde ein besonderes Erinnerungsfoto geschossen.

Wir wohnen in Wannsee.Am 10. November 89 hörten wir am späten Nachmittag im Radio:

Der Übergang Glienicker Brücke wird geöffnet.

Unser Sohn Sebastian und ich radelten sofort dorthin. An der geschlossenen Schranke standen nur zwei, drei Jugendliche, die diese Nachricht auch gehört hatten.

Kein Mensch war auf der Brücke zu sehen.

Zögerlich öffneten die jungen Männer die Schranke.

"Die schießen ganz bestimmt nicht auf uns", und langsam gingen wir über die Brücke.

Da sahen wir am Ende der Brücke auf der rechten Seite fünf  Vopos dicht nebeneinander in einer Reihe stehen.

Kein Wort.

Unser Sohn ging auf einen Vopo zu und sagte: "Kann ich Sie mal mit meiner Mutter fotografieren?" Erschrocken  zischte ich Sebastian leise an:

"Bist Du verrückt geworden?"

Da sagte der Vopo ganz freundlich:" Was Besseres kann mir ja nun gar nicht passieren."

Das Eis war  gebrochen. Welch eine Befreiung, welch eine Begeisterung!

Die nächsten Tage waren wir noch oft an der Glienicker Brücke. Viele Trabis und Menschen kamen herüber.

Ich habe noch nie soviele Männer vor Freude weinen gesehen. 

Es war schon einige Tage nach der Maueröffnung. Unser Sohn kam nach Hause.

"Mutti, heute in der U Bahn hat jeder eine Banane gegessen." - "Wirklich jeder?" - " Ja, ganz bestimmt."

Inge Dünnebeil

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