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Serie Wendekalender: 6. Oktober 1989

DDR-Störsender gegen West-Radio und Streit über den „Dienstleistungsabend“

Der sowjetische Parteichef Gorbatschow ist in Ost-Berlin eingetroffen. Er will an den Feierlichkeiten zum 40. Jahrestag der DDR teilnehmen. Stasi und Polizei sind in Alarmbereitschaft. Auch „betriebliche Kampfgruppen der Arbeiterklasse“ sollen aktiviert worden sein, verlautet aus Ost-Berlin. Oppositionsgruppen rufen ihre Anhänger zur Zurückhaltung auf. Bei einem Gottesdienst in der Gethsemanekirche in Prenzlauer Berg wird vor 1500 Teilnehmern zu Gewaltlosigkeit aufgerufen. „Neues Forum“-Sprecher Jens Reich sagt, auch in der SED gebe es Reformwillige, die genau wüssten, dass „die DDR den Zug in die Moderne verpasst hat“. An den Grenzübergängen werden hunderte Besucher aus dem Westen abgewiesen, darunter auch Rentner und eine Schulklasse. Die Bundesregierung protestiert gegen die Behinderung. Auch wird der West-Berliner Radiosender 100,6 durch Störsignale behindert. Das ergaben Peilmessungen der Post. „Die Störungen traten stets während der Nachrichtensendungen auf“, sagt ein Postsprecher. Hörer aus Ost-Berlin hatten beim Sender über schlechten Empfang geklagt. Andere Anrufer berichteten von einem Militärlaster „mit offenkundiger Sendeeinrichtung“, der nahe der Sektorengrenze unterwegs gewesen sei. CDU-Oppositionsführer Eberhard Diepgen protestiert scharf gegen die „Behinderung freier Pressearbeit“ und fordert den Senat auf, bei der DDR-Führung einen offiziellen Protest einzulegen.

In West-Berlin streiten sich Parteien, Wirtschaft und Gewerkschaften um den neu eingeführten Dienstleistungsabend. Laut Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen sei der erste Abend ein „Reinfall“ gewesen. Behörden, Banken, Ärzte und viele Warenhäuser hätten nicht mitgezogen. Der Dienstleistungsabend sei nur der erste Schritt, um die Ladenöffnungszeiten weiter zu flexibilisieren. loy

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