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Zurück im Geschäft: Ex-Präsident George W. Bush am Montagnachmittag in Columbia, South Carolina - im Dienste seines Bruders Jeb.

© Rainier Ehrhardt/Reuters

US-Wahlkampf in South Carolina: George W. Bush kehrt zurück

Der 43. Präsident tritt am Montagabend in den Südstaaten erstmals mit Bruder Jeb auf, um dessen Kampagne zu unterstützen. Eine riskante Wette.

Sieben Jahre lang hat George W. Bush sich zurückgehalten. Seit der Amtseinführung seines Nachfolgers Barack Obama am 20. Januar 2009 hat der 43. Präsident auf öffentliche Auftritte weitgehend verzichtet - aus zwei Gründen: Erstens war die Zustimmung zu ihm in den Monaten, bevor er aus dem Amt schied, auf unter 30 Prozent gefallen. Zweitens widerspricht es seiner Auffassung vom höchsten Amt im Staat, wenn der Vorgänger dem Amtsinhaber das Leben schwer macht; nach den Mechanismen der Mediengesellschaft würde jede öffentliche Bemerkung von ihm daraufhin interpretiert, ob sich Bruchlinien auftun, die sich zu Schlagzeilen machen lassen. Ein Ex-Präsident sei dem Amtsinhaber Respekt schuldig, hat Bush seine Zurückhaltung erklärt.

In den Südstaaten hoch angesehen

An diesem Montag Abend kehrt er zurück und tritt gemeinsam mit seinem Bruder Jeb, der 45. Präsident werden möchte, in South Carolina auf, um dessen Wahlkampf zu unterstützen. Dies sei eine Mischung aus "höchstem Risiko" und "höchster Gewinnchance", schreibt die "New York Times". Man darf wetten, dass die Bilder von den beiden Brüdern in nahezu allen Sendern in den Nachrichten gesendet werden.

Zugleich zeigt sich, wie relativ die Statistiken der Zustimmung zu Spitzenpolitikern sind, einerseits im Verlauf der Zeit, andererseits regional. Unter Republikanern ist George W. trotz des Irakkriegs wieder ziemlich beliebt. Zwei Drittel hatten in einer Umfrage vom Herbst 2015 ein positives Bild von ihm. Und in den Südstaaten war er selbst in den Zeiten, als die meisten Amerikaner ihm schlechte Noten gaben, hoch angesehen. In South Carolina, wo die Republikaner in der Vorwahl am 20. Februar über ihren Wunschkandidaten abstimmen, ist das gemeinsame Auftreten mit Bruder George W. für Jeb eindeutig ein Vorteil, für sein landesweites Image hingegen ein Risiko.

So wird South Carolina abermals zu einem Schicksalsstaat für die Bushs. In den Vorwahlen im Jahr 2000 hatte George W. Bush hinter John McCain zurückgelegen. In South Carolina wurde der Wettkampf zwischen ihnen schmutzig. Unter der Hand kursierten, zum Beispiel, Verleumdungen, die McCain ein uneheliches Kind mit einer Afroamerikanerin andichteten. Tatsächlich handelte es sich um eine farbige Adoptivtochter der McCains. George W. Bush gewann 2000 in South Carolina, es war die Wende zu seiner Nominierung.

Jeb Bush muss auch Distanz zum Bruder wahren

2016 benötigt Jeb Bush nach dem schwachen Abschneiden in Iowa und einem ordentlichen vierten Platz in New Hampshire einen vorzeigbaren Erfolg in South Carolina. Auch er bekommt Unterstützung durch ein so genanntes "Super Pac", das Millionen Dollar ausgibt für Wahlkampfwerbung in Radio und Fernsehen mit positiven Botschaften über ihn und negativen Behauptungen über seine Rivalen.

Die größte Herausforderung für Jeb Bush aber ist, die richtige Balance zu finden. Er möchte von George W. profitieren, muss aber zugleich eine gewisse Distanz wahren. Ihr Verhältnis war auch Thema der letzten TV-Debatte der Republikaner. Der Eindruck, dass Jeb einen quasi dynastischen Anspruch auf das Weiße Haus erhebt - Vater George H. W. Bush war der 41. Präsident, Bruder George W. der 43. - würde von vielen Amerikanern negativ gesehen. Sie betrachten ihr Land mit Stolz als Republik. "I am my own man", betont Jeb Bush deshalb immer wieder. Er bewerbe sich auf Grund eigener Erfahrungen als Gouverneur von Florida um die Präsidentschaft, nicht als Mitglied der Bush-Familie.

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