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Kampf um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner: Trump umschmeichelt die religiöse Rechte

Zwei Wochen vor der Vorwahl in Iowa, wo christliche Wähler dominieren, tritt Donald Trump in der Liberty University des Predigers Jerry Falwell auf

Er hat ein untrügliches Gespür, wie man Medien-Events schafft - mitunter weit entfernt von dem Ort, um den es ihm wahlstrategisch geht. Am Montag hatte der führende republikanische Präsidentschaftsbewerber Donald Trump seinen symbolträchtigen Auftritt in der Liberty University in Lynchburg, Virginia: einem Wallfahrtsort der religiösen Rechten. Die Stadt Lynchburg ist, abgesehen von ihrer allerchristlichsten Universität, unbedeutend, liegt sozusagen "in the middle of nowhere". Von dort sind es rund 1.600 Kilometer nach Des Moines, der Hauptstadt des Farmstaats Iowa, der am 1. Februar die erste Vorwahl abhält. Trump durfte sicher sein, dass er seine wahre Zielgruppe erreicht: die religiöse Rechte in Iowa, die bei der Kandidatenkür der Republikaner dort dominierenden Einfluss hat. Ach ja, es war auch noch ein Feiertag, Martin-Luther-King-Day, aber das wird bei Trumps Wahl, an welchem Tag er dort auftritt, doch gewiss keine Rolle gespielt haben - oder?

"Mann der Güte und political incorrectness"

Natürlich konnte Aufschneider Trump nicht der Versuchung widerstehen, zu behaupten, dass nie zuvor so viele Menschen in die Liberty University des Predigers Jerry Falwell gekommen seien. Aber das verdanke sich, ergänzte Trump in ungewohnter Bescheidenheit, allein der Anziehungskraft des berühmten schwarzen Bürgerrechtlers - dessen Botschaft der Nächstenliebe und Toleranz, aber das nur nebenbei, Trump nahezu täglich missachtet, wenn er herabsetzend über Minderheiten wie die Latinos oder Andersdenkende herzieht. Trump sei ein "Mann der Güte und der ,political incorrectness' wie mein Vater", hatte Jerry Falwell, der heutige Uni-Präsident und Sohn des gleichnamigen Hochschulgründers, den Gast gelobt. Trump versprach, er werde "das Christentum schützen" und als Präsident wieder den Weihnachtsgruß "Merry Christmas" einführen. Üblicherweise wünscht der Präsident für die Festtage konfessionsneutral "Happy Holidays" - aus Rücksicht auf die US-Bürger nicht-christlicher Religion. Republikaner verdammen das als "War on Christmas": einen Krieg gegen das Weihnachtsfest.

Nicht bibelfest

Dann zeigte sich freilich, dass Trump nicht ganz so bibelfest ist, wie er sich gibt. Als Quelle für das Bibelzitat "Denn der Herr ist der Geist; wo aber der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit" gab er "Zwei Korinther, 3:17" an - statt korrekt "Zweiter Korinther(brief) 3:17". Wer glaubt, dass Trump auserwählt sei "to make America great again", wie sein Wahlkampfslogan verspricht, wird es ihm verzeihen.

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