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Nicht ihr stärkstes Spiel, trotzdem erfolgreich: Die deutsche Nationalmannschaft holte den sechsten Sieg in Folge.

© dpa

EM-Qualifikationsspiel: Unverdienter Sieg für Deutschland

Trotz einer starken Leistung unterlagen die Österreicher im EM-Qualifikationsspiel gegen Deutschland. Nach sechs Spielen und sechs Siegen bleibt die deutsche Nationalmannschaft Tabellenführer in der eigenen Gruppe.

Die „Kronen Zeitung“, Österreichs Massenblatt fürs seichte Gemüt, ahnte nichts Gutes. Zu groß sei derzeit der Unterschied zwischen der heimischen Fußball-Nationalmannschaft und der des deutschen Nachbarn. Auch wenn es zu einer Demütigung im seit Tagen mit 47.500 Zuschauern ausverkauften Wiener Happel-Stadion käme, müsse man dabei gewesen sein, stand geschrieben.

Aber wie man sich täuschen kann. Die Österreicher, Nummer 74 der Welt, zeigten gestern eine starke Leistung, eine, die ihr die meisten ihrer Landsleute nicht zugetraut hatten. Am Ende unterlagen sie der Nummer vier der Welt unverdient 1:2 (0:1) ab. Die Deutschen bleiben nach sechs Siegen in sechs Spielen souveräner Tabellenführer in ihrer EM-Gruppe.

Zwar hätte auch eine Niederlage die deutsche Elf nicht vom Weg zum EM-Turnier in Polen und in der Ukraine abbringen können, aber ärgerlich war es auch trotz des Sieges. Und da hilft es auch nicht, auf prominente Ausfälle zu verweisen. Selbst die Ersatzbank der Deutschen ist qualitativ hochwertiger besetzt als das Team von Trainer Didi Constantini, das nach drei sieglosen Spielen nur noch theoretische Chancen auf eine EM-Teilnahme besaß.

In Per Mertesacker, Bastian Schweinsteiger und Miroslav Klose war Löw die zentrale Achse weggebrochen. Immerhin konnte Sami Khedira auflaufen, der lange Zeit verletzt war. An der Seite des Mittelfeldspielers von Real Madrid, der unter Form blieb, führte der junge Toni Kroos Regie. Der Dortmunder Mats Hummels vertrat – wie zuletzt schon gegen Uruguay - Mertesacker und im Sturm ersetzte erneut Mario Gomez seinen Münchner Kollegen Klose.

Und Mario Gomez war es dann auch, der die deutsche Elf kurz vor dem Halbzeitpfiff mit seinem 17. Tor in seinem 45. Einsatz in Führung brachte. Die Führung schloss eine Halbzeit ab, die unterhaltsam war für die Zuschauer, aber insbesondere Bundestrainer Joachim Löw überhaupt nicht passte, was man ihm immer wieder ansehen konnte. Das Spiel seiner Elf war weit weg vom gewohnten Spielfluss. Vor allen die Organisation stimmte nicht, zudem wurden kaum vertikale Pässe gespielt und wenn, dann fehlte es ihnen an Präzision.

Die Österreicher warfen sich mit dem Mute der Verzweiflung ins Match. Sie waren giftig in den Zweikämpfen und sie hatten in Martin Harnik ihren Antreiber, den die Deutschen nie in den Griff bekamen. Harnik hätte schon nach fünf Minuten die Führung erzielen können, sein Kopfball strich neben den Pfosten. Kurz darauf hatte erst Gomez nach einer Ecke eine Chance, die Aktion schloss Lukas Podolski mit einem satten Lattenschuss ab.

Am Ende war es dann ein merkwürdiges Tor von Mario Gomez, das die deutsche Elf mit in die Halbzeit nahm. Nach einer Ecke von Kroos landete der Kopfball von Arne Friedrich vor den Füßen von Gomez, der den Ball zwei Meter vor dem Tor irgendwie den entscheidenden Drall gab. Gomez küsste darauf den Pfosten und musste lächeln.

Dieses Tor hatte seine Vorgeschichte. Vor ziemlich genau drei Jahren hatte der Stürmer hier im EM-Gruppenspiel gegen den EM-Gastgeber aus zwei Metern Entfernung einen sicheren Ball verstolpert, was ihm in den Monaten danach viel Hohn und Spott einbrachte. Inzwischen hat sich der 25-Jährige aus diesem Tal befreit, und ist mit 28 Treffern Bundesligatorschützenkönig geworden.

Dass aber die deutsche Elf, in der die WM-Helden Mesut Özil und Thomas Müller mau bleiben, keinen guten Tag erwischt hatte, war gleich nach Wiederbeginn zu sehen. Nach einer harmlosen Flanke kam David Alaba an den Ball, dessen halbherzigen Schuss Innenverteidiger Friedrich unglücklich zum Ausgleich ins eigene Tor lenkte. 

Löw brachte André Schürrle für Podolski und Holger Badstuber für Khedira, dessen Rolle Hummels einnahm. Doch das Spiel wurde nicht besser. In der Schlussminute war es dann wieder Gomez, der zum 2:1 einköpfte. Den Sieg aber hätten an diesem Tag nur die Österreicher verdient gehabt.

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