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Herr seiner Entscheidungen: Bundestrainer Joachim Löw.

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Joachim Löw: Der Teamentwickler

Die Wende nach der Wende: Joachim Löw hat sich für seine Spieler entschieden - trotz der Querelen mit dem DFB vor der WM. Porträt eines Prozesstrainers.

Joachim Löw hat in der Vergangenheit nachgewiesen, dass gute und vor allem gut gemeinte Ratschläge seine Entscheidungen nicht mal am Rande beeinflussen. Vielleicht ist das in der vergangenen Woche anders gewesen. Der Bundestrainer war als Ehrengast zu einer hochkarätig besetzten Veranstaltung geladen: zum Treffen der Weltmeister von 1990, die den 20. Jahrestag ihres Titelgewinns feierten. Löw, 50, durfte noch einmal aus erster Hand erfahren, welche Wertschätzung er und seine Arbeit auch bei ausgewiesenen Experten genießen. Immer wieder bekam er zu hören: „Mensch, mach doch weiter!“ Und Guido Buchwald, einer der 90er-Weltmeister, hatte das Gefühl, dass ihn solche Ratschläge sehr wohl berührt haben: „Es freut doch jeden, wenn er Zustimmung für seine Arbeit bekommt.“ Andeutungen über seine Entscheidung hat Löw nicht gemacht, aber Buchwald meint gespürt zu haben, „dass er gewillt ist weiterzumachen“.

Die Weltmeisterschaft in Südafrika war gewissermaßen die Wende nach der Wende. Nachdem die Verhandlungen zwischen dem Team Löw und dem Deutschen Fußball-Bund über eine Vertragsverlängerung im Februar auch wegen Indiskretionen aus dem Verband gescheitert waren, galt es als unvorstellbar, dass Löw über die WM hinaus bleiben würde. Dass er nun weitermacht, zeugt von einer gewissen Größe, vor allem aber ist es eine sportliche Entscheidung – das ist typisch für Löw. „Die Motivation ist extrem hoch, die Mannschaft weiterzuentwickeln“, sagt er. Löw ist – ähnlich wie Louis van Gaal bei den Bayern – ein Prozesstrainer, ein Fußballlehrer mit klaren Vorstellungen. Die Mannschaft, die in Südafrika die Welt begeistert hat, ist schon jetzt sein Werk, ihre Anlagen gelten als glänzend, ihre Perspektiven ebenso.

Hätte Joachim Löw dieses Team wirklich einfach so aufgeben können? Der Auftritt der Nationalmannschaft bei der WM war jedenfalls ein klares Plädoyer der Spieler für eine Fortsetzung der Zusammenarbeit: Die Richtung stimmt, der Weg führt zum Ziel, und bei der Nationalmannschaft findet Löw genau die Bedingungen vor, die ihm wichtig sind: Er kann etwas entwickeln, steht nicht unter dem Ergebnisdruck des Tages und kann mit einem Kader arbeiten, der jung ist und seinem Trainer fast blind vertraut.

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