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Kurioses Gegentor. Jermaine Jones bejubelt das 2:0 für die USA - ein selten unglückliches Eigentor von Torhüter Marc-André ter Stegen.

© dpa

Länderspiel in Washington: Deutschland verliert 3:4 gegen die USA

Die deutsche Nationalmannschaft bringt sich durch Nachlässigkeiten in der Defensive im Länderspiel gegen die USA früh in Schwierigkeiten, macht es am Ende aber doch noch richtig interessant.

Die Szene könnte auch in Jahrzehnten immer noch gerne gezeigt werden. So wie Frank Mill 1986 und sein Pfostenschuss. Marc-André ter Stegen wurde von seinem Kollegen Benedikt Höwedes angespielt. Es war ein ganz gewöhnlicher Rückpass, den der Torhüter der deutschen Fußball-Nationalmannschaft mit dem Außenrist zu verarbeiten versuchte. Doch der Ball rollte an seinem Fuß vorbei und trudelte dem deutschen Tor entgegen. Ter Stegen grätschte hinterher, doch er kam zu spät. 2:0 hieß es für die USA, und der Fehltritt des deutschen Torhüters sollte nicht der einzige Patzer in dieser Begegnung bleiben. Nach einem wilden Hin und Her endete das letzte Länderspiel der Saison 2012/13 mit einem 4:3 (2:0)-Erfolg für die von Jürgen Klinsmann betreuten US-Amerikaner.

„Das ist leider nicht der Abschluss, den wir uns gewünscht hatten“, sagte der Freiburger Max Kruse, einer von vier Debütanten bei der USA-Reise. Persönlich kann er mit einem Tor und zwei Vorlagen in zwei Spielen durchaus zufrieden sein. Für die Mannschaft gilt das nach der Niederlage vom Sonntag nur bedingt. Nach sieben Siegen und zwei Unentschieden bezog die Zweitbesetzung von Bundestrainer Joachim Löw wie zum Start der Saison (1:3 gegen Argentinien) eine Niederlage.

„Einige Spieler waren am Ende einer langen Saison richtig platt“, sagte Teammanager Oliver Bierhoff. Es war im Robert-Kennedy-Stadion bei bedecktem Himmel und 29 Grad Celsius sehr schwül, was ein weiterer Grund für die Deutschen gewesen sein mag, auf kraftraubendes Pressing zu verzichten. So sah es zunächst aus wie ein Urlaubskick. Aber Bundestrainer Löw hatte auch fünf Umstellungen im Vergleich zum 4:2-Sieg gegen Ecuador vier Tage zuvor vorgenommen. Die Neuen waren neben Torhüter ter Stegen André Schürrle, Stefan Reinartz, Sven Bender und Miroslav Klose. Lars Bender rückte aus dem Mittelfeld auf die rechte Verteidigerposition. Weil auch sein Zwillingsbruder Sven Bender in die Startelf berufen worden war, stand erstmals seit dem 5:0 gegen Ungarn in Dortmund am 17. April 1974, als die Schalker Erwin und Helmut Kremers spielten, wieder ein Zwillingspaar beim Anstoß auf dem Platz.

Die Umbauarbeiten trugen dazu bei, dass dieses Testspiel zu einem Experiment mit hohem Risiko wurde, bei dem die im Training angeeigneten Automatismen nicht mehr funktionierten. Vielleicht dachten einige Spieler auch schon an den Urlaub. Die Deutschen hatten ihre Koffer gepackt. Die Bordkarten für den Rückflug, der fünf Stunden nach dem Abpfiff losging, hatten sie in den Jackentaschen. „Die Amerikaner waren das eine oder andere Prozent giftiger“, sagte Bundestrainer Löw.

Zur mangelnden Konzentration gehörte auch, dass Per Mertesacker in der elften Minute völlig freistehend aus sechs Metern am Tor vorbeischoss. Auch Schürrle, nachdem er zwei Abwehrspieler ausstiegen ließ, schob den Ball wie Mertesacker flach am langen Pfosten vorbei. Dazwischen hatte Jozy Altidore die Gastgeber 1:0 in Führung gebracht. Mertesacker ließ den Amerikaner im Strafraum im entscheidenden Augenblick aus den Augen. Kurz darauf brandete kurzer Jubel auf, der aber abrupt wieder abbrach, weil Kloses Tor wegen Abseits zurecht nicht zählte. Alles wartete auf den 68. Länderspieltreffer des 34-jährigen Klose in seinem 127. Länderspiel. Der Stürmer von Lazio Rom hätte Gerd Müller in der Torschützenliste der Nationalmannschaft damit eingeholt. Doch Klose muss weiter darauf warten.

In der Halbzeit nahm Löw vier Wechsel vor. Die Benders wurden durch Philipp Wollscheid und Max Kruse ersetzt, für Mertesacker kam Heiko Westermann und für Jansen Dennis Aogo. Ter Stegen durfte bleiben, obwohl vor dem Spiel ein Wechsel zu Ron-Robert Zieler geplant war. Gegen die beiden Tore von Clint Dempsey, die das Team USA zwischenzeitlich 4:1 in Führung brachten, konnte der 21-Jährige nichts ausrichten. Die Deutschen steckten trotzdem nicht auf und verkürzten durch einen schönen Distanzschuss von Kruse und einen Abstauber von Julian Draxler noch auf 3:4. Sie wollten den Ausgleich, schafften es aber nicht mehr.

Gregor Derichs

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