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Wer gut ist, setzt sich durch. Holger Badstuber (am Ball) durfte gegen Kasachstan verteidigen, weil er in der EM-Qualifikation bislang fehlerlos blieb.

© AFP

Nationalspieler: Die Anti-Rotation

In der Nationalelf gibt es weniger personelle Bewegung, als es die Entdeckung immer neuer Talente vermuten ließe. Löw lässt sich vom Moment nicht leiten.

Es wäre interessant zu erfahren, ob Philipp Lahm das mit den unterschiedlichen Identitäten von Miroslav Klose eigentlich immer problemlos auf die Reihe bekommt; ob er gleich weiß, um wen es gerade geht: um den Bayern-Klose oder den Nationalmannschafts-Klose. Am Samstagabend hat Lahm das fehlerfrei hinbekommen. „In der Nationalmannschaft sind wir nichts anderes von ihm gewohnt“, sagte er, nachdem er auf Klose angesprochen worden war. „Da trifft er am laufenden Band.“ Bei den Bayern ist das anders. Da kann der Stürmer schon deshalb nicht treffen, weil er gar nicht spielt.

Miroslav Klose scheint sich inzwischen damit abgefunden zu haben, dass er von der Öffentlichkeit zunehmend als gespaltene Persönlichkeit wahrgenommen wird. Er hadert eher still mit seiner Rolle bei den Bayern – weil er weiß, dass er bei der Nationalmannschaft immer die Bestätigung finden wird, die er braucht. Und diese friedliche Koexistenz der beiden Kloses wird dem deutschen Fußball wohl noch ein bisschen erhalten bleiben. „Solange er bei uns trifft, ist klar, dass er spielt“, sagt Bundestrainer Joachim Löw. Beim 4:0 gegen Kasachstan erzielte der 32-Jährige erneut zwei Tore, in sechs Länderspielen hintereinander hat Klose jetzt getroffen. Warum sollte der Bundestrainer also etwas ändern?

Vielleicht weil er Mario Gomez auf der Bank sitzen hat. Den besten Stürmer der Bundesliga, der in dieser Saison in 38 Pflichtspielen für die Bayern 30 Tore erzielt hat. Der auch gegen Mailand trifft und nicht nur gegen Kasachstan.

Wenn man das Volk fragen würde, wer in die Nationalelf gehört, wird sich eine Mehrheit immer für die besten Spieler aussprechen, für Gomez im Sturm also und Mats Hummels, den überragenden Innenverteidiger der laufenden Bundesliga-Saison, in der Viererkette. Doch so tickt Löw nicht. Natürlich sind die Leistungen im Verein für ihn eine wichtige Vergleichsgröße; aber viel wichtiger ist ihm, wie sich seine Spieler bei ihren Einsätzen in der Nationalmannschaft präsentieren, wie sie sich dort zum großen Ganzen fügen.

„Es gibt hier keine Erbhöfe“, sagt der Bundestrainer. In seiner Mannschaft steckt allerdings auch weit weniger Bewegung, als es die Entdeckung immer neuer Talente vermuten ließe. Wie wenig sich Löw vom Moment leiten lässt, zeigt die Tatsache, dass er gegen Kasachstan sieben Spieler der Bayern einsetzte, und nur einen einzigen – Mario Götze – vom Bundesliga-Spitzenreiter Borussia Dortmund.

Dass Klose in Kaiserslautern von Beginn an spielen würde, hatte der Bundestrainer schon am Tag zuvor verkündet. Dass es auch Holger Badstuber wieder in die Startelf schaffte, war schon eher überraschend, nach Löws Prinzipien aber nur folgerichtig. Der Innenverteidiger der Bayern stand schon in allen vorherigen Qualifikationsspielen in der Anfangsformation. „Er hat seine Aufgaben immer zu meiner Zufriedenheit gelöst“, sagte Löw. „Deshalb wird er auch nicht von mir in- frage gestellt, wenn er bei Bayern München mal eine Schwächephase hat.“

Leidtragender war in diesem Fall der Dortmunder Mats Hummels, der zum Ausgleich am Dienstag im Testspiel gegen Australien (20.45 Uhr, live in der ARD) von Beginn an spielen darf. Vielleicht ist es ein Trost für Hummels, dass er dann als Verteidiger vermutlich mehr Gelegenheit bekommt, sich auszuzeichnen, als Badstuber gegen Kasachstan.

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