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Marcell Jansen musste gegen Belgien ausgewechselt werden, weil er verletzt war. ARD-Kommentator Gerd Gottlob hatte während des Spiels allerdings einen anderen Grund genannt.

© AFP

Wegen Fehlinformation: Marcell Jansen kritisiert deutsche Fußballkommentatoren

Weil ARD-Mann Gerd Gottlob Nationalspieler Marcell Jansen vor Millionen Fernsehzuschauern eine schwache Leistung gegen Belgien attestiert hatte, schlägt der jetzt zurück: "Es ist mir oft ein Rätsel, wie Kommentatoren ein Spiel sehen."

Marcell Jansen hatte keine gute Woche bei der Nationalmannschaft. Gegen Belgien musste er wegen einer Knieverletzung zur Pause ausgewechselt werden und verpasste deshalb auch das zweite EM-Qualifikationsspiel gegen Aserbaidschan am Dienstagabend in Köln. Die freie Zeit nutzte der Linksverteidiger vom HSV auf seine Weise. Jansen übt auf seiner Website heftige Kritik an Kommentator Gerd Gottlob. Der hatte das Spiel gegen Belgien am vergangenen Freitag live in der ARD kommentiert und als Grund von Jansens Auswechslung dessen angeblich schwache Leistung angeführt - sehr zum Missfallen des 24-Jährigen.

"Es ist doch bedauerlich, dass der gute Herr im Zeitalter der modernen Technik und Kommunikation noch nicht einmal wusste, dass ich aufgrund einer Verletzung ausgewechselt wurde. Stattdessen bastelte er sich eine Erklärung zusammen – wohlgemerkt vor einigen Millionen Zuschauern – die absolut nicht zutreffend war und mich sehr negativ dargestellt hat", schreibt Jansen.

Doch damit nicht genug. Jansen kritisiert in seinem "Einwurf" fast die gesamte deutsche Reportergilde. "Es erweckt bei mir manchmal den Eindruck, als wenn die Kommentatoren sich als Popstars fühlen und sie der Meinung sind, sie haben den Fußball erfunden." Als positive Ausnahme nennt der Nationalspieler Werner Hansch, der mit seiner Art ein Spiel zu kommentieren, dem Zuschauer positiv Emotionen und Spaß vermitteln würde.

Qualitätsnachweis für Reporter gefordert

Jansen fordert in seiner Kolumne indirekt einen Qualitätsnachweis von Fernseh-Kommentatoren. Schließlich müssten Trainer doch auch eine Lizenz erwerben, bevor sie ihrem Job nachgingen. Dagegen würden Kommentatoren vor Millionen von Menschen ihre Meinung kundtun, die wie im angesprochenen Fall durch Gottlobs Äußerung über Jansen sogar "berufsschädigend" sein könne.

"Ich möchte ... nicht den Eindruck erwecken, ich sei beleidigt oder etwas derartiges, nein, es ist vielmehr eine Art konstruktive Kritik", schlägt Jansen am Ende seines "Einwurfs" aber versöhnliche Töne an. Schließlich mache es doch viel mehr Spaß, sich ein Spiel zuhause anzusehen, das von einem guten Kommentator begleitet werde.

Und sein Appell scheint zumindest bei Gerd Gottlob angekommen zu sein. Der ließ auf Anfrage von Tagesspiegel.de durch die NDR-Presseabteilung ausrichten, dass er am Mittwoch ausführlich mit Marcell Jansen telefoniert habe und die Sache für ihn damit erledigt sei.

Für die Fans scheint es das allerdings nicht, denn Jansen hat vielen Fernsehzuschauern mit seiner Sicht der Dinge offenbar aus der Seele gesprochen. Auf seiner Facebook-Seite stimmen ihm zahlreiche Leser zu. Die heutige Reportergilde würde in großen Teilen nur nerven. Selbstdarstellung und sinnfreies Gelaber seien an der Tagesordnung.

Jansen selbst kann sich davon vielleicht schon am kommenden Wochenende wieder ein Bild machen. Seine Verletzung ist beinahe auskuriert. Ein Einsatz für den Hamburger SV am Samstag gegen Nürnberg ist durchaus möglich.

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