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In der paralympischen Kleiderkammer. Hier werden die Athleten angezogen.

© Paralympics Zeitung

Paralympics 2016 in Rio: Die Athleten fühlen sich angezogen

Alle paralympischen Athleten sind kürzlich vom Sportausrüster für die Spiele in Rio eingekleidet worden. Unsere PZ-Redakteurin hat den Tischtennisspieler Valentin Baus begleitet.

Man könnte meinen, man befände sich bei einem Lagerverkauf. Große Berge von T-Shirts und Hosen wohin man blickt. Einkaufswagen gefüllt mit Kleidung versperren den Weg und überall stapeln sich Koffer, die vor lauter Kleidung fast platzen. Es wird um Farben und Größen verhandelt und, weil die Schlangen an den Umkleiden zu lang sind, gleich an Ort und Stelle anprobiert. In der Halle ist es laut, voll. Allerdings haben sich hier die Leute hier nicht versammelt, um die Rabatte des Schlussverkaufs zu sichern. Nein, hier drängeln sich Weltmeister, Rekordbrecher und Nachwuchshoffnungen zwischen den einzelnen Kleiderstationen. Es sind Athleten der deutschen paralympischen Mannschaft, die kurz vor dem Beginn der Paralympischen Spiele in Rio nach Hannover gekommen sind, um sich ihre Outfits abzuholen. Die Kollektion wurde bereits im April in Düsseldorf vorgestellt und ist bis auf das Logo des Deutschen Behindertensportverbands (DBS) identisch mit der, die die deutschen Athleten tragen, die aktuell in Brasilien um olympische Medaillen kämpfen. Für die Paralympics-Teilnehmer gehen die Wettkämpfe am 7. September los, es wurde also höchste Zeit, dass auch sie eingekleidet werden.

Soldaten der Bundeswehr helfen bei der Ausgabe der Sportkleidung

Die Kollektion besteht aus rund 70 Teilen. Damit bei so vielen Kleidungsstücken nichts durcheinander geht, bekommt jeder Athlet eine Liste, auf der Größe und Stückzahl aufgeführt sind. Genauso eine Liste wird gerade auch Valentin Baus ausgehändigt. Der 20-Jährige Rollstuhltischtennisspieler aus Bochum fährt das erste Mal zu den Paralympics, die Einkleidung also eine Premiere für ihn . Los geht es mit den Koffern. Pro Person sind zwei Stück vorgesehen: ein großer und ein kleiner Trolley, zwei Sporttaschen und ein Rucksack. Ganz schön viel Gepäck für eine Person.

Die Paralympics-Zeitungs-Redakteurin Isabella Wimmer hat den Athelten Valentin Baus beim Einkleiden vor den paralympischen Spielen in Rio begleitet.
Die Paralympics-Zeitungs-Redakteurin Isabella Wimmer hat den Athelten Valentin Baus beim Einkleiden vor den paralympischen Spielen in Rio begleitet.

© Paralympics Zeitung

An der zweiten Station gibt es dann Accessoires: Schweißband, Basecaps, Mütze und Schal. Soldaten der Bundeswehr sind an den Ausgabeständen und helfen mit bei der Einkleidung, das hat bereits Tradition. Sie achten auch penibel darauf, dass jeder tatsächlich nur die Anzahl an Stücken bekommt, die vorgesehen sind.

Als nächstes stehen die Schuhe auf dem Plan. Drei Paar gibt es vom Ausrüster Adidas: Freizeitschuhe, Podiumsschuhe und ein Paar Flip-Flops. Während die Freizeitschuhe in grau und weiß farblich dezent gehalten sind, sind die Podiumsschuhe absolute Hingucker. Andreas Escher ist sichtlich angetan: „Die roten Schuhe sind geil“, sagt er, während der Schuhkarton im Koffer verschwindet. Für das Paar gibt es drei Paar Schnürsenkel, mit goldenen, silbernen und bronzenen Applikationen, den jeweiligen Medaillen entsprechend.

Die Drängelei vor den Stationen mit den Trainingsoutfits und der Freizeitkleidung umgeht Valentin, indem er sich direkt bei der Einlaufkleidung anstellt. Die ungewöhnliche Outfitkonzeption kommt nicht bei allen Athleten gut an. Die graue Strumpfhose, die beide Geschlechter bei der Eröffnung tragen, wird vor allem von den Männern kritische begutachtet, daran ändert auch die Bezeichnung „tights“ nichts. Valentin nimmt es mit Humor und probiert die Strumpfhose sofort an. Auch an den Einlaufschuhen, die von Sioux hergestellt wurden, scheiden sich die Geister. Für den Fall, dass die Athleten die Schuhe aber doch nach dem Einlaufen nochmal tragen wollen, hat der Schuhersteller vorsorglich noch ein Schuhputz-Set mitgeliefert.

Ein Teil der Kleidung wird schon nach Rio geschickt, einen anderen können die Athleten bei der Anreise mitnehmen

Zurück an der Station mit Trainings- und Freizeitkleidung trifft Escher auf Tischtenniskollege Thomas Schmidberger. Für den 24-Jährigen ist es die zweite Teilnahme an den Paralympics: „Die Kleidung aus London benutze ich immer noch“. Die beiden Sportler beraten sich gegenseitig, der Stapel mit Hosen und Oberteilen wird immer höher, der erste Koffer ist längst voll.

In der ganzen Halle ist die Vorfreude auf Rio spürbar. Es wird über Zimmeraufteilung diskutiert, in Erinnerung an vergangene Spiele geschwelgt, alle freuen sich auf das Wiedersehen mit den anderen Athelten. Valentin ist inzwischen fast fertig mit seiner Liste. Auf der Suche nach der roten Sonnenbrille, die zur Ausstattung gehört,  trifft er auf DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher, der ihm für die Spiele alles Gute wünscht. Auch für einen kurzen Plausch mit dem Team-Seelsorger und ehemaligen Tischtennistrainer Christian Bode, findet er Zeit. Der Pastor erinnert sich noch an Valentins Anfänge im Tischtennis und freut sich nun umso mehr, dass er für die Spiele in Rio nominiert wurde.

Nun geht es ans Sortieren. Ein Teil der Kleidung wird nämlich schon nach Rio geschickt, einen anderen Teil nimmt Valentin mit nach Hause. Valentin ist jetzt wirklich bereit für Rio. Welches Teil er am meisten Anhaben wird? „Ich hoffe, die Podiumsjacke“, sagt der Sportler und grinst. Zu wünschen wäre es ihm.

Isabella Wimmer

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