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Sie hätte fast ihr Traum-Interview geführt. Doch Paralympics-Reporterin Miriam Karout, 20 Jahre, war zwar nah dran an der iranischen Bogenschützin Zahra Nemati, allerdings scheiterte das Ganze an den Sprachschwierigkeiten.

© Thilo Rückeis

Paralympics Tagebuch: Sprachlich unerreicht

Unsere Reporterin Miriam Karout hatte den Traum, die iranische Bogenschützin Zahra Nemati zu interviewen. Fast hätte es geklappt - doch dann waren die Sprachbarrieren zu hoch.

Von einem riesigen Sportevent live berichten – das ist der Traum vieler Journalisten. Doch manchmal ist man sich nicht über die Schwierigkeiten bewusst, die damit verbunden sind. Sprachliche Barrieren bei einem internationalen Großereignis zu überwinden ist nicht so einfach – und dabei dachte ich, dass drei Fremdsprachen zur Verständigung ausreichen sollten.

Ich hatte die Möglichkeit, mein bislang interessantestes Interview zu führen – mit einer Sportlerin, die nicht nur für ihre unglaubliche Leistung, sondern auch für ihr soziales Engagement für Inklusion und Frauenrechte bekannt ist. Als man mir die Aufgabe zuteilte, war ich zunächst begeistert. Zahra Nemati – iranische Bogenschützin, erste iranische Frau, die eine Goldmedaille gewinnt und bei den Olympischen und Paralympischen Spielen antritt. So eine internationale Legende möchten man nicht wieder gehen lassen, wenn man denn einmal ein Gespräch mit ihr hat.

Am Abend sei sie bereit, mit uns zu sprechen - hieß es

Zuversichtlich kontaktierten wir also das National Paralympic Committee (NPC) Iran – keine Antwort. Und dann war es einfach unmöglich einen anderen Kontakt zu finden. Im Iran werden die Internetseiten der Paralympics offenbar nicht so gepflegt. Also machten wir uns auf den Weg ins Sambodromo – insgesamt zwei Stunden Fahrt! Und da war sie dann – Zahra Nemati. Das Gesicht unter dem Kopftuch, Sonnenhut und Sonnenbrille angestrengt auf die Zielscheibe gerichtet. Jeder Pfeil trifft. Eine Pause gibt es nicht. Also sprechen wir jeden Iranischen Coach und Teamhelfer an – doch die sprechen leider kaum Englisch. Einige Journalisten wollen uns helfen – sie können angeblich gut Englisch – doch im Gespräch wird klar, dass auch sie Schwierigkeiten haben, mit uns zu kommunizieren. Nachdem wir mehrmals penetrant den einzig englischsprachigen Teamkollegen Nematis nach einem Interview fragten, bat er uns schließlich mit zu kommen und mit dem Teammanager zu reden. Am Abend sei sie bereit, mit uns zu sprechen. Doch wir hatten leider nicht die Möglichkeit bis abends zu bleiben. Man einigte sich auf ein E-Mail-Interview auf Englisch – erneut: keine Antwort. Mit ihrem Partner Ebrahim Ranjbarkivaj im Mixed Team arbeitete Nemati sich schnell ins Finale hoch, welches sie dann doch gegen China verloren. Silber für Iran. Auf jeden Fall erwähnenswert, denke ich. Doch mit Zahra Nemati gesprochen habe ich noch immer nicht. Ich kann leider kein Farsi.

Miriam Karout

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