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Der Mauerpark.

© David Heerde

Flirten im Prenzlauer Berg: Zwischen Mythos und Realität

Singles in Berlin Prenzlauer Berg - eine Legende? Der Bezirk ist nicht nur Abenteuerspielplatz für junge Familien, sondern bietet auch eine Vielzahl flirttauglicher Lokalitäten.

Es gibt nur wenige Fernsehbeiträge und Zeitungsberichte über Berlin-Prenzlauer Berg, die ohne das Wörtchen „Szene-Viertel“ auskommen. Für manche mag das wie ein Versprechen klingen, für andere wie eine Drohung. Tatsache ist: Der ehemals eigenständige Ortsteil, der seit einer Verwaltungsreform 2001 zum Großbezirk Pankow gehört, ist bundesweit bekannt. Sei es für den Mauerpark oder die berühmt-berüchtigte Schwabendebatte. Lässt man die Polemik mal beiseite, bleiben unumstößliche Fakten. Prenzlauer Berg hat nach Angaben des Bezirksamts knapp 146.000 Einwohner und ist gut elf Quadratkilometer groß. Der Stadtteil ist damit einer der bevölkerungsreichsten Berlins. Und ja: hier leben viele Künstler, Schauspieler, Musiker. Zum Beispiel die Jungs von Rammstein, Sven Regner, Tom Schilling und Wladimir Kaminer.

Man liest so viel über die Gentrifizierung – was ist da dran?

Kaum ein anderer Teil Berlins hat sich seit der Wende so rasant verändert. Einst war Berlin-Prenzlauer Berg ein Arbeiterbezirk, später Sehnsuchtsort für visionäre Tagträumer aus dem Westen der Republik, heute ein Vorzeigekiez voller Akademiker und Besserverdiener. Die Einwohnerstatistik registriert jährlich mehrere Zehntausend Fort- und Zuzüge. Der Journalist Henning Sußebach fand für einen Beitrag in der "Zeit" heraus, dass sich die Bevölkerung seit dem Mauerfall zu 80 Prozent ausgetauscht hat. Einer der Gründe dafür sind die umfassenden Altbausanierungen – und damit einhergehend die steigenden Mieten. Wer gern in Berlin-Prenzlauer Berg wohnen will, muss sich das also leisten können. Dass die Arbeitslosenquote mit 8,6 Prozent leicht unter dem Berliner Durchschnitt liegt, verwundert daher nicht. Ebenso wenig die Tatsache, dass das Durchschnittseinkommen fünf Prozent über dem Hauptstadtmittel liegt.

Singles in Berlin-Prenzlauer Berg: Gibt es sie überhaupt?

Das Klischee will, dass in Berlin-Prenzlauer Berg nur junge Familien leben. Also adrett gekleidete Schwaben, die mir ihren Kindern auf dem Kollwitzplatz toben und anschließend beim Bäcker für die abendliche Brotzeit frische Wecken kaufen. Tatsache ist, dass hier sowohl der Anteil junger Menschen zwischen 20 und 40 Jahren sowie die Zahl von Ein- und Zweizimmerwohnungen besonders hoch sind. Wenn man diese beiden Fakten miteinander abgleicht, wird schnell klar: Alleinstehende auf der Suche nach Singles in Berlin finden auch in Prenzlauer Berg Menschen, die womöglich gerne jemanden kennenlernen wollen.

Die prenzlberger Hot-Spots auf einen Blick

Wo lernt man am besten Leute kennen?

Die gute Nachricht zuerst: Es gibt in Berlin-Prenzlauer Berg nicht den einen Hotspot, den sogenannten „place to be“. Wer auf der Suche nach Singles in Berlin ist, kann hier überall fündig werden. Damit wären wir auch schon bei der schlechten Nachricht, denn im Grunde gilt es, stets und überall wachsam zu bleiben. Zum Beispiel an folgenden Orten:

Mauerpark. Wer auf der Suche nach romantischen Orten in Berlin-Prenzlauer Berg ist und dabei an den Mauerpark denkt, muss den richtigen Tag abpassen. Klar kommt man am Wochenende hier leicht mit Leuten ins Gespräch. Sei es beim Feilschen auf dem Flohmarkt oder beim gemeinsamen Lästern über die unbeholfenen Gesangsversuche irgendwelcher Möchtegerns bei „Monster Ronson’s Ichiban Karaoke“.

Doch so naheliegend die Smalltalkthemen sind, so unverbindlich ist auch ihr Charakter. Deshalb: Besser unter der Woche den Mauerpark aufsuchen, durch das Birkenwäldchen und über den Gleimtunnel hinweg. Hier, im hinteren Teil des Areals, befindet sich der „Moritzhof“, auf dem es Pferde, Kaninchen und Ziegen gibt. Und Menschen, die Tiere mögen und weder betrunken noch hibbelig sind.

Schönhauser Allee Arcaden. Typische Shopping-Mall mit architektonisch durchschnittlichem Anspruch. Zwischen dem Fitness-Center im Obergeschoss und dem Biosupermarkt im Souterrain läuft man leicht Gefahr, die Zeit zu vergessen. 100 Fachgeschäfte und Dienstleister sind auf 25.000 Quadratmetern angesiedelt. Highlight ist die Dachterrasse "Deck 5"mit ihrer Strandbar. Für die wurden 80 Tonnen Sand verteilt. Ebenso schön wie beeindruckend: während der Abenddämmerung den Ausblick zu genießen.

Prater. Ist der älteste Biergarten Berlins und befindet sich in der Kastanienallee 7 – 9. Gegründet wurde er 1837, anfangs war er nicht mehr als eine Bretterbude mit Getränkeausschank. Ein paar Um- und Anbauten später hatte der Prater sein eigenes Varieté. Es gab Theateraufführungen und Liederabende, während des 1. Weltkriegs sollen Hans Albers und Rudolf Platte häufig hierher gekommen sein. An warmen Sommerabenden findet man manchmal nur schwer einen freien Platz; sobald man den hat, kommt man jedoch leicht mit Tischnachbarn ins Gespräch. Der Weißwein überzeugt geschmacklich nicht unbedingt, die moderaten Preise dafür um so mehr.

Projektionsfläche für die Wünsche der Bewohner. Hamburger, Schwaben und manchmal auch ein Berliner. Prenzlauer Berg, Ecke Eberswalder Straße und Kastanienallee.
Projektionsfläche für die Wünsche der Bewohner. Hamburger, Schwaben und manchmal auch ein Berliner. Prenzlauer Berg, Ecke Eberswalder Straße und Kastanienallee.

© Doris Spiekermann-Klaas

Volkspark Friedrichshain. Hier treffen der bürgerliche Prenzlauer Berg und der noch nicht ganz so bürgerliche Friedrichshain aufeinander. Der 1846 entstandene Park gilt als erste kommunale Grünanlage der Stadt. Tagsüber sieht man hier vorwiegend junge Familien, nachmittags und abends kann man Basketballspielern beim Körbewerfen zugucken. Im Sommer ist das Grillen eigentlich nur auf dem Bunkerberg erlaubt, viele Besucher pfeifen jedoch auf Anordnungen des Bezirksamts und suchen den Thrill im anarchischen Guerillabrutzeln. Wen dieser Adrenalinkick bei der Kontaktaufnahme zu anderen Menschen hemmt, kann sich auch einfach auf’s Joggen besinnen. Und im Café Schönbrunn und seinem angrenzenden Biergarten muss man sich die Gäste nicht schön trinken - sie sind es einfach.

Kulturbrauerei. Es ist wahr: In den letzten Jahren mussten viele Clubs der Gegend dicht machen. Meist wegen Lärmbeschwerden von Anwohnern und daraus resultierenden Konflikten mit den Vermietern. Sie existieren aber noch: die Orte, an denen man sich abends zum Tanzen, Trinken und Tratschen treffen kann. Die Kulturbrauerei zwischen Schönhauser Allee und Knaackstraße ist einer von ihnen. 20 Gebäude gibt es auf dem Gelände, sie beherbergen ein Kino, mehrere Konzertsäle (Kessel- und Maschinenhaus sowie Kantine), zudem Clubs: Frannz und Soda. Im letzteren gibt es regelmäßige Ladies-Nights. Und was dabei passiert, muss man am besten selbst einfach mal erlebt haben.

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