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Tagesspiegel Data Debates #7: Wolfgang Ischinger: „Wir brauchen eine Genfer Konvention für den digitalen Raum“

Gestern fand die siebente Veranstaltung aus der Reihe „Tagesspiegel Data Debates“ mit über 150 Gästen und unserem Initiating Partner Telefónica Deutschland statt.

Das Thema im Telefónica BASECAMP war dieses Mal: Kann man Demokratie hacken? Sicherheit von Wahl, Wirtschaft und Behörden.

Mit der immer stärkeren digitalen Vernetzung nehmen auch politisch und wirtschaftlich motivierte Cyberattacken auf Regierungen, Unternehmen und Behörden zu, was zu mehr Verwundbarkeit des Einzelnen, der Unternehmen und des Staates führt. Bei der Podiumsdiskussion debattierten Guido Eidmann, Chief Information Officer und Mitglied des Vorstands von Telefónica Deutschland, Dr. Sandro Gaycken, Direktor des Digital Society Institute der ESMT Berlin, Prof. Dr. Wolfgang Ischinger, Vorsitzender der Münchner Sicherheitskonferenz und Dr. Karsten Nohl, Geschäftsführer der Security Research Labs über die Frage, wer verantwortlich für den Schutz vor Cyberattacken ist und wie dieser Schutz in Zukunft weiter ausgebaut werden kann.

Zu Beginn betonte Wolfgang Ischinger, wie wichtig es sei, keine Angst vor neuen Technologien zu haben. Er wünscht sich mehr Verständnis für die jeweils andere Seite beim Austausch zwischen Politik und Technologie. „Wir brauchen Dolmetscher von beiden Richtungen“, so Ischinger. Sorgen machen ihm die neuen Formen der Konfliktaustragung, weil beispielsweise Cyberattacken asymmetrisch verlaufen: Plötzlich könnten nicht mehr nur staatliche Akteure über Grenzen hinweg Schaden anrichten, sondern jeder Einzelne sei dazu fähig. Ischinger bezeichnet diese Entwicklung als einen „Great Equalizer“. „Die digitale Revolution und die Phänomene des Cyberraums unterhöhlen das klassische Machtmonopol des Staates“, sagte der Vorsitzende der Münchner Sicherheitskonferenz. Aus diesem Grund plädiert er für mehr Regeln, nicht nur national, sondern global: eine digitale Genfer Konvention, weil der Cyberraum für ihn bisher großenteils normfrei sei.

Guido Eidman lobte die Aufmerksamkeit und das Bewusstsein der Deutschen im Umgang mit Datenschutz. Die Diskussion über das Thema würde in Deutschland sehr viel aktiver vorangetrieben als in anderen Nationalstaaten. Dennoch lassen sich seiner Meinung nach Cyberangriffe nicht verhindern, aber der Umgang mit ihnen verbessern. Das Sicherheitsniveau steige, wenn das Bewusstsein steigt. Und für dieses Bewusstsein sei jeder verantwortlich: „Wenn es um Datensicherheit und Datensouveränität geht, sind wir alle gefordert: der Einzelne, Gesellschaft, Wirtschaft und Staat“, so Eidman.

Karsten Nohl versteht die Cyberangriffe als „Nebenprodukt der Digitalisierung“ und relativiert die Auswirkungen. Zwar gingen Milliarden durch Cyberattacken verloren, doch durch die

Digitalisierung würden auch Billionen verdient. Nohl interpretiert diese Verluste als eine Art „Steuer“, aber nicht an den Staat sondern an die Kriminellen. Um Cyberattacken grundsätzlich entgegentreten zu können, brauche es bei jedem Einzelnen ein IT-Grundverständnis und er plädiert für das frühe Erlernen von Programmier-Techniken.

Gaycken steht den Cyberangriffen weitaus kritischer gegenüber, insbesondere in der Medizintechnologie. Als Beispiel nennt er Sicherheitslücken in Herzschrittmachern, bei denen das Leben auf dem Spiel steht. Für Gaycken sind Demokratie und Internet immer weniger miteinander zu vereinbaren, denn „das Internet ist furchtbar manipulierbar“. Aus diesem Grund plädiert auch Gaycken für mehr Sicherheitstechnik.

Hier finden Sie die Fotos von der gestrigen Veranstaltung: https://we.tl/jGN9OCVW7l . Der Fotocredit liegt bei Henrik Andree.

Die Tagesspiegel Data Debates werden durch Abstimmungen begleitet. So können sich die Teilnehmer im Telefónica BASECAMP und die Videostream-Zuschauer im Internet an der Debatte beteiligen.

Die „Tagesspiegel Data Debates“ sind eine Veranstaltungsreihe vom Tagesspiegel, bei der in monatlichen Debatten im Telefónica BASECAMP die Digitalisierung und ihre Bedeutung für unser Leben und das gesellschaftliche Miteinander thematisiert werden. Die Veranstaltung wird unterstützt von unserem Initiating Partner Telefónica Deutschland. Die nächste Veranstaltung findet am 31. Januar 2018 statt. Alle Infos zur Veranstaltung finden Sie unter: https://www.datadebates.de/.

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