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Im ganzen Land demonstrieren Menschen gegen Donald Trump. Doch Neuwahlen sind höchst unwahrscheinlich.

© AFP

Die USA nach der Wahl: Die zerrissenen Staaten von Amerika

In New York sind sie wütender denn je, in North Carolina triumphiert der Ku-Klux-Klan. Nach der Wahl von Donald Trump stehen die USA vor einer Zerrreißprobe. Unser Blendle-Tipp.

Es sind kleine Geschichten, die zeigen, wie groß der Riss ist, der durch Amerika geht. Geschichten wie die von Kelcey Caulder. Die Studentin hatte bei der Präsidentschaftswahl für Hillary Clinton gestimmt und das ihrer Großmutter erzählt. Doch die Großmutter war außer sich. „Dafür kommst du in die Hölle!“, soll sie gerufen haben. Und beendete prompt die Facebook-Freundschaft mit ihrer Enkelin.

Diese Episode hat es bis in die „Washington Post“ geschafft. Und sie gehört zu den harmlosesten Konflikten, die seit der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten aufgebrochen sind. Fast täglich berichten Fernsehsender und Zeitungen von Vorfällen wie dem in Michigan, wo ein Weißer einer muslimischen Studentin androhte, ihre Kleider in Brand zu setzen, wenn sie ihr Kopftuch nicht ausziehe. Das Mädchen gehorchte. In New York beschimpfte ein Autofahrer einen aus Marokko stammenden Chauffeur des Fahrdienstes Uber als „Terroristen“ und schrie, nun da Trump gewählt sei, werde er hoffentlich abgeschoben. Zwei muslimische Teenager wurden in New York auf der Straße verprügelt.

Nicht nur Trump-Anhänger greifen an. Auch seine Gegner. Bei einer Schülerdemo nördlich von Washington tauchte ein Junge mit einer Trump-Kappe auf. Einige Demonstranten schlugen so lange auf ihn ein, bis der Junge ins Krankenhaus musste. Anderswo rufen weiße Schüler wiederum: „Bau’ die Mauer!“ – und versperren Schülern mit dunkler Haut den Weg ins Gebäude. In Massachusetts, Minnesota und Colorado bieten Schulen schon Schülern und Lehrern psychologische Hilfe an.

Es ist etwas zerbrochen am 8. November, dem Wahltag. Trump hat nicht nur Hillary Clinton besiegt, die Meinungsforscher blamiert, das Land gespalten. Er hat auch die Illusion zerstört, in Amerika herrsche längst ein Konsens darüber, dass das Land eine multikulturelle Gesellschaft ist.

„Das Volk hat gesprochen, und die Wahl ist vorbei.“ Das hat Trump als designierter Präsident gesagt. Doch nichts ist klar in den zerstrittenen Staaten von Amerika. Derzeit werden in Wisconsin auf Initiative der Grünen-Kandidatin Jill Stein die Stimmen neu ausgezählt, weil Computer-Experten darauf hingewiesen hatten, dass einige Wahlautomaten zugunsten von Trump manipuliert worden sein könnten. Ähnliches wäre auch in Michigan und Pennsylvania denkbar. Und auch Trump sprach seinerseits von „ernsthaftem Wahlbetrug“ in Virginia, New Hampshire und Kalifornien – Bundesstaaten, die Hillary Clinton gewonnen hatte. „Millionen von Menschen“ hätten dort „illegal abgestimmt“.

Wen er damit eigentlich meinte, sagte Trump nicht. Mit jener Behauptung jedenfalls hat Trump, so muss man es wohl sagen, Freund und Feind gegen sich aufgebracht. Alex Padilla, der Wahlleiter in Kalifornien, stellt fest: Trump habe wohl ein Problem damit, dass ihn viele Amerikaner nicht gewählt haben, seine Aussagen seien „absurd“. Selbst Republikaner erklärten, es habe einen solchen Wahlbetrug nicht gegeben. So oder so stehen die Chancen für eine Neuwahl schlecht. Auswirkungen auf das Gesamtergebnis gäbe es nur, wenn alle drei zu überprüfenden Staaten nachträglich an Clinton fallen würden. Das ist gänzlich unwahrscheinlich. Doch wer traut sich schon, so was kategorisch auszuschließen. Nach diesem Wahljahr, nach Brexit-Votum, nach Kolumbien, nach Trump.

Wo Gewissheiten schwinden, bleibt nur Hoffnung. Wie im Fall der New Yorker ...

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