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Nach langer Suche fiel die Wahl auf ihn. Als leidenschaftlicher Apologet des Internets ist sein Kulturbegriff ganz einfach: Kultur für alle!

© imago/Future Image

Kulturstaatsekretär Tim Renner: Ein Rocker im Berliner Politikbetrieb

Er galt als Wunderkind, sein Aufstieg in der Musikbranche war rasant, sein Ausstieg spektakulär. Nun kehrt Tim Renner auf die große Bühne zurück, als Kulturstaatssekretär. Kann der das denn? Er hält sich an den Bürgermeister von Reykjavik: "Politik muss Spaß machen, um zu funktionieren".

Ausgerechnet bei Juhnke, dem alten Schlachtross, macht der junge Staatssekretär plötzlich schlapp. Er könne nicht kommen, postet Tim Renner auf seiner Facebook-Seite, „aus purer Zeitnot“. Dabei hatte er selbst zur feierlichen Enthüllung einer Gedenktafel für Harald Juhnke eingeladen. Als Beweis seiner Zwangslage gibt er einen Einblick in seine Terminmappe. 15 Zeitfenster reihen sich an diesem Dienstag aneinander, von neun bis 22 Uhr, alle belegt, da ist die posthume Ehrung eines Berliner Originals nicht mehr so wichtig.

Zumal ja ein viel Wichtigerer anwesend ist. Der Regierende Bürgermeister. Wenn der sein Nebenamt als Kultursenator mal nicht wahrnehmen kann, soll Renner ihn vertreten. Umgekehrt geht das natürlich auch. Aber war das so gedacht?

Tim Renner als Coup des zuletzt lustlos wirkenden Klaus Wowereit

Seit einem Monat führt der neue Kulturstaatssekretär die Geschäfte in der Brunnenstraße 188, dem Sitz der Berliner Kulturverwaltung. Als Tim Renner nach langer Suche dorthin berufen wurde, galt das als Coup des zuletzt lustlos wirkenden Klaus Wowereit. Er holte sich einen agilen, für seine visionären Vorstellungen gerühmten Außenseiter, einen Mann aus der Musikindustrie, auf die Regierungsbank. André Schmitz hatte den Posten nach einer Steueraffäre räumen müssen. Schmitz, der Schwarzkopf-Erbe mit Schloss auf dem Land, verkörperte die bürgerliche Hochkultur. Zurückhaltend, fleißig, kompetent. Der Theatergänger, Opernliebhaber, Kunstsammler hinterließ eine intakte Behörde, einen auf zwei Jahre festgelegten Haushalt und kaum Spielraum.

Trotzdem sagte Tim Renner zu, als Wowereit ihn fragte. Ob es der Wunsch des gebürtigen Berliners war, in seiner Heimatstadt auch einmal den Glanz eines offiziellen Amtes zu genießen, oder ein Akt der Not, weil seine Beraterjobs, seine Lehrtätigkeit an der Pop-Akademie in Mannheim und seine Firma Motor Entertainment nur gerade so ein Auskommen garantierten, darüber schweigt Renner. Natürlich musst du das machen, hat Petra Husemann-Renner ihren Mann bestärkt. Das sei für ihn eine einmalige Chance. Nun könne er herausfinden, ob er auch das kann – Politik machen.

Politik - kein abwegiges Wort für den neuen Kulturstaatssekretär

Politik. Für Renner ist das nie ein abwegiges Wort gewesen. In seinem Kinderzimmer habe er als Kind Bundestagsdebatten mit Stofftieren nachgestellt, sagt er. Politisch sei sein Elternhaus ohnehin gewesen. „Heftigste Diskussionen“ habe es gegeben. Seine Mutter, Sozialpädagogin im Strafvollzug, SPD-Mitglied, habe oft mit ihrem Mann gestritten, der als konservativer CDU-Mann und größter Bibelverleger Deutschlands gegensätzlicher Meinung war. Das habe den Sohn „auf große Koalitionen vorbereitet“, wie der sagt.

Selbst seine Kritiker bescheinigen ihm, von jeher in die Politik gestrebt zu haben. Er verfüge über eine ausgeprägte strategische Intelligenz, begreife sofort, wie Menschen gepolt seien. Also einer, der das Spiel durchschaut. Zum wachsenden Missfallen der Beteiligten höre er aber nie auf zu glauben, dass es bloß ein Spiel sei. „Der Typ ist durch“, sagen deshalb einige, die mit ihm zu tun hatten. „Keine seiner Ideen hat je funktioniert.“ Renner gilt als Wunderkind, sein Aufstieg in der Musikbranche war rasant, seinen Ausstieg vollzog er mit großer Geste, um danach die Freiheit im Internet mit der Freiheit der Künste in Einklang bringen zu wollen. Hat sich Tim Renner nun in ein Dilemma hineinmanövriert? Er ist gut darin, Akzente zu setzen. Aber will Wowereit Akzente? Wie schwierig wäre es für Renner, nicht mehr aufzufallen? Und wie ist es, vom „Mister Independent“ zum Politiker zu werden?

Ungeschriebene Regeln und ihre Tücken

Tim Renner in diesen Tagen zu begleiten, heißt, einen 49-Jährigen erste Schritte auf einem Parkett unternehmen zu sehen, dessen Regeln ihre eigenen Tücken haben. Wie die, dass sein Terminkalender ohne Essenspausen durchgetaktet wird. Dass es eine vorgegebene Reihenfolge gibt, in der die Mitglieder des Kulturausschusses angeredet werden müssen. Oder die, dass Regierungsmitglieder im Abgeordnetenhaus keine Regung zeigen dürfen. Schwer für einen Mann, der in Gefühlen denkt und findet, dass man etwas erst begriffen hat, wenn man es lebt. Nun ist er gehalten, sich auf der Regierungsbank bei Debatten bedeckt zu halten. Geschrieben steht das nirgendwo. Jeder hält sich daran.

Warum?, wollte Renner von Wowereit wissen. Der erklärte ihm, dass die Regierung im Abgeordnetenhaus eine dienende Rolle einnehme. In der Nazi-Zeit sei das anders gewesen. Da hätten Goebbels und Göring die Mitglieder der Opposition von der Regierungsbank aus angepöbelt und niedergebrüllt.

Später wird Renner die Lehre daraus auf seine Art ziehen. Den Sprecher der Piraten-Partei im Kulturausschuss lobt er in einer Sitzung für dessen Bauhaus-T-Shirt.

Dazu muss man wissen, dass Bauhaus eine englische Band ist, die Ende der 70er Jahre unter den Einfluss der deutschen Avantgarde geraten war und daraus eine tieftraurige, dunkle Musik entwickelte, die heute als Vorläufer des Gothic-Rock gilt. Richtig berühmt wurde sie nie. Renner trägt meist einen Button mit dem minimalistischen Bauhaus-Emblem am Revers. Es ist die Art, wie man in seiner Welt einen Unterschied markiert und vermittelt, anders zu sein als alle anderen. Popkultur, so hat er es in einem seiner Bücher beschrieben, sei die Kultur der Außenseiter, die dazugehören wollen. Tolles T-Shirt? Es ist wie ein Pakt.

Wo Operndirektoren wie verwegene Stars aussehen

Eine schmale Stiege führt in die Fritzi-Massary-Lounge. In langstieligen Gläsern perlt der Sekt. Bis vor kurzem war der Raum in der Komischen Oper ein verborgener Ort unterm Dach. An diesem Abend, die Vorstellung von „Così fan tutte“ ist eben zu Ende gegangen, füllt sich die Bar mit den führenden Köpfen der deutschen Opernlandschaft. Hausherr Barrie Kosky begrüßt die angereisten Intendantenkollegen mit wehenden Armen und schnellen Pointen. Er trägt eine abgewetzte Lederjacke und an beiden Händen mehrere klobige Silberringe. Auch Renner ist erschienen, das Jackett locker über die Schulter geworfen. Dass er höchstens für eine Party mal in einer Oper gewesen sei, hatte er bei der Pressekonferenz, die ihn der Öffentlichkeit als neuen Kulturverwalter vorstellte, vermerkt. Die Opern sind Berlins Schwergewichte. Sie beanspruchen mit 255 Millionen Euro in diesem Doppelhaushalt fast ein Drittel des Kulturbudgets. Das ist mehr als Party.

Süffisantes Lächeln und lauernder Blick

Kosky drückt Renner das Mikrofon in die Hand. Die Begrüßungsworte, die man ihm zugesteckt hat, ignoriert er. Stattdessen sagt er den versammelten Intendanten und Funktionären des Bühnenvereins, wie cool Berlin doch sei, „eine Stadt, in der Operndirektoren wie Rockstars aussehen“ – Barrie Kosky lacht auf – „und Rockstars wie Operndirektoren“.

Das kann er. Es ist, wie er betont, erst seine zweite Rede, Renner wird nach der dritten aufhören, das eigens zu erwähnen. Seinem Vorgänger sei die Befriedung der Opernszene unter dem Dach der Opernstiftung gelungen, schiebt er hinterher. Barrie Kosky, der Rockstar, hatte sogar von einer „Utopie des Miteinanders“ gesprochen. Renner muss hier nicht mehr tun, als sich Opernaufführungen anzusehen. An zwölf Besuche könne er sich erinnern. Auf 120 will er es bis zum Ende seiner Amtszeit bringen.

Alltag eines Neupolitikers. Tim Renner ist leidenschaftlicher Nutzer von Facebook. Das entspricht seiner Idee von Partizipation. Auch als Staatssekretär lässt er nicht davon ab. So postete er ein Bild von einem Konferenzzimmer, Kommentar: „Erster!“
Alltag eines Neupolitikers. Tim Renner ist leidenschaftlicher Nutzer von Facebook. Das entspricht seiner Idee von Partizipation. Auch als Staatssekretär lässt er nicht davon ab. So postete er ein Bild von einem Konferenzzimmer, Kommentar: „Erster!“

© privat / Facebook

Vor dem Ende, auch vor einem vorzeitigen, hat Renner keine Angst. Das sei sogar eine Erleichterung, über das vorgezeichnete Ende bei den kommenden Landtagswahlen hinaus nicht planen zu müssen. Behauptet er jedenfalls. In Berlin könne man scheitern, sagt er. Seine Bewegungen, geprägt von dem Wunsch, es allen recht zu machen, haben etwas Ironisch-Unerschrockenes. Oft lächelt er süffisant, der Blick lauernd. Die rotblonde Haartolle zeugt vom anhaltenden Einfluss des Indie-Pop, als wäre er über Phillip Boa, seine erste Entdeckung als Musikmanager Ende der 80er Jahre, emotional nie hinausgelangt.

Entdeckungen eines Neupolitikers - auf Facebook

Am Abend der Biennale-Eröffnung führt er seine Begleiter aufmerksam für deren Blicke durch die Ausstellung im Museum Dahlem. Niemand interessiert sich für ihn zwischen den bärtigen Hipstern mit Wollmützen auf dem Kopf. Aber eine Pflicht ist es ihm nicht. Er sieht Beziehungen zwischen einzelnen Werken, die nicht sofort ins Auge fallen. Er liebt das Abenteuer des verwegenen Gedankens. Man weiß nie, ob das Abenteuer glücklich endet. Er auch nicht.

Obwohl er sich angewöhnt hat, Fremden verbindlich zuzunicken, verrät sein Umgang doch eine Scheu. Was daran liegen mag, dass er in seiner Jugend miterlebt hat, wie die Familie ihre prächtige Villa verlor und in eine Drei-Zimmer-Wohnung umzog. Umso offensiver geht er jetzt auf Facebook mit seinem Alltag um, den Entdeckungen eines Neupolitikers. Seine Leute warnen ihn davor, es nicht zu weit zu treiben. Die Aufnahme von der ihm vorbehaltenen Staatssekretärstoilette schaffte es in die „Huffington Post“. Ein andermal postete er ein Foto seines Stuhls, über den er Jacke und Rucksack gehängt hatte, während alle anderen Plätze am Konferenztisch noch unbesetzt waren. Sein Kommentar: „Erster!“

Schließlich wunderte er sich, wie stark sein Leben nun von Papier bestimmt wird. War er nicht längst im digitalen Zeitalter angekommen? Stattdessen jetzt Akten und Laufzettel, auf denen er mit Kürzel, Datum und dem roten Stift des Staatssekretärs zur Kenntnis gibt, das er zur Kenntnis genommen hat.

Keine Angst vor Postings

Er kennt das Risiko eines zu offenen Umgangs mit dem, was hinter den Amtskulissen geschieht. Die Unmittelbarkeit eines Facebook-Eintrags kann einem Politiker gefährlich werden. Man werde das irgendwann gegen ihn verwenden, lautet der gute Rat Erfahrener. Aber Renner ficht das nicht an. Wer ihm einen Vorwurf machen wolle, sagt er, finde ohnehin einen Grund. Seine Überzeugung sieht er in einem Satz des Bürgermeisters von Reykjavik, Jon Gnarr, bestätigt: „Politik muss Spaß machen, um zu funktionieren.“ Gnarr war zuvor Komiker gewesen.

Rock me. Tim Renner 2001 im Outfit eines scharf gemachten Mopeds. Aber da war er noch nicht Kulturamts-Chef, sondern trieb mit Motor-Entertainment sein Konzept einer Rundum-Service-Agentur für Musiker voran.
Rock me. Tim Renner 2001 im Outfit eines scharf gemachten Mopeds. Aber da war er noch nicht Kulturamts-Chef, sondern trieb mit Motor-Entertainment sein Konzept einer Rundum-Service-Agentur für Musiker voran.

© picture alliance / SCHROEWIG

Der vielseitige Macher

Renner ist schon alles Mögliche gewesen. Punker mit Stecknadel in der Wange, was nicht wehtat, wenn man den Trick kannte. Macher seines eigenen Multimediamagazins, als es das Wort noch gar nicht gab, „Zeitung auf Kassette“, wie er das nannte, darauf Musik und Interviews, die er mit Akteuren der alternativen Musikszene geführt hatte. Da war er 16 Jahre alt. Das verschaffte ihm Gehör. Er wurde Musikredakteur bei der Zeitschrift „Fame“, später Radiomoderator, Musikmanager, Festival-Initiator, Dozent.

Das Muster seines Lebenswegs: Wenn er etwas wollte, schuf er sich ein eigenes Vehikel. Nach dem Abitur baute er eine eigene Presseagentur auf, über die er seine Artikel an Stadtmagazine verkaufte. Als er in der Hoffnung, ein Skandal-Buch über die Zustände in der Musikindustrie zu schreiben, bei der Hamburger Firma Polydor anheuerte, begann der Aufstieg. Und er wunderte sich, wie leicht ihm das fiel. Man erlaubte ihm sogar ein eigenes Label zu gründen, Motor.

Mit Kommunikation geht alles

Schnell galt seine Truppe innerhalb des PolyGram-Konzerns als erfolgreiche, aber obskure „Sekte“. Denn in Renners Umfeld kleidete man sich gleich, wurden Künstler zu Konzerten in die Büros eingeladen, hörten alle die laute, fordernde Musik der Jugend. Und Renner entwickelte die Idee seines Lebens: Mit Kommunikation kann man alles bewegen.

Das ist zwar kein Geschäftsmodell, aber als Strategie zog er damit gegen den sich abzeichnenden Strukturwandel in seiner Branche zu Felde. Als er nach der Fusion mit Universal zum „Präsidenten“ aufstieg, mehrten sich Stimmen, die einen Personenkult um ihn entstehen sahen. In seinem Büro soll ein Bild Ludwig XIV., des Sonnenkönigs, gehangen haben, mit Renners Konterfei hineinmontiert. Er veranstaltete „Il Presidente“-Partys, zu denen er Gefolgsleute einlud, seinen „Hofstaat“, wo er selbst Platten auflegte, sich als Manager gab, der eigentlich Rock ’n’ Roller sein wollte, als Förderer deutscher Musiker. Es waren die letzten guten Jahre der Musikindustrie.

Inga Humpe, die später mit 2Raumwohnung einen großen Hit landen sollte, hatte andere Erfahrungen gemacht. Etliche Musiker seien von Universal in gerichtliche Auseinandersetzungen gezwungen, Karrieren seien beendet worden, klagte sie in der „Zeit“. Und es gibt nicht wenige, die Renners Abgang bei Universal 2004 als verkappten Rauswurf interpretieren. Einer sagt, Renner sei auf der Ausgabenseite des Lebens geboren worden.

Wegbereiter des Wowereit-Slogans "Berlin ist arm, aber sexy"

Wowereit dürfte ihm dafür dankbar sein. Indem Renner den Umzug des Konzerns nach Berlin vorantrieb und managte, begründete er den Ruf Berlins als Pop-Hauptstadt des Landes. Nur deshalb konnte Wowereit behaupten, dass seine Stadt arm, aber sexy sei.

Weil Renner sich 2004 überdies sehr in der Enquetekommision zur Zukunft Berlins engagierte, liegt es nahe, in ihm den Richtigen für eine Stadt zu sehen, in der sich immer neue Start-up-Unternehmen ansiedeln. Mit Vehemenz vertritt Renner nämlich die Segnungen der digitalen Wende, der die Musikbranche die Halbierung ihrer Umsätze in den vergangenen zehn Jahre verdankt. Zwischen den Internet-Checkern, die Google vergangene Woche in den Römischen Hof Unter den Linden zu einer Diskussionsrunde eingeladen hat, fühlt sich Renner zumindest sichtlich wohl. Wie immer zieht er die Lehre aus dem Niedergang der Musikindustrie. Die habe die Kontrolle behalten wollen, das sei ihr Problem geworden. Im Internet müsse man Macht abgeben. „Sonst ist man fucked, und ich sage ,fucked‘ jetzt nicht mehr.“

Manche verstehen Renners Empfehlungen, zum Beispiel an die Buchbranche, den digitalen Zugang zu Büchern zu erleichtern, als Angriff auf ein ehernes Kulturgut. Er müsse das doch jetzt schützen, nicht dessen Abschaffung predigen, lautet der Vorwurf an den Staatssekretär.

Auf Tim Renner warten schwierige Aufgaben

Auf Renner warten in der Tat schwierige Aufgaben. Eine Ahnung davon bekommt er auf einer harmlosen Preisverleihung im Haus der Berliner Festspiele. Der George-Tabori-Preis wird an freie Gruppen vergeben. Zu den Geehrten zählt auch Sasha Waltz, mit der er sich über einen Status und entsprechende Fördermittel zu einigen hat, was der Senat bislang nicht geschafft hat. Renner müsste es jetzt richten. Vor ihm auf der Bühne baut sich die Phalanx des Waltz-Ensembles auf, eine riesige Familie, und jedes ihrer Worte hat nur einen Adressaten, eine Botschaft: Mehr Geld, Renner!

Nun ist Tim Renner mit Jochen Sandig, dem Manager der Waltz-Compagnie, gut befreundet. Das dürfte sich richten lassen. Auch für die Volksbühne, wo die Castorf-Ära zu Ende geht, muss eine Lösung gefunden werden, und fürs Berliner Ensemble auch. Und dann ist da noch die Frage, was er mit seinem Amt anstellen, wohin er Prioritäten verschieben will. Der Staatsekretär sei in diesen Wochen durchweg mit Arbeitsgesprächen belegt, heißt es. Abends dann, auf einem Empfang für Museumsfreunde im Roten Rathaus, hüpft Renner aufs Podium und sagt den aus aller Welt angereisten Gästen: „I am not the Mayor.“

Das sei jetzt ungeschickt gewesen, erwidert ein kleiner Mann mit amerikanischem Akzent. Er ist Präsident einer Foundation von Museumsfreunden, die sich in Berlin zu einem Kongress treffen. Und er mag den Blondschopf mit Beutelrucksack und Sneakers, der ihm als Gerade-eben-erst-Politiker vorgestellt worden ist. Aber an einem Satz wie „ich bin nicht der Bürgermeister“ könne man erkennen, „dass Tim noch kein Politiker ist“. Wäre er einer, fährt der grauhaarige Herr fort, hätte er den Satz niemals gesagt. Nun würden alle, die in dieser Stadt Bürgermeister werden wollten, in ihm einen Konkurrenten sehen und ihm schaden.

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