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Stück um Stück. Während ihrer Zeit in Köln verrichtete Eleni Apostolidou verschiedenste Arbeiten. Unter anderem wickelte sie Stahlbänder auf Spulen.

© privat

Vor der Griechenland-Wahl: Deutschland, ein Oma-Märchen

Wenn der Vater kam, brachte er Geschenke aus diesem Land, das ein Paradies zu sein schien. Eleni Apostolidou vertraut den Deutschen bis heute mehr als der griechischen Politik. Lesen Sie hier einen Auszug und den vollständigen Beitrag im digitalen Kiosk Blendle.

Wenn Eleni Apostolidou ihre Enkelsöhne ins Bett bringt, kommt ihr manchmal die Vergangenheit entgegen. „Oma, erzähl mir bitte ein Deutschlandmärchen“, bat einer neulich. „Erzähl uns, wie du hingefahren bist“, bettelte ein anderer. „Erzähl uns, wie du die hohen Absätze getragen hast. Erzähl uns, wo du gearbeitet hast. Erzähl uns, was du von dort mitgebracht hast. Erzähl uns, warum Uropa dort war.“

Es waren nur zehn Jahre, die Eleni Apostolidou in Deutschland verbracht hat, und diese sind lange her. Von 1965 bis 1975 lebte sie als griechische Gastarbeiterin in Köln. Klebte Preisschilder auf Lebensmittel, verpackte Eau de Cologne. Bis heute strahlt dieses Jahrzehnt in ihr Leben. So sehr, dass die vier Enkel glauben, ihre Oma habe in einem Traum gelebt. In Deutschland lernte sie ihren Mann kennen, dort heiratete sie, gebar zwei Kinder. Und aus Deutschland erhalten sie und ihr Mann heute noch Geld: jeden Monat 400 Euro, seit vier Jahrzehnten.

Eleni Apostolidou ist 65 Jahre alt und lebt mit ihrem Mann Argyris in Mavrodendri, einem Dorf in der Nähe der nordgriechischen Stadt Kozani. Als sie vor 40 Jahren in die Heimat zurückkehrten, erkannte jeder auf der Straße, dass diese zwei zu denen gehörten, die in Deutschland gearbeitet hatten. Sie sprachen leiser, trugen vornehmere Kleidung. Heute unterscheidet sie nur noch eines von den übrigen Bewohnern Mavrodendris: Sie können sich Arztbesuche leisten. Vom Geld, das sie als Gastarbeiter verdienten, bauten sie in Griechenland ein Haus. Doch was ihnen tatsächlich hilft, jetzt, in den Jahren der Krise, sind die paar hundert Euro aus Deutschland. Und die vage Hoffnung, dass sich das Leben der Griechen nach den Wahlen an diesem Sonntag wieder verbessern könnte...

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Olga Havenetidis

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