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Am Pult. Magdalena Pawlisz dirigiert die Brandenburger Symphoniker.

© M. Witte

Dirigieren an der UdK: Alles echte Handarbeit

Die Praxis steht im Mittelpunkt: Beim Dirigierstudium leiten die Studierenden ganze Profi-Orchester.

Wie lernt man, ein Instrument zu spielen, das man sich nicht eben mal kaufen kann, auch nicht mit einer schönen Erbschaft? Klaviere stehen in Musikschulen zur Verfügung, auch auf großen Orgeln kann man in Kirchen üben, aber ein ganzes Orchester, sprich: an die hundert Musikerinnen und Musiker und ihre Instrumente?

Genau darin besteht die Herausforderung des Studiengangs Dirigieren. Magdalena Pawlisz, ausgebildete Geigerin und nun Dirigierstudentin von UdK-Professor Steven Sloane, wählte diese Hochschule für ihr weiterführendes Studium, „weil ich hier nicht nur ein, zwei Klavierspieler dirigiere, wie es bei meinem Bachelor-Studium üblich war. An der UdK Berlin arbeite ich regelmäßig mit einem professionellen Orchester, und ich konnte sogar bei der Opernproduktion ’La Bohème’ am Theater Magdeburg Szenen mit dem Orchester im Graben und Sängerinnen und Sängern auf der Bühne proben.“ Aufgeregt erzählt Magdalena von ihrer Zeit in Magdeburg am Dirigentenpult und schwärmt von der „großartigen Möglichkeit, am Spielort üben zu können. Das war wie in einem Laboratorium für mich!“

Nur wenige Tage später hatte sie ihren ersten öffentlichen Auftritt in Berlin mit den Brandenburger Symphonikern im Rahmen der Musikfestwochen der UdK Berlin „crescendo“. Magdalena dirigierte die Prometheus-Ouvertüre und eröffnete das Konzert, in dem auch drei weitere Kommilitonen am Pult standen.

Wer auf die Kleidung achtete – wie häufig üblich, wenn Frauen am Pult stehen –, stellte fest, dass sie als einzige im Frack dirigierte, während die Herren viel legerer gekleidet waren. Doch solange das Aussehen das einzige Problem ist, mit dem man als Dirigentin zu kämpfen hat, kann man froh sein.

"Die jungen Dirigenten sind so offen und neugierig"

Die Lebensläufe vieler professioneller Dirigentinnen berichten von offener Diskriminierung, wie sie Elke Mascha Blankenburg in ihrem Standardwerk „Dirigentinnen im 20. Jahrhundert“ gesammelt hat. Bei den Orchestermusikerinnen und -musikern des „crescendo“-Abends ist davon nichts zu spüren. Sie machen einen anderen Unterschied aus, der mit dem Alter zu tun hat: „Die jungen Dirigenten sind so offen und neugierig. Das zu erleben ist für uns eine Freude.“ Doch einen Unterschied, ob man von einer Frau oder einem Mann dirigiert werde, nein, den könnten sie nicht bestätigen. „Es kommt doch immer auf die Persönlichkeit an und auf die Musikalität."

So wird es auch an der International Conducting Academy Berlin (ICAB) gesehen. Wichtig für die Aufnahme der Dirigierstudentinnen und -studenten sind die Erfahrungen, die sie bereits mit Orchestern haben. Bei Null anzufangen, ist ausgeschlossen, da die Studierenden von Beginn an mit Berufsorchestern arbeiten. Darüber hinaus ist auch ihre Körpersprache wichtig und dass sie hören können, was sie in der Partitur lesen.

Und wie lehrt man Dirigieren? Die Studierenden stehen im Raum und dirigieren nach Noten, was der Lehrer daraufhin kommentiert. Hier geht es vor allem um die Technik: die Haltung, den Blick, die Bewegung und konkret – um die Hände. All das bereitet auf die Praxis vor, die zählt nämlich. Das bestätigt auch Harry Curtis, der am ICAB lehrt: „Es ist wichtig für angehende Dirigenten, dass sie mit professionellen Orchestern arbeiten und dort ihre Erfahrungen machen. Nur daraus lernen sie dauerhaft. Wir müssen sie gut darauf vorbereiten. Sie dürfen nicht zu viele und unsinnige Fehler machen, damit würden sie die Orchester verärgern. Und das ist für einen Dirigenten kein Spaß.“

Constanze Beger

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