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UdK-Professorin Susanne Fontaine: Die Kunst, Künste zu unterrichten

Susanne Fontaine ist keine, die ein Blatt vor den Mund nimmt. Spricht man die Professorin am Institut für Musikwissenschaft, Musiktheorie, Komposition und Musikübertragung der UdK Berlin zum Beispiel auf die Ausbildung von Kunst- und Musiklehrern an, dann schüttelt sie energisch den Kopf und legt los: "Die Reform der Lehrerbildung ist eine Katastrophe.

Susanne Fontaine ist keine, die ein Blatt vor den Mund nimmt. Spricht man die Professorin am Institut für Musikwissenschaft, Musiktheorie, Komposition und Musikübertragung der UdK Berlin zum Beispiel auf die Ausbildung von Kunst- und Musiklehrern an, dann schüttelt sie energisch den Kopf und legt los: "Die Reform der Lehrerbildung ist eine Katastrophe. Denn sie sieht unter anderem vor, dass Studierende, die Musik oder Kunst auf Lehramt studieren, künftig wesentlich weniger Zeit für ihre künstlerische Entwicklung haben. Die Fächer Kunst und Musik werden dadurch abgewertet und an den Rand gedrängt. Und nun ist es an uns, Wege zu finden, wie wir die hohe Qualität der Kunst- und Musikausbildung trotzdem erhalten können."

Es ist nicht zu übersehen: Susanne Fontaine brennt für das Thema Schule. Deshalb ist sie auch stellvertretende Vorsitzende der Ständigen Kommission für Lehrerbildung an der UdK Berlin. Gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Kollegen diskutiert sie hier, wie die Reform, die in diesem Jahr beschlossen wurde, umgesetzt werden kann. Besonders die übungsintensive künstlerische Ausbildung ist dabei ein wichtiger Aspekt.

Gute Lehrer müssen Schüler begeistern

"Die eigene Künstlerpersönlichkeit ist essenziell, wenn es darum geht, Schüler in Kunst oder Musik zu unterrichten. In diesen Fächern geht es um einen anderen Zugang zur Welt. Das Wissen ist hier nicht Zweck, sondern Mittel. Allein deshalb kann ein guter Kunst- oder Musiklehrer nur sein, wer die Schülerinnen und Schüler begeistert und ihnen ein Vorbild ist", erklärt Susanne Fontaine. "Denn das Verständnis von Kunst und Musik hat man nicht automatisch, besonders wenn man keinen bildungsnahen Hintergrund besitzt." Und so sieht sie in der Forderung nach gutem Kunst- und Musikunterricht von fundiert ausgebildeten Lehrerinnen und Lehrern auch und vor allem eine gesellschaftspolitische Forderung.

Diese Haltung kommt nicht von ungefähr. Susanne Fontaine arbeitet derzeit an den Schwerpunkten "Musikleben der Weimarer Republik" und "Römisches Barock zwischen Tridentiner Konzil und Aufklärung". Hier beschäftigt sie sich mit dem Wechselspiel von Kunst und Politik: Macht kann mit Hilfe von Kunst unterstützt werden, aber Kunst kann auch Machtstrukturen hinterfragen. "Umso wichtiger ist es, dass jeder einen Zugang zum kulturellen Leben hat und diese Kritik verstehen kann", betont Fontaine.

Geprägt durch ihre Forschung über das Musikleben der Weimarer Republik vertritt sie die Auffassung, dass der Staat seiner Verantwortung gerecht werden muss. Sie findet es wichtig, dass das öffentliche Bildungs- und Kultursystem staatlich geschützt wird. "Dazu braucht es jedoch auch Staatsbürger, die Kunst als identitätsstiftendes Kulturgut ansehen", fügt sie hinzu und bringt ihre Kritik auf den Punkt: "Kunst an sich ist alltägliches Lebensmittel und nicht das Sonntagsessen."

Mareike Blank

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