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„Keine Impulse, nur leere Ankündigungen.“ So bilanzierte die FDP 100 Tage, nachdem der Fischfabrikant und Ex-Finanzsenator aus Bremen 2009 sein Amt in Berlin angetreten hatte. Die Grünen sahen das ähnlich, und in der SPD wussten viele Genossen nicht, was sie von dem parteilosen Millionär mit sozialem Touch und schnittigem Bentley Coupé halten sollten. Erschwerend kam hinzu, dass Ulrich Nußbaum in die großen Fußstapfen eines Thilo Sarrazin treten musste. Er tat es relativ gelassen, beschützt vom Regierungschef Klaus Wowereit und einem unbekümmerten Selbstbewusstsein. Nach einer schwierigen Anlaufphase, in der viele Ideen und gute Absichten im märkischen Sand versickerten, wurde aus Nußbaum ein solider Verwalter der öffentlichen Finanzen und ein gern gesehener Vermittler zwischen Senat und privater Wirtschaft. Trotzdem stand er zeitweilig auf der Kippe, kann jetzt aber mit einem gewissen Stolz darauf verweisen, dass er nach der Wahl 2011 neben Wowereit der einzige politisch Überlebende im Berliner Senat ist. Nußbaums größte Tat war die Umsetzung der Schuldenbremse für Berlin. Das von ihm geforderte Nullwachstum der öffentlichen Ausgaben bis 2020 ist zum Allgemeingut auch der rot-schwarzen Koalition geworden. Mit zwei neuen Staatssekretären ist die Berliner Finanzverwaltung an der Spitze gut aufgestellt. Der Senatsentwurf für den Haushalt 2012/2013 trägt Nußbaums Handschrift. Daran können sich nun alle reiben. Und weil der Mann wahrlich nicht frei von Eitelkeit ist, freut er sich über die aktuellen Umfragen, die ihn bei den Beliebtheitswerten ganz oben auf dem Treppchen neben dem Regierungschef sehen.

© dpa

Thema

Ulrich Nußbaum

Ulrich Nußbaum, Jurist, Professor und parteiloser Politiker, war von 2009 bis 2014 Senator für Finanzen in Berlin. Von 2018 bis 2021 war er Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. Lesen Sie hier alle aktuellen Beiträge zum Politiker und zur Person Ulrich Nußbaum.

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Zwischen Pampigkeit und mitreißendem Charme - Klaus Wowereit hatte alles drauf. Und der jetzt scheidende Regierende Bürgermeister von Berlin hat einiges erreicht. Doch für viele Kernthemen der Stadt entwickelte er kein Gespür. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Gerd Appenzeller
Senator ist er - aber in den BER-Aufsichtsrat möchte er nicht: Ulrich Nußbaum.

Auffällig engagiert äußerte sich der Finanzsenator jüngst zum Flughafen BER. War das etwa eine diskrete Bewerbungsrede für den Aufsichtsratsvorsitz? So einiges spricht dagegen - dafür deutet einiges darauf hin, dass Nußbaum sogar um seinen Job als Senator bangen muss.

Von
  • Ulrich Zawatka-Gerlach
  • Klaus Kurpjuweit