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Mit "At-At" von Tomoko Azumi & Barbara Etter ( Röthlisberger) ist eine gemütliche Nische zum Schreiben schnell arrangiert.

© Röthlisberger

Heimbüro: Ein Sekretär für Laptop & Co

Im neuen Zeitalter mobilen Arbeitens hat der Schreibtisch ausgedient. Das wuchtige Möbel ist überflüssig. Filigrane Ablagemöglichkeiten hingegen feiern eine Renaissance.

Tragbare Computer und Telefone machen es möglich, dass man heute vom Liegestuhl aus ebenso arbeiten kann wie auf dem heimischen Sofa. Ein Schreibtisch erscheint unter diesen Bedingungen wie eine Erfindung aus grauer Vorzeit, in der man mit dicken Kabeln und klotzigem Bildschirm an einen bestimmten Ort gebunden war.

Doch er kehrt zurück. Viele Möbelfirmen stellen plötzlich filigrane Sekretäre her. Die meisten haben ein kleines Fach für Stifte oder einen Aktenordner. Ein Laptop findet auf der Arbeitsplatte Platz, aber das war es dann eigentlich auch.

Auch wenn die neuen Sekretäre keine Raumwunder sind, beweisen sie, dass man ihn doch braucht, den festen Ort in der Wohnung, an dem man Notizzettel deponiert, immer einen Stift und eine Schere findet und sich zum Schreiben niederlassen kann. Im Flur, im Wohn- oder im Schlafzimmer machen sich die Tischchen gleichermaßen gut.

„42,5 Prozent aller Unternehmen ermöglichen zumindest Teilen ihrer Belegschaft zeitweise zu Hause zu arbeiten“, sagt Barbara Schwaibold vom Verband Büro-, Sitz- und Objektmöbel e.V. (bso) in Wiesbaden. „Viele Menschen, die tagsüber im Büro oder beim Kunden tätig sind, rufen abends zu Hause ihre Mails ab. Mit Laptop, Tablet oder Smartphone ist das prinzipiell auch auf dem Sofa möglich. Ein eigener Ort, der für diese Art von Tätigkeiten reserviert ist, hat jedoch einige Vorteile: Er kann zum Beispiel helfen, sich auf die aktuelle Aktivität zu konzentrieren.“

Spätestens, wenn schnell Notizen gemacht werden müssen oder wichtige Unterlagen benötigt werden, erweisen sich eine Schreibunterlage und ausreichend Platz zur Aufbewahrung von Stiften und anderen Utensilien als sinnvoll.

Sekretäre seien als alleiniger Arbeitsplatz im Homeoffice zwar etwas knapp bemessen. Für Menschen, die wenig Platz haben und nur gelegentlich in der eigenen Wohnung arbeiten, stelle er aber eine gute Alternative zum traditionellen Schreibtisch dar, der doch viel Raum benötigt. „Sekretäre haben zudem den Vorteil, dass Technik und Unterlagen schnell verstaut werden können und so auch mal aus dem Sichtfeld verschwinden“, sagt die bso-Sprecherin.

Kein Platz für Überflüssiges

Das ist zum Beispiel bei dem Sekretär „Nota“ von e15 möglich. Die Berliner Architektin Elisabeth Lux hat sein Innenleben durch vertikale und horizontale Fächer strukturiert. Sie bilden einen farblichen Kontrast zu der puristischen Oberfläche in Dunkelgrau oder Weiß. Die Arbeitsplatte lässt sich aufklappen, wenn man sie benötigt und versteckt sonst elegant das Heimbüro.

„Vorläufer der heutigen, meist filigranen Sekretäre war der sogenannte Schreibschrank“, weiß Barbara Schwaibold. „Sukzessive entwickelte sich aus dem ursprünglich recht kompakten Möbel der Sekretär, ein Tisch mit aufgesetzten Schrankmodulen und Aufbewahrungselementen, der deutliche Parallelen zu heutigen Schreibtischen mit Organisationsmodulen in der sogenannten dritten Ebene aufweist.“

Auf den Retro-Charakter der Sekretäre spielt der Name des Tischchens „Novelist“ von Christophe Pillet für Lema an. Er ruht auf einem gekreuzten Metallständer und besteht aus edlem Walnussholz. Die Arbeitsfläche ist mit Leder ausgekleidet. In einem aufklappbaren Fach ist Platz für Stifte. Die schmalen Schubladen bieten in dem Tischchen strukturierten Stauraum, der den Besitzer zur Ordnung erzieht. Hier ist absolut kein Platz für Überflüssiges.

Mehr eine Ablage als ein eigenständiger Tisch ist das 135 Zentimeter breite Modell „Mamba“ von MDF Italia. Designer Victor Vasilev stellte ihn 2012 auf der Internationalen Möbelmesse in Köln vor. Er hatte ein Band im Sinn, das sich organisch an der Wand entlang schlängelt. Immer wieder verjüngt sich die mattweiße Fläche aus Cristalplant. Eine LED-Leuchte taucht die Unterlagen von oben ins passende Licht – und spart dabei auch noch Strom.

Für Barbara Schwaibold ist das Homeoffice das Büro der Zukunft. Sie sagt: „Wenn kein separater Arbeitsraum zur Verfügung steht, wird die Herausforderung bei der Einrichtung von Homeoffices auch künftig darin bestehen, Berufliches und Privates einerseits zu kombinieren und andererseits sinnvoll zu trennen. Wie diese Verbindung aussehen wird, hängt vor allem davon ab, wie lange im Homeoffice gearbeitet wird und welche Tätigkeiten dort erbracht werden.“

Wer nur mal eben zwischendurch noch die eine oder andere Aufgabe zu Hause erledigt, werde künftig zwischen sekretärähnlichen Tischen, Stehpulten und neuen Sesselvarianten mit integrierter Ablagefläche für Laptop oder Tablet auswählen können, prophezeit sie.

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